Chianti in 2020 - Erfolge und Zukunftspläne

Der Chianti mit dem Smiley – Gründe zu Lächeln gibt es viele!

Die Winzer des Chianti-Weines legten im Februar in der Kulturmetropole Florenz erneut einen starken Auftritt hin. Mehr als 100 Winzer präsentierten ihre Weine aus den verschiedenen Unterzonen, wo der Chianti angebaut werden darf, und machten die preisbewussten Rotwein- und Toskanaliebhaber, die auf die Sorte Sangiovese stehen, glücklich. Nach dem Warmlaufen für die eigens angereisten 120 Journalisten aus aller Welt kamen zur freien Verkostung vor allem Sommeliers aus der Toskana und den Nachbarregionen, um sich ein aktuelles Bild der Jahrgänge und der Fortschritte im Chianti zu machen. Für viele haben die Winzer den Abstand zum Chianti Classico, der vor 20 Jahren mit seinen Fortschritten im Weinberg, dem Keller und der Vermarktung unerreichbar schien, deutlich verkleinern können. Mittlerweile ist das Angebot an qualitativ wettbewerbsfähigen Weinen gewachsen und etliche Händler aus Deutschland und italienische Restaurantbesitzer greifen vermehrt zum Chianti - nicht nur des günstigeren Preises im Vergleich zum Gallo Nero wegen. Eine Bestandsaufnahme im Jahre 2020 von Präsident Busi in zwei Teilen!

Giovanni Busi ist der erfolgreiche Präsident des Konsortiums Chianti, und das mittlerweile seit fast 10 Jahren. Der Mann kann aus meiner Sicht mit Fug und Recht für sich beanspruchen, das er seinen Anteil an der Erfolgsgeschichte der DOCG Chianti hat. Nach der Entscheidung des Konsortiums Chianti Classico, ein eigenes Produktionsgesetz im Jahre 1996 zu nutzen, hat es einige Jahre gedauert, um nach einer Zeit der Orientierung gemeinsam durchzustarten…

Heute erkennen sowohl die großen Kellereien und Abfüller der Chianti DOCG als auch die zahlreichen, kleinen Winzer in den Unterregionen Chianti Rufina, Chianti Fiorentini, Chianti Aretini, Chianti Pisani, Chianti Colli Senesi - um nur einige zu nennen - die Arbeit und den Einsatz des Konsortiums mit dem Smiley im Sinne aller an. Sicherlich gibt es, wie in jedem Konsortium, diejenigen Stimmen, die sagen, dass die großen Kellereien bevorzugt werden, sie im Aufsichtsrat mehr Macht besäßen und damit ihre Interessen durchsetzen. Das mag wohl so sein, doch von der Aufmerksamkeit, die das Konsortium vor allem in der Kommunikation für den Wein Chianti DOCG in den weitläufigen Hügeln der Toskana erreicht hat, profitieren nun alle!

Und im Gegensatz zum Chianti Classico DOCG mit seinen 35 Mill. Flaschen erzeugt das Chianti DOCG rund 110 Mill. Flaschen und besitzt damit auch mehr Marketingdollar, denn die Abgaben ans Konsortium sind in erster Linie von der Flaschenmenge abhängig. Auch dank der großen alljährlichen Verkostungsveranstaltung Chianti lovers im Februar in Florenz wird der Chianti DOCG als eigenständiger Rotwein bei den Fachleuten wahrgenommen. Keine Frage, dass ein Chinese, Amerikaner oder Russe den Unterschied zwischen Chianti DOCG und Chianti Classico DOCG nicht herunter beten kann, ebenso wenig wie den Unterschied zwischen Prosecco und Prosecco Superiore. Doch gibt es viele Stimmen, die argumentieren, dass die größere Weinherkunft mit ihrer Sichtbarkeit in allen Verkaufskanälen dem vermeintlich (qualitativ und preislich) höher stehenden Nachbar eigentlich eher eine Steigbügelhilfe als ein Widersacher ist, den man bekämpfen müsste.

Erfolge für den Chianti-Wein in Italien und in Südamerika

Doch schauen wir auf die Chianti DOCG und die Erfolge der Regentschaft von Giovanni Busi, der ein gewiefter Taktiker und Politiker im Ausgleich der Interessen sein muss, um etwas zu bewegen. Mit der Unterstützung des beflissenen und ebenfalls sehr gewieften Direktors Bani arbeiten alle an der Aufwertung und Bekanntheit der Chianti DOCG. Busi selbst ist Besitzer des Weingutes Villa Travignoli im Chianti Rufina Anbaugebiet vor den Toren von Florenz bei Pontassieve, wo zweifelsohne die stärkste Chianti-Winzer-Fraktion zuhause ist.

