Winzer und Weine - Michele Braganti und Monteraponi

Einkaufstipp - Der Shooting-Star, der keiner sein will bzw. In weniger als 15 Jahren zum echten Klassiker!

In Radda ist das Weingut zuhause, es ist die Gemeinde, die derzeit bei den Sommeliers der Toskana am Angesagtesten ist. Denn neben den Altbekannten wie Volpaia oder Brancaia ist eine neue Generation von Spitzenwinzern herangewachsen, die – man höre und staune - auf Altbewährtes setzt. Hier im Zentrum des Chianti sind die Weinbergslagen mit am Höchsten, 400-550 m sind die Regel. 
Michele Braganti ist einer dieser Winzer, der erst 2003 seinen ersten Wein gefüllt hat. Seit 1974 besitzt die Familie aus Florenz Weinberge in dieser Gegend, doch der Vater hatte die Weinproduktion für Dritte Ende der Achtziger aufgegeben, bis die Mamma entschieden hat, dass Michele sich darum zu kümmern hat. Michele studierte Politikwissenschaft in Florenz und dachte nicht im Traum daran, Ende der Neunziger ein Winzer zu werden. 
Das große Glück für Michele war es, dass er quasi das Jahrzehnt der wildwuchernden Neupflanzungen und fetten Rotweine der Weinmacher mit extra-Merlot und viel Eichenholz übersprungen hatte. Er saß auf Weinbergen aus den Siebziger Jahren, die mit alten und heute als sehr wertvoll anerkannten Klone bestückt waren und noch heute sind. Denn er selektionierte wie im Burgund die alten Reben und ersetzte Stock für Stock, was die Italiener als „selezione massale“ bezeichnen, anstatt den ganzen Weinberg auszureißen. Das garantiert Vielfalt.
Im Keller schickte er einige berühmte Weinmacher wieder weg und verließ sich auf Daniele Rosselini, damals Technischer Direktor des Konsortiums Chianti Classico. Dieser ist ein Schüler vom legendären Giuio Gambelli, der für die großen Wein der Sechziger und Siebziger Jahre verantwortlich zeichnet, ein wahrer Meister des Sangiovese und des eleganten, facettenreichen Rotweines, eines Rotweines, der nie ein Bordeaux sein wollte. 12 ha Weinberge bewirtschaftet Michele, der seit 2003 viel dazu gelernt hat, und seit 2009 als Bioweingut anerkannt ist. Burgund ist seine Lieblingsweingegend und das schmeckt man in den Weinen. Dieser Vergleich bezieht sich in erster Linie auf die Eleganz der Gerbstoff und die Finesse, denn der Sangiovese ist meistens fruchtbetonter als ein Pinot Noir. Selbstbewusst bzw. besser gesagt des Wertes seines Weines bewusst ist er, denn er nennt sich – Newcomer hin oder her – in einem Zuge mit den Großen wie Fontodi, Ama oder Querciabella.

Chianti Classico und Riserva Campitelli

Der Wein wird im Keller im neutralen Zementtanks ausgebaut und reift danach im großen Holz. Der Classico ist eine Selektion von Sangiovese und kleinen Anteilen der einheimischen Sorten Canaiolo, Colorino und Malvasia Nera. Notizen - Intensive Nase, Kirschenfrucht, ansprechende Herbheit, florale Noten, Ausdruck des Sangiovese in Radda, guter Grip am Gaumen, saftig, Sauerkirsche, bekömmlich, klare Struktur und Säurestruktur, noch jung, sehr gute Gerbstoffe, kompromissloser Chianti, fast aristokratisch, Mittelgewicht, sehr guter Essensbegleiter, der auch geschmacksintensive Gerichte schultern kann. Ein begeisternder, traditioneller Chianti Classico mit Persönlichkeit und Ausdruckskraft. Aus der Sterneküche - Entenravioli mit eingelegter Roter Beete und Rotweinjus; die elegante Weinstilistik passt zum Wildgeflügel und ist ein Kontrast zur süßlichen Wurzelbeete.

Der Campitelli ist ein Weinbergswein mit ca. 2 ha Rebfläche, aus dem Michele jedes Jahr Trauben für lediglich 6.000 Flaschen erntet, ein einziges 50 hl Holzfass, mehr nicht. Der Wein wird wie alle Weine mit natürlichen Hefen im Betontank vergoren und reift im alten Kellergewölbe des Anwesens vor den Toren von Radda. „Es geht bei den Topweinen ob Brunello oder Gran Selezione nicht um mehr Extrakt und mehr Alkohol, das ist ein altes Konzept“, ereifert sich Michele Braganti. Steht einem Brunello in seiner Präsenz in nichts nach, besitzt jedoch die Leichtfüßigkeit und Intensität eines Rotweines aus dem Chianti, einem Terroir, das für mich höher einzuschätzen ist als das Terroir des Brunello di Montalcino, das auf seine Art einzigartig und herausragend ist. Vom Chianti und seinen Classico-Winzern wird in den nächsten 10 Jahre noch viel zu hören sein.
Notizen - Intensive Nase, tiefgründig, rote Beeren, floral, Radda!, guter Grip am Gaumen, finessenreiche Säure, kraftvoll bei nur 13,5 Vol%, präsente Gerbstoffe, viel Würze und Extraktsüße, saftig und bekömmlich, langer Nachhall der Aromatik auf feinen Gerbstoffen und Säure.

Michele Braganti sagt: ...vielmehr ist es die Fruchtdefinition und die Aromaintensität, welche in Zukunft einen Spitzenwein ausmache. Dies komme bei mittlerem Körper (13,5 Vol%) und eher schlankem Mundgefühl zum Tragen, was einige große Burgunder bereits beweisen. Der Sangiovese aus Radda besitzt alle Voraussetzungen, um in dieser Liga mitzuspielen. Unser Ausbau im Beton (bzw. der von andern praktizierte Ausbau in Ton-Amphoren als inertes Material) beeinflusst die Aromen des Sangiovese im Vergleich zu des Ausbaus und Vergärung im kleinen Holzfass mit seinem Röstaromen kaum. „Die Weine schmecken so natürlicher sind und einfach unbeeinflusster.