Tenuta San Leonardo - Bordeaux-Blend aus dem Trentino

Die Magie eines bezaubernden Ortes und einzigartigen Rotweins

Foto ganz oben: Carlo und Anselmo in ihrem Weinberg - Foto oben: Vertikele des Spitzenweines, der seit 1982 erzeugt wird. Foto unten: Das ehemalige Kloster ist ein besonderer Ort, wie auch die Villa und die Moränenhügel mit den Weinbergen...

Wie der S-Wein von der toskanischen Küste ist der Rosso San Leonardo ein Kultwein Itali-ens. Für manche sogar derjenige, der am nächsten dran ist an den übermächtigen Vorbil-dern aus dem Bordeaux, und dabei stammt der SL-Wein aus dem im Ausland weitgehend unbekannten Trentino…
Mehr als 1000 Jahre zurück war dieser Ort ein Kloster, seit mehr als drei Jahrhunderten ist es der Sommersitz der Marchesi Guerrieri Gonzaga, die ihn hegen und bewahren („siamo appassionati e attenti custodi“).
Dieses Gefühl durchtränkt alles: die Menschen, die dort arbeiten, die majestätischen Bäu-me, die alten Mauern und die einzelnen Weine der Tenuta San Leonardo.
Carlo Guerrieri Gonzaga, heute 85 Jahre jung, war der erste studierte Önologe der Familie, geboren aus einer immensen Neugier für die Weine des Bordelais und anderer, großer Rot-weine des „alten“ Europa. Mehr als 20 Jahre an seiner Seite arbeitet Sohn Anselmo an der weltweiten Anerkennung dieses großen Weines, der keine Vergleiche scheut und der sich sicher nicht auf den ersten Schluck erschließt.

Was macht San Leonardo besonders?

Deshalb waren die renommiertesten Weinkritiker alle schon hier, um sich in einer Vertikale vom ersten Jahrgang 1982 bis zum aktuellen Jahrgang, das ist heute der 2018er ein Ge-samtbild vom Ausdruck der Bordeaux-Rebsorten im besonderen Terroir des Trentino zu er-kosten. Unlängst waren besipsielsweise Chandra Kurt aus der Schweiz und Michael Bettane aus Frankreich an diesem geschichtsträchtigen Ort. Bis auf die Jahrgänge 1984, 1989, 2002 und 2009 und 2012, die nicht erzeugt wurden, gaben fast 30 Jahrgänge ihre Visitenkarte ab. 
Einvernehmlich fällt meist das Urteil, dass die Weine Langläufer sind und sich ihre ganzen Qualitäten erst nach mehr als zehn Jahren offenbaren. Ihr Potenzial sieht Anselmo bei 25 – 30 Jahren, das zeigen aktuell 1993, 1995 und 1997. An dieser Stilistik habe sich im Laufe der Jahrzehnte nichts geändert! (Mit der einen „Einschränkung“, dass die Weine heute auch in ihrer Jugend mit Genuss getrunken werden können).
Diese Konstanz ist nicht selbstverständlich, zumal bis zum Jahre 1999 der berühmte Wein-berater Giacomo Tachis das Weingut betreute und ab 2001 Carlo Ferrini folgte, der es nach wie vor mit viel Hingabe begleitet. Ferrini schwärmt vom Ort und den Weinen der Tenuta San Leonardo. Und das geht soweit, dass er auch umsonst arbeiten würde, wie er mir in einem Gespräch in der Toskana einmal versichert hat. Das beeindruckt!

