Das Valpolicella in Venetien - Eine Erfolgsgeschichte

Unser Spezial zu den angesagten Rotweinen Amarone und Valpolicella Ripasso; mit aktuellen Zahlen & Kultur und Essenstipps  

Das Valpolicella ist eine grüne, meist hügelige Landschaft mit Kirschen, Oliven und Nadelgewächsen (FOTO). Dass es hier auch steilen Hänge gibt, an denen die Weinberge liegen, ist für viele eine Überraschung. Zumal dann, wenn man entlang der flachen Weinorte Negrar und Fumane, die am Eingang der verschiedenen Täler liegen, in Richtung Verona fährt. Die Landschaft ist wunderschön, das Essen schmackhaft, die Ernte reich, die Früchte süß und die Weine ein echter Exportschlager: hier in der Valpolicella zeigt sich Italien einmal mehr von seiner schönsten Seite.

In Nachbarschaft zu Bardolino und Soave

Im Osten erstreckt es sich bis zum Soavegebiet und im Westen bis zu den Anbauflächen des Bardolino – das Valpolicella, vielen nur in Verbindung mit seinen Weinen ein Begriff. Aber selten nur findet man eine so abwechslungsreiche und faszinierende Landschaft, die als echtes El Dorado für Naturliebhaber bezeichnet werden kann. Beeindruckende Landschaftsbilder in teils unberührter Natur wechseln sich ab mit weitläufigen Weinbergen und laden zum Wandern, Biken und Entdecken ein.
Die geographische Lage mit den klimatisch günstigen Bedingungen zwischen Verona und dem Gardasee macht diese Region aber nicht nur für Touristen und Besucher anziehend, sondern ist für seine Bewohner auch eine landwirtschaftlich ausgesprochen vielfältige Region. Neben Weinbau und traditioneller Landwirtschaft werden hier vor allem Kirschen, Kiwi und Pfirsiche angebaut. Und natürlich Oliven. 

Valpolicella, Ripasso und Amarone - Eine erfolgreiche Troika

Vor allem sind es aber die Weine, die hier eine tragende Rolle spielen. Und die Weinberge sind es auch, die große Teile des landschaftlichen Bildes bestimmen. Sowohl in den tiefgelegenen Ebenen, als auch im hügeligen Hinterland. Die Menschen hier sind Bauern, in erster Linie Weinbauern. Sie lieben ihr Land und haben längst gelernt, mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:  Valpolicella-Weine sind weltweit bekannt und begehrt! Es sind die im Anbaugebiet heimischen so genannten autochthonen Rebsorten, die den Valpolicella-Weinen ihr Gesicht verleihen. Die Basis der Weine wird vorwiegend von den drei Sorten Corvina, Corvinone und Rondinella bestimmt. Dabei spielt die Corvina-Rebe dank ihrer guten Ausbaufähigkeit und ihres phenolischen Charakters eine tragende Rolle. Sie ist es, die dem Wein Struktur und Körper verleiht.

Wir durchwandern die tiefgelegenen Ebenen der Valpolicella. Überall um uns herum Weinberge, soweit das Auge reicht. Reben voller pyramidenförmiger, dicht angesetzter Trauben mit runden, blauvioletten Beeren, den Corvina-Trauben, dem wichtigstem Bestandteil valpolicellanischer Weine. Die mageren Böden hier bieten ideale Voraussetzungen für diese Rebe. 
Wir setzen die Wanderung fort und finden etwas weiter oben im hügeligen Bereich die nah verwandte Corvinone-Traube mit ihren länglicheren, blauen Beeren. Dazwischen die Rebsorte Rondinella. Sie ist in allen Lagen des Anbaugebietes vertreten. Ihre Trauben sind zylinderförmig und die Beeren haben eine dunkle, fast schwarz-violette Farbe.
Wieder unten im Tal und am Fuß der Berge werden Molinara-Reben angebaut. Ihre Trauben sind nicht sehr dicht, zweiteilig und von zylindrischer Form. Ein Belag auf den Schalen, lässt die Beeren fast weiß erscheinen. Mit einer Anbaufläche von insgesamt knapp zehn Prozent spielt die Molinara-Rebe allerdings eine eher untergeordnete Rolle. 

Die Rebsorten und das Antrocknen - einzigartig 

Jede Traube hat ihre sortentypischen Vorzüge und vermittelt ihren eigenen Charakter. Corvina Veronese wird fast reinsortig vinifiziert, da durch das Antrocknen ihre Qualitätsmerkmale besonders gut zur Geltung kommen. Sie gibt dem Wein ein leicht beeriges Aroma, gepaart mit einer Mandelnote. Die Rondinella-Traube trägt zur Farbintensität, Körper und Säure bei, während Molinara dem Wein fruchtige und delikate Nuancen verleiht. Am Ende kommt es in der Zusammenstellung - wie bei jeder guten Cuvee - auf das richtige Mischungsverhältnis an. Das ist die Kunst. Oder das Geheimnis. Die Hauptrolle hierbei lässt sich sicher der Corvina Veronese-Traube zuschreiben, die mit einem Anteil von 40 bis 80% deutlich vor den Rebsorten Rondinella (5 bis 30%) und Molinara (5 bis 10%) liegt. Eine untergeordnete Rolle spielen dagegen die Sorten Negrara, Croatina, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Sangiovese und Rossignolla. Auch sie werden angebaut, aber ihr Anteil ist verschwindend gering.
Entscheidend ist, den mineralischen Gehalt des Bodens bei den Weinen zu erhalten. Dies gelingt, weil man es versteht, nicht gegen seine Natur zu arbeiten, was sich als erstes bei der Wahl der Weinlage zeigt. Die Trauben für den Recioto stammen meist aus südwestlichen Ausrichtungen, die ausgeprägte Zuckerkonzentrationen begünstigen. Für den Amarone fällt die Lagenwahl hingegen auf östliche Ausrichtungen, wo - durch die langsamere Beerenreife - eine bessere Balance aller Komponenten erzielt wird. Im Valpolicella Classico finden sich mit seinen unterschiedlichen Böden die überraschensten Weine und in Marano die duftintensivsten. Im Ortsteil Valgatara sind sie weich im Geschmack, im Dorf Negrar dagegen wieder strenger. In Fumane sind die Weine äußerst komplex und  in der Gegend von Sant’Ambrogio besonders robust. Als vielfältigstes Territorium gilt das in San Pietro in Cariano, das den Beeren der Corvinone-Rebe ideale Bedingungen bietet.