Campania Stories 2020 – Stunde Null nach Corona

Ein aktuelles Schlaglicht von Rupert Kästel und Fabian Droste

Das zweite Mal nach 2019 nahm ich an den Campania Stories teil. „Dank“ Corona, im Jahr 2020 unter erschwerten Bedingungen. So war es eine hervorragende Gelegenheit, nicht nur einen sehr guten Überblick über die dortige Winzerszene zu bekommen, sondern gleichzeitig auch mögliche Entwicklungen im Vorjahresvergleich zu verfolgen. Die Veranstaltung Anfang September im historischen Paestum war die erste Veranstaltung des „Italien des Weins“ für die nationale und internationale Fachpresse, die nach Corona in Italien stattfand. In dem erneuerten Format sollte den angereisten Journalisten vor Ort die Gelegenheit gegeben werden, neben den aktuellen Jahrgängen aus der Region Kampanien, auch Landschaft und Weingüter in den verschiedenen Provinzen persönlich kennenzulernen.

Die Veranstaltung - professionell organisiert von Miriade & Partners -, fand in Zusammenarbeit mit dem Sommelier Verband AIS Campania und der Region Kampanien statt. Deren Präsident Vincenzo de Luca ließ es sich nicht nehmen, per Video-Liveschaltung die Teilnehmer persönlich zu begrüßen. Man merkte sofort, welch hohen Stellenwert die Campania Stories 2020 – und damit die Fortsetzung von Veranstaltungen mit Tradition im Weinbusiness - für das gebeutelte Italien in diesen Zeiten hat!

Etwa 80 Weingüter nahmen an der Ausgabe 2020 von Campania Stories teil. Die teilnehmenden Weingüter sind am Ende des Artikels - nach Provinz geordnet - aufgeführt.

Da es den teilnehmenden Journalisten freigestellt war, neben organisierten Gruppenterminen auch auf eigene Faust Winzer zu treffen, besuchte ich bereits kurz vor der abendlichen Eröffnung die Cantina Mila Vuolo bei Salerno. Die als Älteste von sieben Kindern aufgewachsene Tochter eines Arztes hat 2002 das Gut aufgebaut. In biologischer Weise erzeugt sie, neben Olivenöl und Haselnüssen, auf 3,7 ha Weinbergen ca. 15.000 Flaschen Wein, hauptsächlich Aglianico (12.000 Flaschen) und Fiano (3.000 Flaschen). Bei der Verkostung einer Vertikale der Jahrgänge von 2009 bis 2015 des Aglianico waren die Jahrgangsmerkmale sehr gut herauszuschmecken. Besonders hervorgetan haben sich dabei 2010, 2013 und 2015. Hier zeigte sich, wie gut Agilanico reifen kann und trotz der Sonne Süditaliens Jahrgänge unterschiedlich ausfallen können!
Die Weine wurden von Mila Vuolo selbst zubereitete Spezialitäten begleitet, wie Tonno sott’olio (Thunfisch im Öl), Alici sott’olio di Cetara (gesalzene Sardellen im Olivenöl, nach Art Cetara), Insalata di patate con colatura (Kartoffelsalat mit Olivenöl und Sardellensaft), Polpette di melanzane (Auberginenfrikadellen), Provolone Käse und Tomatensalat. Jedem Liebhaber der italienischen Küche läuft dabei das Wasser im Mund zusammen...

Neben den Ausflügen ins Irpinia und nach Benevento standen am letzten Tag weitere drei Weingüter am Vesuv auf meinem Programm. Diese Weingegend hatte lange Zeit eher den Ruf, einfache Weine zu produzieren, wie z.B. Lacryma Christi Rosso und Bianco. Aber auch hier hat das steigende Qualitätsbewusstsein schon seit einiger Zeit Einzug gehalten. Ziel meiner Erkundung waren die Cantina Sorrentino, der jungen Gut Bosco De’ Medici (seit 2014) und die Azienda Agricola Casa Setaro. 
Gegründet im Jahr 2004 vom jetzigen Besitzer Massimo Setaro, der die Liebe zum Wein von seinem Vater Vincenzo mitgegeben bekam. Auf 16 ha Rebfläche werden 75.000 Flaschen auf biologische Weise erzeugt. Neben den Weißweinen auf Basis von Falanghina und Captrettone (auch Coda di Volpe genannt) überzeugen hier die Rotweine. Zusätzlich zu der Laycrima Christi Riserva „Don Vincenzo“ (einem Cuvee aus Piedirosso und Aglianico), der mir erneut im Blind Tasting imponierte, fand ich den Vesuvio Piedirosso „Fuocoallegro“ 2018 besonders erwähnenswert. Es handelt sich um einen 100% Piedirosso, der in Amphoren und Holz ausgebaut ist. Ein fruchtiger, blumiger und mineralischer Wein mit sanften Tanninen und langem Abgang. Ein Wein zum Verlieben! 

Zusammengefasst: auch in Kampanien geht es insgesamt deutlich aufwärts! Innovation wie Qualitätsmanagement lassen insbesondere junge Weingüter schon in jungen Jahren beeindruckende Weine gelingen (z.B. Canonico e Santoli, mit der Taurasi Riserva „Horus“). Nicht unerwähnt sollten aber auch die zwar in Italien etablierten – in Deutschland aber weniger bekannten - Weingüter, wie Michele Perillo, Luigi Tecce und Vadiaperti bleiben. Hier lohnt es sich, die Entwicklung weiter im Fokus zu behalten!

Für die Provinz Avellino: Amarano, Antico Castello, Bambinuto, Barbot Stefania, Bellaria, Borgodangelo, Canonico e Santoli, Cantine dell'Angelo, Colli di Lapio, Contrade di Taurasi, De Gaeta, Delite, Di Marzo, Di Meo, Di Prisco, Donnachiara, Ferrara Benito, Feudi di San Gregorio, I Capitani, I Favati, Il Cancelliere, Le Masciare, Nativ, Passo delle Tortore, Perillo, Pietracupa, Regina Collis, Rocca del Principe, Tecce Luigi, Tenuta Cavalier Pepe, Tenuta del Meriggio, Tenuta Sarno 1860, Tenuta Scuotto, Tenuta di Altavilla, Terre D'Aione, Traerte, Vesevo, Vigne Guadagno, Villa Diamante, Villa Raiano.

Für die Provinz Benevento: Fontanavecchia, Fattoria Ciabrelli, Iannella Antonio, La Guardiense, La Rivolta, Monserrato 1973, Mustilli, Rossovermiglio, Terre Stregate. Für die Provinz Caserta: Alois, Cantina di Lisandro, Galardi, Sclavia, Villa Matilde Avallone. Für die Provinz Neapel: Agnanum, Astroni, Bosco dè Medici, Cantine del Mare, Casa Setaro, Contrada Salandra, La Sibilla, Martusciello Salvatore, Sorrentino, Villa Dora. Für die Provinz Salerno: Albamarina, Cantine Barone, Cuomo Marisa, Famiglia Pagano, Lenza Viticoltori, Lunarossa, Marino, Montevetrano, Polito Viticoltori, Sammarco Ettore, San Salvatore 1988, Tempa di Zoè, Vuolo Mila.