Lagrein Taber Bozen Filippi Gries

Fünf Zutaten für einen großen Wein!

Foto ganz oben: Kellermeister Stephan Filippi im Keller (ehemaliger Keller in Gries) beim Verkosten des Jungweines Lagrein Taber. Foto oben: Trauben von echt alten Rebstöcken sind die wertvolle Grundlage für den Taber, Foto unten: Vertikale in der neuen Kellerei Bozen am Stadtrand der Stadt.

Man kann einen Wein so präsentieren: Gambero Rosso 3 GLÄSER, Robert Parker/The Wine Advocate 2023 – 93/100, Falstaff Wein Guide 2023 – 93/100, BIBENDA 5/5 GRAPPOLI, Doctor Wine Daniele Cernilli – 96/100, Vinibuoni d’Italia 4 STERNE CORONA, The WineHunter Award 2022 RED, VITAE 3/4 REBEN, Gardini Notes – Luca Gardini – 98/100. Vom Gambero erhielt der Wein in jedem Jahr die Drei Gläser Spitzenauszeichnung, und das seit 25 (!) Jahren fast ohne Ausnahmen! Und dokumentiert damit, dass der Taber Riserva zur Spitze des Rotweins in Italien und des Lagrein in Südtirol zählt. Der erste Jahrgang des Weines war übrigens der 1988er, das Jahr, in dem Stephan Filippi als Kellermeister (und seine Karriere) begonnen hat. Als dann der Gambero Rosso (mit dem damaligen Herausgeber Daniele Cernilli, erklärter Südtirol-Fan) im Jahre 1995 erstmal erschien, erhielt der Taberhof auf Anhieb die Drei-Gläser-Auszeichnung.

Doch was ist für uns das Bemerkenswerte dieses jetzt schon legendären Rotweines? Lagerfähigkeit ist gesetzt bei Bordeaux, Burgund, Barolo, für autochthone Rebsorten ist das dagegen eine starke Leistung. Ich habe im letzten Frühjahr mit Stephan Flilippi in der Kellerei einen 1998er Taber getrunken und war begeistert, wie stimmig und balanciert sich der Wein nach 25 Jahren zeigte. Derzeit machen laut Filippi die Jahrgänge 2000, 2007, 2009 und 2011 so richtig Freude; sie zeigen die ganze „Grandezza“ des Weines. 

Lagrein in Südtirol - Aus der Nische auf die große Bühne

Die Rebsorte fristete in den neunziger Jahren in Südtirol fast ein Nischendasein. Erst dank Leitweinen wie dem Taber und deren Erfolg wurde die Anbaufläche ausgeweitet. Die Sorte wächst heute nicht nur im angestammten Schwemmlandgebiet von Bozen/Gries, sondern von Meran bis Magreid. Das Rückgrat des Taber sind mehr als 80 Jahre alte Reben auf warmen, sandigen Schwemmböden in Gries bei Bozen, ca. 250 Meter ü.d.M. Er liebt die warmen Temperaturen des Bozener Kessels und braucht zum Ausreifen der Tannine und die Ausprägung der Frucht einen warmen Sommer wie auch die abendlichen Fallwinde, die in der Nacht für Abkühlung sorgen. Es ist eine Rebsorte, welche die warmen Jahre mag. Übrigens wurde der Taber (ehemals Taberhof) nur in den Hageljahren 2008 und 2019 nicht erzeugt. 

Zur Webseite der Kellerei https://www.kellereibozen.com/riserva/taber/

Sein bärenstarker Charakter zeigt sich auch nach der traditionellen Rotweingärung und dem Ausbau in französischen Barriques: Wie dichte Tinte, undurchdringlich vom Licht, präsentiert er sich im Glas. Der Taber zeigt seine prägnante Frucht von reifen Kirschen, Rosen und Veilchen mit der Assoziation von Humus, Bitterschokolade und etwas Erdigem, was nur der Lagrein besitzt.
Ist die Sorte Lagrein mit irgendwas zu vergleichen? Für Stephan hat sie geschmacklich Verwandtschaft mit dem Teroldego aus dem Trentino (übrigens auch genetisch, es sind nahe Verwandte). Doch andere Böden und ph-Werte sorgen mit den Reifejahren dafür, dass sie sich deutlicher unterscheiden. „Obwohl der Syrah von der Rhone ein sehr markantes, anderes Aromenprofil besitzt, gibt es in der Struktur eine fühlbare Verwandtschaft zum Lagrein“, führt Filippi aus.

Taber - Ein Kultwein zwischen Wandel und Kontinuität 

Beim Holzeinsatz hat sich einiges über die Jahre gewandelt. Bis zum Jahre 1999 lag der Neuholzanteil nahe der 40%, war spürbarer; bis 2010 wurde der Anteil auf 25 % zurückgefahren und danach wieder auf ca. 35% anzuwachsen. Die alten Reben und die Weinbergsarbeit (zusammen mit dem Klima) garantieren heute mehr Dichte und Struktur im Jungwein, was durch ein Gegengewicht auf der Holzseite in Balance gebracht wird.
Seine Gerbstoffe zu zähmen, das ist die Herausforderung, der sich Kellermeister Stefan Filippi Jahr für Jahr stellt. Doch mit den mineralischen Gerbstoffen der alten Reben und der gekonnten Vermählung mit den Holztanninen entsteht ein fast samtiger, voller Wein, der Tiefe und Eleganz mitbringt. Und jedes rauhe und ruppige Ansinnen, was die Rebsorte in Jungweinen besitzt, rückt in weite Ferne. 

Die Kellerei Bozen, die aus der St. Magdalener und Grieser Kellerei entstanden ist, ist mit Abstand der größte Produzent von Lagrein (und Vernatsch) in Südtirol. Daraus entwickelt sich Erfahrung und Vertrauen, so dass die Prestige Riserva Gries sowie der Collection Lagrein Baron Eyrl ebenfalls gesuchte und geschätzte Rotweine in Südtirols Gastronomie und dem europäischen Handel sind. Mir persönlich gefällt auch der ungeschminkte und fruchtbetonte Lagrein in der Klassik-Linie sehr gut!

Zum Weinwelten Artikel der Kellerei in den Nahaufnahmen: Weingutsportrait Kellerei Bozen