Barolo aus dem Piemont - Die Faszination kommt mit dem Alter

Ein traditionsreicher Rotwein zu 100 % aus der Nebbiolotraube

Das kleine Anbaugebiet südwestlich der Trüffelstadt Alba im Piemont gilt als Italiens vornehmste Herkunftsregion für Rotwein. Nebbiolo heißt die Rebsorte, der Stoff, aus dem Weinträume gemacht werden. Allerdings braucht es weit mehr als nur die richtige Traubenart, um einen wahrhaft königlichen Rotwein zu erzeugen. Sorgfalt und Können gehören dazu, eine große Portion Glück und − vor allem − die richtige Lage.

Die Kehrseite der Berühmtheit

Ein Discounter preist lärmend Barolo an, ein zweiter kontert mit einem noch günstigeren Preis, woraufhin der erste mit dem Preis noch weiter runtergeht. Am Ende ist der „König der italienischen Rotweine“, wie der Barolo gern genannt wird, für proletarische 6,49 Euro zu haben. Was ist davon zu halten? Wie kommt es zu solchen Preisen? Ist man ein schlauer Fuchs, wenn man allen Weinhändlern, die mehr als dreißig Euro für eine Flasche Barolo verlangen, eine lange Nase dreht und lieber fürs gleiche Geld gleich einen Sechser-Karton mitnimmt? 

Die Faszination liegt jenseits der Masse

Machen wir’s kurz: Bei dem Handel ist man der Dumme. Zwar kann man für sechsfünfzig durchaus Weingenuss erwerben – aber eben keinen ordentlichen Barolo. Für einen angenehm zu trinkenden Valpolicella reicht der Betrag, für einen netten Nero d’Avola oder einen freundlichen Chianti. Niemals aber für einen auch nur passablen und schon gar nicht für einen exquisiten Barolo. Die Discounter kaufen Restposten auf, die ursprünglich mehr kosten sollten, insofern seien die Weine Schnäppchen, lautet das immer wieder gehörte Argument. Mag sein. Es stimmt, dass da Weine vertickt werden, von denen zu viel Menge da ist. Aber was landet schon in so einem verzweifelten Ausverkauf? Nicht die guten Weine, sondern die Spekulationsruinen.

In zwanzig Jahren neu geboren

In den Jahren, als die Preise scheinbar unaufhaltsam stiegen, haben manche Winzer und Weinbauern in der Hoffnung auf gute Rendite in untermittelprächtigen Lagen Nebbiolo gepflanzt. Innerhalb weniger Jahre wuchs die mit Reben bestockte Fläche von weniger als 1.200 auf etwa 1.800 Hektar – ein enormer Zuwachs an Menge, ein Rückschritt in Sachen Qualität. Schließlich sind die Produzenten auf dem unterdurchschnittlichen Wein sitzen geblieben. Die Krise und der allgemeine Preisverfall haben diesen Prozess verschärft. Jetzt muss der Rachenputzer weg, egal zu welchem Preis. Da kommt nun unser Discounter ins Spiel. Der sagt sich: Hauptsache, auf dem Etikett steht „Barolo“, mit dem Inhalt kennen sich die Leute eh nicht aus. Und bis sie merken, dass ihnen der Wein nicht schmeckt, haben wir unser Geschäft im Reinen.

Weinplädoyer für den geliebten Barolo

Viele würden sich ja nicht mal trauen, laut zu sagen, dass ihnen der Wein nicht schmeckt. Barolo, das hat man vielleicht schon mal gehört, ist ein großer, aber auch ein schwieriger Wein. Leute, die ihn zum ersten Mal trinken, empfinden ihn aber oft als rau, dünn, bitter, sauer, pelzig und noch einiges mehr, das man eigentlich gar nicht in den Mund nehmen möchte. Nur, stünde man nicht womöglich als Banause da, wenn man zugäbe, dass einem der Wein nicht mundet? Das ist ein bisschen wie beim modernen Theater. Hat man keine Ahnung, klatscht man sicherheitshalber umso lauter, um nicht als unkultivierter Spießer dazustehen. Barolo, so viel ist richtig, ist ein großer und ein schwieriger Wein. Und, das kommt hinzu, es ist niemals ein billiger Wein.

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