Chianti Classico - Das passende Essen und der angemessene Preis

Der Leitfaden - Was schmeckt zum Chianti Classico am besten? Was darf er kosten?

Der Leitfaden für Sommeliers und Weinliebhaber zur Wein- und Speisenkombination beim Chianti Classico ist bei einer Weinreise mit Münchner Weinfachleuten im Frühsommer 2014 entstanden. In den Hügeln zwischen Florenz und Siena haben wir vieles ausprobiert, diskutiert und einiges formuliert, was den Rotwein aus der Toskana, den frischesten Rotwein aller Klassiker auf Basis der Rebsorte Sangiovese im Zusammenspiel mit Essen auszeichnet.
Säure! Die kommt beim Chianti Classico immer zum Vorschein und bestimmt die Auswahl der Speisen erheblich. Um die Weine zum Essen punktgenau einsetzen zu können, muss man die erheblichen Unterschiede zwischen den Qualitäten und Ausbaustufen kennen – Sangiovese kann sowohl gut altern als auch vom Holzeinsatz profitieren.

Frisch und lebendig sind die fruchtbetonten Annatas, die Jahrgangsweine. Bei ihnen sind die Primäraromen vorherrschend und stilbestimmend. Kombinieren lassen sie sich mit rotem, kurzgebratenem Fleisch oder Tatar, roter Beete und vor allem Tomaten in allen Spielarten. Eine Riserva entwickelt während der Lagerzeit von mindestens zwei Jahren oft Noten von Schokolade, Brombeeren und erdige Töne. Sie passt hervorragend zu geschmortem Fleisch, Pilzgerichten und schwarzen Bohnen.
An der Spitze der Qualitätspyramide des Chianti Classico steht seit kurzem die Gran Selezione. Diese Weine lagern mindestens 30 Monate, bevor sie in den Verkauf kommen. Sie bestechen durch ihre weichen Tannine, die Aromenpalette kann voll ausgeschöpft sein: Zimt, getrocknete Pflaume, Balsamico, Datteln, Kümmel…Ein Heimspiel für den regionalen Klassiker Bistecca Fiorentina. Ebenfalls ein Genuss ist die Gran Selezione zu Ibericoschweinebäckchen mit Balsamico-Perlzwiebeln oder Saltimbocca.

Essen und Wein - Gelungene Kombinationen 

Bei den Weinen Castello di Amas fällt es schwer, nicht vor Ehrfurcht sprachlos zu werden: Burgunderliebhaber Marco Pallanti schafft mit seinem Einstiegswein dem Rosé aus Sangiovese – eher kalkig als fruchtig – einen Paradewein zu Lachstatar oder Thunfischcarpaccio. Zum Chianti Classico Ama 2010 mit seinem straffen, fordernden Tannin und der schlanken Eleganz passt Wildtaubenbrust ebenso wie Lammkarrée.
Die Weine von Riecine sind echte Charakterweine: Durch die Bank weg klar, mineralisch und stahlig. Der Sangiovese-eigene zart-blutige Geruch ist hier sehr ausgeprägt. Mit seinen Noten von getrockneten Kräutern ist der Chianti Classico ein wunderbarer Begleiter zu Perlhuhnbrust mit Morcheln oder Steinpilzen.
Für Liebhaber gereifter Weine hält der Keller von Badia a Coltibuono einige Schätze bereit. Von umwerfender Finesse, betörendem Charme und geradezu unverschämter Frische ist der Chianti Classico von 1979 - dazu ist die bereits erwähnte Bistecca Fiorentina ein Genuss. Der im Classico-Gebiet erzeugte Vin Santo Occhio di Pernice 2004 aus 100 Prozent Sangiovese begleitet mit seiner Wärme und nussigen Aromen Blauschimmelkäse und gereiften, salzigen Hartkäse aufs Vorzüglichste.

Das Wichtigste zur Speisenkombination in aller Kürze

Je jünger der Wein, desto präsenter die Fruchtaromen. Ein Annata passt zu Kurzgebratenem oder  - der Klassiker - zu allem möglichen mit Tomaten.
Je gereifter der Wein, egal ob Riserva oder Gran Selezione, desto besser lässt er sich mit Geschmortem und Pilzgerichten kombinieren. Beim Sangiovese macht das Belüften eigentlich immer Sinn, vor allem die älteren Jahrgänge und die Riserva-Weine eine halbe Stunde vorher in eine schlanke Karaffe oder ähnliches umfüllen.

Chianti Classico - Der angemessene Preis für die Typen

Im Fachhandel beginnen die Weine bei Preisen von 10-12 €. Für 30 € – den Einstiegspreis bei Brunello, Barolo & Co. – gibt es die feinsten Tropfen der Gran Selezione oder eine Riserva. In der Gastronomie ist der Gallo  Nero ein gern gesehener Gast auf Weinkarten, weil es in diesem Anbaugebiet viele berühmte Winzer gibt. Mit über 200 Winzeretiketten hat der Weinfachhandel die Qual der Wahl, und der Weinliebhaber findet zahlreiche Angebote im Regal seines Fachhandels, im gut sortierten Kaufhaus oder im Sortiment des Internethandels.

MERKE: Chianti ist nicht gleich Chianti.

Chianti heißt tradtionell das Anbaugebiet, in dem aber nur Chianti Classico angebaut wird. Heute wird das Anbaugebiet zur Unterscheidung als Chianti Classico bezeichnet, wie der Wein, der dort wächst. Alle anderen Weine namens Chianti stammen von den Hügeln außerhalb des Kernlands zwischen Florenz und Siena, wo zu dem Namen Chianti immer noch die Bezeichnung einer der sieben Unterzonen, wie z.B. Rufina oder Colli Senesi, kommen kann. Die sieben Unterzonen lehnen sich in ihrer Bezeichnung meist an die wichtigste Stadt an: Arezzo − Colli Aretini, Pisa − Colli Pisani, Siena − Colli Senesi, Florenz − Colli Fiorentini, Rufina − Rufina, Montespertoli − Montespertoli, Empoli − Mont’Albano.

Das sagt der erfahrene Weinhändler Rene Sorrentino zum Chianti Classico: Die Chiantis aus dem Classico-Gebiet - sie tragen alle den Gallo Nero als Markenzeichen - zwischen Siena und Firenze sind teurer, als die Chiantis aus der weitläufigen, benachbarten Appellation. Sie spielen auch im Supermarkt eine gewichtige Rolle, aber nicht in dem Maße wie ein Chianti DOCG. Im Supermarkt kostet der Classico von großen Kellereien weniger als 10 €, was viel Wein fürs Geld ist. Im Fachhandel ist er ein wichtiger Artikel für Rotwienliebhaber, die etwas Besonders trinken möchten. Sangiovese ist eine Rebsorte, die neben Nebbiolo zurecht an der Spitze der italienischen Rebsorten steht. Sehr viele Weingüter überzeugen durch ein überdurchschnittliches Qualitätsniveau bei ihren Weinen. Stimmige Classico-Weine gibt’s es ab 9,90 €, bei 20 € ist in der Regel Schluss für den Jahrgangschianti. Riserva- und Einzellagenweine und Gran Selezione-Weine kosten mehrheitlich 20-40 €. In den letzten Jahren hatte es der Sangiovese aus dem Chianti Classico in der Gastronomie nicht einfach, doch - so prognostiziere ich - erobert er sein allgemein gutes Standing in der Gastronomie wieder zurück.