In Italien konnte die DOCG im heimischen Supermarkt in den vergangenen 7 Jahre mehr als 30% zulegen, dabei stiegen allein in den letzten beiden Jahren (2018-2020) Wert und Volumen gleichermaßen um 6-7%. Greifbarer wird das, wenn man bedenkt, dass ein Prozent mehr Menge ungefähr eine Million Flaschen zusätzlich verkaufter Wein in den Supermärkten bedeutet. Die Beliebtheit und somit der Absatz steigen auch in den Auslandsmärkten. Doch ist dies sehr differenziert zu betrachten: In Europa ist und bleibt Deutschland das Sorgenkind, die USA stagnieren und besitzen mit Corona und Trump eine schwer zu prognostizierende, ungewisse Zukunft, Anders ist es in Südamerika, wo es trotz der höhren Steuern des Mercosur-Raumes sehr gut läuft. „Die italienische Kultur ist dort schon verankert in der Kultur, das ist ein entscheidender Vorteil“, sagt Busi. Zudem besitze Chianti DOCG in den meisten Fällen einen Verkaufspreis, der dem alltäglichen Konsum zuträglich ist. Es ist kein Luxusprodukt wie andere Weine!

In Südamerika laufe es sogar noch besser als in Asien! Apropos Asien, in China ist es für Giovanni Busi fast unglaublich, wie rasend schnell sich die Gemeinde der Weintrinkenden und damit der Weinmarkt entwickelt hat.

Das Konsortium hat viel bewegt, an der Vereinfachung und Sinnhaftigkeit der Produktionsregeln gearbeitet und sie grundlegend vereinfacht. Im Zuge der Popularität wurde der Anteil an Weißweintrauben nicht aus dem Disziplinar gestrichen, wurde der Restzuckergehalt nach oben angepasst. All dies zeigt Wirkung auf der Verkaufsseite und damit bei den Auszahlungsgeldern: Heute erwirtschaftet ein Hektar Traubenland rund 17.000 €/ha im Gegensatz zu 8.000 €/ha vor 10 Jahren. Das kann sich sehen lassen und führt dazu, dass der Offenweinpreis, der bei einer großen Herkunft wie dem Chianti DOCG ein wichtiger Richtwert ist, sich bei 120-130 €/hl eingependelt hat. Demgegenüber liegt der Chianti Classico lediglich bei 200-220 €/hl und im Vergleich ein Brunello di Montalcino bei 800-1000 €/hl. Glücklich, wer in dieser kleinen und sehr angesagten Weinherkunft der Toskana zuhause ist.

„Vor 10 Jahren wussten die Chinesen noch gar nicht, wo der Chianti-Wein wächst. Heute kennen viele die Rebsorte Sangiovese und bringen sie mit dem Wein in Verbindung“, bemerkt Busi. Das ist auch den Ausbildungsprogrammen des Konsortiums zu verdanken, die in Südamerika und China Weinleute in der Chianti Accademy das Gebiet und den Wein näher gebracht haben. Jetzt möchte er im IN- und Ausland die Kategorie Superiore stärken! Lesen Sie den aktuellen Artikel dazu auf Weinwelten.

DIE FAKTEN ZUR ERINNERUNG

Rund 15.000 ha Rebfläche und eine Produktion von 110 Mill. Flaschen pro Jahr stehen in einem normalen Jahr zu Buche. Die Hauptrebsorten sind Sangiovese mind. 75%, Canaiolo Nero bis 10%, Trebbiano Toscano und Malvasia del Chianti bis 10% sowie andere zugelassene rote Rebsorten bis max. 15% bzw. bis 20% für den Chianti-Wein mit spezifischer Unterzonenangabe oder der Zusatzbezeichnung „Superiore“. Der zugelassene Traubenertrag ist 9.000 kg/ha für den Chianti, 8.000 kg/ha für die Unterzonen Colli Aretini, Colli Fiorentini, Colli Senesi, Colline Pisane, Montalbano, Rufina und Montespertoli, 7.500 kg/ha für den Chianti Superiore.