Sagrantino di Montefalco DOCG

Der König der Rotweine in Umbrien

Haben im Mittelalter Franziskanermönche die Sagrantino-Rebe aus Kleinasien eingeführt? Oder ist sie doch, wie auch schon vermutet wurde, identisch mit der „Itriola“, die schon zu Christi Zeiten in der Region existent war und von Plinius dem Älteren erwähnt wurde? Wir wissen es nicht. Gewiss ist aber, dass die dunkle, tanninstrenge Rebsorte zu den bemerkenswertesten Gewächsen Italiens zählt. Der Name soll sich vom lateinischen sacer = heilig herleiten, tatsächlich wurde der Rotwein bis weit ins 20. Jahrhundert hinein süß ausgebaut und vornehmlich als Messwein und bei religiösen Festen gereicht. Allerdings verlor er zunehmend an Bedeutung und war um 1960 beinahe völlig verschwunden.

Sagrantino - Kraft und Eleganz

Bis in den 1970er Jahren einige wenige Winzer in der Rebsorte das Potenzial zu einem großen trockenen Rotwein witterten, der womöglich in der gleichen Liga mitspielen könnte wie ein Barolo oder Brunello. Die gute Säurestruktur und das mächtige Tanningerüst garantieren schon mal überdurchschnittliche Langlebigkeit – Hauptaufgabe der Winzer ist nun, das Monster zu zähmen und die vorhandene Kraft durch Eleganz und subtile Aromen auszubalancieren. 
Die ersten Versuche ließen sich derart vielversprechend an, dass der Sagrantino di Montefalco bereits 1979 den DOC-Status erhielt. Seit 1992 darf er – jetzt als „Montefalco Sagrantino“, die Ortsbezeichung rückte an die erste Stelle – das DOCG-Prädikat, mit dem die hochwertigsten italienischen Weine gekennzeichnet sind, tragen. Dafür muss der Wein zu 100 Prozent aus Sagrantino-Trauben gekeltert sein und eine Reifezeit von mindestens 30 Monaten – davon mindestens 12 Monate im Eichenfass – durchlaufen. Die Appellation in der umbrischen Provinz Perugia umfasst das Hügeland rund um das entzückende Städtchen Montefalco, das zu den „borghi più belli d’Italia“, den „schönsten Orten Italiens“ zählt, sowie Teile der Kommunen Bevagna, Castel Ritaldi, Giano dell’Umbria und Gualdo Cattaneo.

Bissige Tannine

Mit ihren Anläufen, aus dem Sagrantino einen großen, sowohl kraftvollen als auch vielschichtigen Rotwein zu gewinnen, sind die Winzer in und um Montefalco schon weit gekommen. Welche Leistung darin besteht, den wuchtigen Rebensaft in einen ansprechenden eleganten Wein zu verwandeln, wird deutlich, wenn man mal die nicht ganz so gelungenen Exemplare probiert. Hauptproblem ist ganz offensichtlich, das Tannin in Griff zu bekommen. Keine Rebsorte in Italien enthält mehr Gerbstoff, fünf bis sechs Milligramm sind es pro Liter, das ist mehr als das Doppelte als der Durchschnittswert aller übrigen Rotweine. Ein junger – das heißt weniger als vier bis fünf Jahre alter – Montefalco Sagrantino ist ein einziger Angriff auf die Mundschleimhäute. Grundsätzlich mildert sich das Tannin mit den Jahren, schleift sich ab wird im Idealfall „seidig“. Hundertprozentig Verlass ist darauf aber nicht. Manch ein Sagrantino, bei dem der Winzer eine nicht so glückliche Hand hatte, entwickelt Alterungsnoten und wirkt müde, während allein das Tannin immer noch aggressiv-präsent, ja gerazu bissig wirkt. 

Geduld zahlt sich aus - Von Jahr zu Jahr besser

Aber man hat als Winzer ja auch immer nur einen Versuch pro Jahr; der Lernprozess schreitet entsprechend langsam voran. Doch von Jahr zu Jahr werden die exzellenten Weine mehr. Immer mehr Weingüter bringen Montefalco Sagrantino DOCG auf den Markt, die nach entsprechender Wartezeit – acht Jahre sollte man dem Wein schon geben – mit fester Struktur bei gleichzeitig samtigem Tannin, opulenten Frucht- und Tertiäraromen wie Kakao, Schokolade, Lakritze prunken. Seit den 1990ern sind sie mit ihren Montefalco Sagrantino im Gambero Rosso regelmäßig in der Riege der 3-Gläser-Weine vertreten: die Zahl der ausgezeichneten Weine steigt kontinuierlich an. 

Zahlen und Fakten im Überblick

Montefalco Sagrantino DOC (seit 1979, seit 1992 DOCG)
Rebsorte: Sagrantino
Weinbergsfläche 2019: 760 ha (nur 66 ha im Jahre 1992)
Produktion 2019: < 2 Mill. Flaschen
Weingüter: 75
Anmerkung: Es gibt in dieser DOCG auch eine Passito-Süßwein-Variante, die in sehr kleinen Mengen erzeugt wird.

Montefalco DOC
Rebsorten: Sangiovese mind 60%, Merlot und kleinerer Anteil Sagrantino
Weinbergsfläche: 430 ha, summiert auch in der DOCG enthalten
Produktion 2019: 3.8 Mill. Flaschen
Produzenten 75
Anmerkung: Der Weißweinanteil beträgt 10%, als Montefalco Grecchetto und Bianco DOC. Die Montefalco Riserva macht 5% Anteil an der Menge aus.

Spoleto DOC (seit 2011)
Rebsorte Trebbiano Spoletino
Weinbergslfäche: 35 ha (Marktdaten)
Produktion 2019: 230.000 Flaschen
Das Anbaugebiet ist beschränkt auf Weinberge unterhalb von 400 m, die historisch die kühleren Lagen sind. Für den Montefalco Sangrantino sind auf der anderen Seite keine Tallagen zugelassen.

Zur Webseite des Konsortiums der Weine aus Montefalco, zur Kartenansicht mit Weingutsadressen