Joaquin – Topweine vom Aglianico und Fiano 

Die Taurasi Riserva ist schon jetzt ein Kultwein in Italien

Foto oben: Der begehrte Taurasi Riserva Della Societa von Joaquin. Besitzer Raffaele Pagano in seinem Weingut und Weinberg.

Knapp 5 ha Weinbergfläche mit zahlreichen Parzellen, eine moderne Kellerei in Lapio in der Provinz Avellino, an der Schnittstelle von Taurasi und Fiano di Avellino. Wenige, sehr exklusive Flaschen, die nicht jedes Jahr erzeugt werden… Das sind nur einige der Fakten des Weingutes von Raffaele Pagano.
In jedem Wort von Raffaele schwingt die Begeisterung und der Wunsch mit, etwas ganz Besonderes zu erzeugen; eng verbunden mit der Geschichte und Tradition seiner Heimat. Er ist ein in der Geschichte belesener und im Weinbau verwurzelter Mensch. Den Namen für sein Weingut hat er als Huldigung an das Königsgeschlecht der Bourbonen, die vor der Einheit Italiens das südliche Italien von Neapel bis Sizilien reagierten, ausgewählt. Unter anderem legten sie in ihrer Blütezeit schon vor dem Jahre 1800 viel Wert auf die Tafelkultur und das Essen. 
Erst im Jahre 2006 hat er begonnen, seine klaren Ideen und Visionen umzusetzen. Schon heute ist er einer der heiß begehrten Winzer im wachsenden Markt der Sammler und Weinliebhaber, die etwas ganz Besonderes und Eigenständiges wollen. Das sind die Weine ohne Zweifel, denn Raffaele setzt auf das Potenzial des roten Aglianico und des weißen Fiano! „In Kampanien insbesondere in Avellino hat es nie den Trend der Supertuscans gegeben, einmal abgesehen von Montevetrano und Patrimo“, erklärt der Vollblutwinzer. 
Sein Hauptaugenmerk gilt seinen 3 Fiano- und 3 Aglianico-Weinen, zwei davon sind DOCG Taurasi-Rotweine. Zur Vollständigkeit sei angemerkt, dass er mit der Sorte Greco gearbeitet hat (110 Oyster - nur in 2008, 2013, 2014) und den Weißweinblend Joaquin dell‘Isola auf Capri mit knapp 1.000 Flaschen erzeugt. 
„Solange ich kein geeignetes Terroir zum Pachten in Tufo finde, erzeuge ich keinen Greco-Wein mehr“, stellt er seine Ansprüche heraus. Und ergänzt: „Leider verkaufen die Menschen hier in der Gegend zwar ihr Häuser, aber von Weinbergland trennen sie sich nicht… In Lapio kann er dagegen aus dem Vollen schöpfen, denn hier sind sowohl Fiano als auch Taurasi beheimatet.

Kompromisslose Qualität

Seine Ansichten sind ein Stück weit radikal. Ohne Zweifel stechen sie heraus: so besitzt das Weingut ein großes Potential für fast 2 Mill. Flaschen, doch gerade einmal 17.000 Flaschen erzeugt Raffaele pro Jahr. Und das soll nicht deutlich mehr werden! Seine Weine bringt er frühestens nach einigen Jahren oder erst nach 10 Jahren auf den Markt, auch deshalb ist ausreichend Platz vorhanden.
Raffaele ist ein Traditionalist, denn er schätzt die alten Taurasi-Weine der Siebziger, schwärmt vom 68iger Piano degli Angeli Taurasi Riserva von Mastroberardino und schätzt ebenso die solide Arbeit seiner Nachbarn wie Clelia Romano von Colli di Lapio. Für seine Rotweine setzt er ausschließlich auf Kastanien- und Akazienholz. In der Vinifkation arbeitet er mit Holzkorbpressen, und in seinem geräumigen Keller gibt es keine moderne Technologie, nicht einmal ein Kühlsystem für die Holzfässer und Tanks. 
Der stolze Winzer behält es sich vor, welchen Jahrgang der Riserva Taurasi „Della Societa“ er lanciert, nicht notwendigerweise ist es der Folgejahrgang. Aktuell ist der 2015er am Start.
Seine Taurasi-Weine sind Monumente für erfahrene Weintrinker, die spannungsreiche Weine lieben, und wissbegierige Weintrinker, die ihren Horizont erweitern möchten. „In der Nase ist die Taurasi Riserva intensiv und komplex, mit Aromen von reifen Kirschen und Pflaumen, dazu feine Noten nach Kardamom, Leder und Tabak. Im Auftakt zupackend, das kräftige Tannin bringt die komplexe Struktur und Vielschichtigkeit perfekt zur Geltung, die lebendige Säure verleiht eine enorme Spannung und verspricht eine ausgezeichnete Lagerfähigkeit“, urteilt der Mastersommelier Marc Almert für das Bremer Weinkolleg. 

Beim Fiano Weißwein lässt Raffaele sich auch einige Jahre Zeit und legt selbstredend die gleiche Sorgfalt an den Tag, damit Großes entstehen kann. Man kann entgegnen, dass sich viele Winzer daran probiert haben, kleine Mengen zu hohen Preisen zu verkaufen, aber wer Raffaele kennen gelernt hat, der verwechselt ihn sicher nicht mit einem auf Profit ausgelegten cleveren Investitionskapitalismuswinzercharakter.

Unverwechselbar und seinen Preis wert!

„Für alle Einkäufer gibt es eine einheitliche Liste, leider ist der Markt der Sammler mit einem großen Potenzial für Spekulation ausgestattet, aber das kann ich nicht verhindern,“ ergänzt Pagano, das zeige am deutlichsten die Entwicklung des Monfortino Barolo. Und noch ein Vergleich trifft ins Schwarze: „Ich schätze die Arbeit von Luigi Moio mit seinem Weingut Quintodecimo, er hat wohl die Vision Bordeaux im Kopf, ich dagegen denke an „Salsiccia e broccoli“, ein deftiges regionales Gericht, und wir sind sicher mehr Hard-Rock als Klassik!
Raffaele sprüht im Interview nur so vor Begeisterung und Inspiration: „Es macht mir sehr große Freude, das mich jedes Jahr mehr als 300 Weinliebhaber aus aller Welt im Weingut besuchen, denn es ist eine Hauptmotivation meiner Arbeit: „Lavoro che possa fare bella figura von gli appassionati.“ Und noch ein Satz bringt das Streben von Raffaele auf den Punkt: „Non ho figli, Joaquin è il mio.“ 
Übersetzung: Ich arbeite, dass ich im Kreise der Weinliebhaber und Sammler ein gute Figur mache. / Ich habe keine Kinder, (mein Weingut) Joaquin ist mein Kind!

Bezug über Schlumberger in Meckenheim!