Herausragender Rotwein aus Apulien

Sinfarosa Zinfandel Primitivo di Manduria Crus von Felline und Gregory Perrucci

Foto ganz oben: Gregory Perrucci mit Sinfarosa und dem Buch über den Manduria Primitivo.
Foto oben: Gut gekühlt schmeckt Primitivo auch zum Fisch, doch bei diesem Gang tranken wir "Edmont Dantes", den flaschenvergorenen Fiano in der Magnum aus dem Keller von Felline.

Primitivo ist einer der bedeutenden Rotweine Italiens, die man getrunken haben sollte! Getrunken hat ihn fast jeder schon einmal, weil er die letzten Jahre ein sehr populärer wie erfolgreicher Rotwein geworden ist. Doch möchte ich den Blick und den Gaumen schärfen für das, was dessen Faszination ausmacht. Wie beim Chianti und beim Prosecco ist auch beim Primitivo eine Unterscheidung sehr wichtig. Die Faszination von Wein als kulturell aufgeladenes Produkt hat Chianti Classico, Prosecco Superiore und Primitivo di Manduria in sich, denn hier sind die Wurzeln tief und echt, hier ist der Wein keine anonyme Abfüllerware, die im Supermarkt zum Schleuderpreis palettenweise verkauft wird.

Erfolgsgeschichte Sinfarosa

Primitivo ist eine relativ junge Erfolgsgeschichte, früher wurde der kräftige und fruchtsüße Wein mit ansprechender Säure im Valpolicella oder der Toskana zum Aufhübschen der dortigen Weine genutzt, oder in großen Tankschiffen nach Spanien oder Frankreich geschifft. Heute sind die Anbaugebiete in Apulien fest in der Hand des Primitivo, selbst im von der Rebsorte Negroamaro dominierten Salento Anbaugebiet wächst die Rebfläche rasch. Umso mehr ist es von Bedeutung, sich die Weine genauer anzuschauen, die von alten Alberello-Stöcken aus der Gegend der Stadt Manduria stammen. Denn nur dort wächst Primitivo di Manduria, aber kein Primitivo del Salento bzw. Primitivo di Puglia!

Der Winzer Gregory Perrucci hat mit seinem Weingut Felline den Primitivo aus Manduria in den neunziger Jahren aus dem anonymen Fassweinsegment als Flaschenwein auf Tische und Titelseiten in aller Welt emporgehoben. Diese Leistung ist durchaus vergleichbar mit dem, was der berühmte Angelo Gaja sich als Verdienste für den Barbaresco im Piemont erworben hat. Perrucci ist ein nimmermüder Kämpfer für die gute Sache. Er hat seinen Weg, die Kellerei des Vaters zu übernehmen, bewusst gewählt und – so wird es erzählt - auf eine mögliche Karriere als Klavierpianist verzichtet. Wahrscheinich hätte er sich mit der Musik viel Ärger über unsinnige Vorschriften und die Lethargie der Behörden in Apulien erspart, aber so ist es nun einmal...

Die Spitze kostet bei Felline vergleichsweise wenig

Die Kellerei liegt am Ortsrand von Manduria, dem Epizentrum des Alberello-Primitivo. In der Nachbarschaft liegen etliche Genossenschaften, die den Anbietermarkt traditionell dominieren. Felline ist eine vergleichsweise große Kellerei, das Team erzeugt auch eine überzeugende Reihe erfolgreicher Weißweine. Doch die Primitivo-Weine waren und bleiben der Mittelpunkt des Wirkens, daran hängt das Herz von Perrucci. Der Fokus liegt auf drei Cru-Rotweinen, die von unterschiedlichen Böden stammen. Sie heißen Giravolta, Dunico und eben Sinfarosa Zinfandel.

Die Trauben für diese Selektionen wachsen ausschließlich an alten Buschreben im Umfeld von Manduria. Die Weine sind ein echter Ausdruck des Terroirs Manduria und leben von der Geschmacks- und Aromendichte, und nicht - wie viele Primitivo-Weine – von der Restsüße und den vordergründigen Holzaromen. 

„Nach 25 Jahren gibt es heute dutzende Anbieter, doch die Weine von Felline zählen jedes Jahr zum Besten (und preiswertesten), was sie probieren können.“

Der Sinfarosa Zinfandel ist eine Anspielung auf die genetische Identität der beiden Rebsorten aus Apulien und Kalifornien. Diese Erkenntnis ist auch sein Verdienst, denn Gregory ist nicht nur ein Vollblutwinzer, sondern auch ein Literat, Forscher und Historiker in Sachen Primitivo. 
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Sorte übers Meer nach Kalifornien gelangt ist. Der Primitivo Sinfarosa ist nach seiner Aussage mit seinen würzigen Aromen von Pfeffer bis Lakritz auch am Nächsten dran am Nachfahren bzw. jüngerem Bruder aus Kalifornien. 

Nach der selektiven Ernte per Hand werden die Trauben bei kontrollierter Temperatur im Stahltank vergoren und danach im französischem und amerikanischem Eichenholzfass für 9 Monate ausgebaut. Und noch etwas ist sehr wichtig zu betonen: Diese konzentrierten Rotweine wie Dunico oder Sinfarosa sind langlebig, sie können sich bis zu 10 Jahren in der Flasche vervollkommnen. Der Sinfarosa wächst auf dunkelbrauner bis schwarzer Erde, die zu Rotweinen mit Komplexität in den Aromen führt.

Wie schmeckt der Sinfarosa Zinfandel aus Manduria?

Im Glas zeigt der Sinfarosa ein lebendiges Ziegelsteinrot. Er besitzt die kompakte Nase eines kräftigen Manduria ohne zu ausladend zu sein, reife Brombeerenfrucht und Schwarzkirsche stechen hervor. Am Gaumen ist er dicht gewebt, mineralisch, ausgewogen, gleichsam zupackend mineralisch mit herrlich angebundener Intensität. Die komplexen Aromen reichen von feinem Leder über Tabak bis Zartbitter-Schokolade. Mit seinem festem Kern und vielschichtigem Charakter ist der Zinfandel Sinfarosa zweifelsohne einer der ICON-Weinen von Manduria, der die „Drei Gläser“ des Gambero quasi abonniert hat. Prädikat sehr wertvoll! In der Wein- und Speisenkombination empfehle ich kräftigen Kuhmilchkäse wie Gruyere, geschmortes Gemüse a la Ratatouille und winterliche Fleischschmorgerichte mit Maronen und Feigen.

Mehr erfahren: Das Portrait in den Nahaufnahmen von Felline und Perrucci

Foto unten: Altes und neues Etikett des Sinfarosa und die Bodenzusammensetzung des Primitivo-Cru aus Manduria.