Das Terroir der Moränenhügel und ihrer hohen Felswände, die für gute Durchlüftung und Kühle im Sommer sorgen sind. Ein Garant für die Stabilität des Weines in späteren Jahren ist auch die konsequente Nutzung des traditionellen Zementtanks neben den Holzfässern aus feinster französischer Eiche als Behälter der Wahl. Selbst gegen den resoluten Giacomo Tacchis, der mehrmals auf die von ihm bevorzugten Edelstahltanks umstellen wollte, setzte sich Marchese Carlo mit seinen Vorstellungen zur Wehr. Eine weise und den einmaligen Ausdruck bewahrende Entscheidung, von denen es im Laufe der Jahre einige gegeben hat. Dabei verschließt sich die Familie nicht der modernen Technik: im Weinberg laufen die mo-dernsten, computergesteuerten Bearbeitungsmaschinen (VITIBOT), die es für Geld zu kau-fen gibt. So wird u.a. die Bodenbelastung minimiert…

Große Nachfrage - Fairer Preis 

San Leonardo ist heute ein begehrter Wein bei Sammlern in Italien und aller Welt; in den letzten sechs Jahren hat diese Entwicklung deutlich an Fahrt gewonnen. Wie bei anderen hochdekorierten und berühmten Rotweinen Italiens hat sich der Verkaufspreis nach oben entwickelt, und liegt mit dem aktuellen 2019er bei rund 95 €, was vergleichsweise viel Wein fürs Geld ist. 
Der stets gleiche Blend aus 60% Cabernet Sauvignon, 30% Carmenère und 10% Merlot wird spontanvergoren und reift rund 2 Jahre in feinem Holz aus französischer Eiche: „Üppige Fruchtaromen nach schwarzer Johannisbeere, Brombeere und Kirsche, dazu feinwürzige Anklänge von Rosmarin und Thymian, dunkle Aromen nach Bitterschokolade und Wildleder. Am Gaumen fantastisch frisch, mit einer umwerfenden Eleganz und Spannung, die Tannine präsentieren sich geschmeidig und perfekt angebunden, im Abgang dominieren die dichten Aromen und mineralische Frische. Ein spektakulärer Wein mit viel Reifepotential!“, titelt Marc Almert, Botschafter des Bremer Weinkolleg und einer der berühmtesten Sommeliers in Europa.

Für mich ist die in Italien relativ selten verwendete Rebsorte Carmenère ein weiteres star-kes Argument für die Alleinstellung des Weines, denn sein Rebsortencharakter ist noch ent-schiedener als der derzeit populäre Cabernet Franc. Carmenère sei ein wichtiger Aspekt der „Identità“ von San Leonardo!
Im Rotwein Villa Gresti, einem Carmenere/Merlot-Blend und dem markanten Carmenère, den Anselmo unbedingt erzeugen wollte und deshalb sogar die ersten 1700 Magnum-Flaschen des Jahrgangs 2007 vor seinem Vater im Keller versteckte… lässt sich das Gesagte in Reinform schmecken. Natürlich zeigt sich der Einfluss auch im Zweitwein, dem Terre di San Leonardo, der bereits ein gutes Jahr früher auf den Markt kommt; und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis besitzt, ganz besonders im Vergleich mit den Weinen der toskanischen Küste. 

Breiteres Sortiment ein Vorteil

In den letzten Jahren hat der Einfluss von Marchese Anselmo vergleichbar eine Frischzellen-kur im Auftreten und Sortiment der Tenuta San Leonardo mit sich gebracht. Dafür stehen der bereits sehr begehrte Sauvignon blanc Vette und der prägnante Rosato Gemma aus der Rebsorte Lagrein. Nur in kleiner Stückzahl gibt es den im feinen Holz ausgebaute Riesling, der - wie der Sauvignon blanc - im nahegelegenen Valle di Cembra angebaut wird. 
San Leonardo und seine Hänge bleiben den Roten vorbehalten. Das gilt auch für die mehr als 6,5 ha Neuanpflanzungen, die in diesem Jahr erfolgen. Auch damit entwickelt sich die Tenuta San Leonardo langsam vom reinen Geheimtipp Italiens zu einem Fixpunkt in der weltweiten Landkarte der Spitzenweine. Dass der San Leonardo in einer Vertikale in London vor kurzem im Vergleich mit dem S-Wein aus Bolgheri mehr als überzeugen konnte, das will Anselmo gar nicht in den Vordergrund stellen. Beide Weine sind Monumente und Ikonen der italienischen Rotweinlandschaft; da braucht es keine Vergleiche! Auch nicht mit dem GT- bzw. O-Wein.

Bezugsquelle: Segnitz Weinhandel in Bremen