
Der Amarone von Speri ist ein Meisterwerk des Valpolicella, seit mehr als 50 Jahren, kompromisslos gut!
Von der Beständigkeit und der Begrenzung in turbulenten Zeiten
Foto oben: Der Amarone 2019 und 1995 auf dem Foto des Landgutes Sant'Urbano sowie die weiteren Rotweine, Foto unten: Die Generationen der Familie Speri im Weinberg Sant'Urbano.
Es ist nicht einfach, den Überblick über die Familie Speri zu behalten. Sogar Paolo Speri gibt dies mit einem Lächeln zu. Es gibt bis zu einem Dutzend Köpfe aus 2-3 Familien und drei Generationen. Seit Jahren sind die beliebtesten Gesichter Paolo, der Verwaltungs- und Personalleiter ist, Luca, der im Export arbeitet, und Giuseppe, der die Weinherstellung verfolgt.
“Die ältere Generation ist noch fit und leistet dank ihrer Erfahrung weiterhin einen wertvollen Beitrag für die Familie” - und wieder huscht ein zufriedenes Lächeln über Paolos Gesicht.
Speri, der Name steht für gelebte Tradition und Offenheit für das Gegenwärtige.
Schon Ende der fünfziger Jahre begann die Familie den Amarone abzufüllen. Die Historie reicht weit noch viel weiter zurück, was unteranderem ein Holzfass aus dem Jahre 1874 im Keller dokumentiert. 1933 erwarb ein Vorfahre das Landgut Sant’Urbano, 1950 exportierte man bereits Wein in die Schweiz, 1962 wurde der aktuelle Keller gebaut! Erst 1968 wurde dann die DOC Amarone geboren!
Konsequent ist das Weingut Speri über die Jahrzehnte seiner Linie treu geblieben und hat allen Versuchungen vor allem der letzten 2 Jahrzehnte, als der Amarone sich zum breitenwirksamen Kultwein entwickelt hat, widerstanden. Man erlag nicht der Versuchung, einen zusätzlichen Lagen-Amarone zu kreieren, man erweiterte nicht das Sortiment,. Man widerstand der Versuchung, eine Riserva ins Leben zu rufen.
Warum auch, dokumentiert doch der Vigna Sant’Urbano Amarone das Zeitgeschehen zurück bis in die siebziger Jahre auf unnachahmliche Weise. Zur Vinitaly bringen die Speris regelmäßig mindestens einen älteren Jahrgang mit, so konnte ich mich von der Güte des 88er und 95er überzeugen.
Das Sortiment von Speri ist kompromisslos klein, umfasst lediglich 5 Weine: Valpolicella Classico, Classico Ripasso, Classico Superiore Sant’Urbano, den bereits erwähnten Amarone Sant‘Urbano und den süßen Recioto della Valpolicella.
Dabei sind sie keine kleinen Erzeuger, wie man mutmaßen könnte. Die Weine stammen aus stolzen 60 ha Weinbergbesitz im besten Classico-Gebiet im magischen Dreieck von Fumane, San Pietro in Cariano und Negrar. Die Kellerei ist in Pedemonte zuhause. Ausschließlich eigene Trauben werden verarbeitet; das muss man bei der Qualitätseinstellung der Familie Speri nicht dazu sagen. Schon zu Beginn des Jahrtausends wechselten sie auf die biologische Anbauweise, danach implementierten sie die Bio-Regeln im Keller und sind seit 2015 für die gesamte Produktion bio-zertifiert.
Besonders wichtig für die Qualität der Trauben war eine Änderung, die Speri in den neunziger Jahren umgesetzt hat und die heute von vielen Weingütern genutzt wird. Die geneigte und geöffnete Pergola (veronese) sorge für bessere Sonneneinstrahlung und Belüftung. Das Ökosystem mit den imposanten Trockenmauern hinterlässt, da ist sich Paolo Speri sicher, zudem seinen eigenen Fingerabdruck im Wein.
Nur einheimische Rebsorten werden angebaut: die Klassiker Corvina, Rondinella und Molinara, zudem historische Sorten wie Oseleta, Rossanella, Pelara, Cabrosina und andere.
Verkaufspreis Amarone della Valpolicella Sant'Urbano: ca. 50 €
Speri hat einen eigenen Stil gefunden
Das gilt für alle Weine - und besonders der Amarone transportiert das mit seinem trockenen und präzisen Charakter. „Zurückhaltend und tiefgründig“ schlägt „überbordend und üppig“! „In den Erfolgsjahren haben uns Winzerkollegen mehr als einmal gefragt, warum wir keine weiteren Amarone-Weine lancieren“, erzählt Paolo, der vom Familienverbund gestärkt, seiner Linie treu geblieben ist. Technisch gesehen ist der Amarone 2019, der dieses Jahr vorgestellt wurde, ohnehin eine Riserva. „Unser kompromissloser, trockener Stil wurde zudem in den Neunzigern ziemlich abgestraft und kritisiert. Da war es gar nicht so einfach, sich treu zu bleiben“, ergänzt Paolo. Nun erntet die Familie die Früchte, denn das Pendel schwingt von den üppigen Fruchtbomben mit 16—17 Vol% zu den „trinkigen“ Amarone della Valpolicella zurück.
Ein Stück weit erinnert die Geschichte an Bertani, doch Speri ist längst aus dem großen Schatten des renommierten Vorzeigebetriebes herausgetreten. Das antiquiert anmutende Etikett kann sicherlich in die Irre führen, doch auch hier hat sich die Beständigkeit ausgezahlt. Ähnlich wie herausragenden Kollegen in aller Welt setzt Speri damit auch ein optisches Statement der Gradlinigkeit und Kontinuität der Ideen, was angemessen und richtig ist.
Speri ist heute mehr denn je ein ICON-Weingut des Valpolicella, aber es muss ja nicht jeder wissen.
