Chianti Superiore

Die Kategorie mit Potenzial in der Toskana

Vor 10 Jahren war alles anders… Im Inneren fehlte es dem Chianti DOCG-Wein an Perspektive und Qualität: Die Winzer besaßen mit ihrem Wein bei zumeist niedrigen Preisen keine „Redditivita“ – keine Wirtschaftlichkeit und es fehlte am „Immagine“ an der positiven Bekannheit. Denn im Chianti DOCG gibt es die Stimmen von mehr als 2.700 landwirtschaftlichen Betrieben, die sich auf 750 Abfüller verteilen, von denen wiederum – so schätzt Busi - rund 400 Unternehmen im Markt sichtbar sind. Kein einfacher Haufen mit unterschiedlichen Interessen. Und etwa 60-70 Weingüter davon nehmen regelmäßig an den Auslandsmessen des Konsortiums teil, und werden dafür jeweils mit rund 1.700 € unterstützt. Denn dies sei auch eine wichtige Aufgabe des Konsortiums, den Weingütern die Türen zu den Exportmärkten zu zeigen und zu öffnen; hindurch gehen müssen sie dann schon selber…

Auch dank der großen alljährlichen Verkostungsveranstaltung „Chianti lovers“ im Februar in Florenz wird der Chianti DOCG heute als eigenständiger Rotwein bei den Fachleuten wahrgenommen. Und zu guter Letzt ist das Konsortium im trendigen Social Media Geschäft eifrig unterwegs. Man investiere pro Jahr rund 100.000 € in Instagram/Facebook-Aktivität,;z.B. sind die fast 4.000 Weinliebhaber, die die Verkostung „Chianti lovers“ besuchen, ein Erfolg dieses modernen Kommunikationstools.

Chianti - Was bringen die nächsten Jahre?

Weiterhin erfolgreich die (Super-)Märkte in aller Welt zu bedienen und gleichzeitig die zahlreichen, kleinen Weingüter hinter einem Begriff zu vereinen, Superiore! Das ist eine Extra-Kategorie innerhalb des Produktionsgesetzes, die für hochwertigen Chianti steht. Fast jedes Weingut erfüllt mit einer Selektion leicht die Kriterien, wie höherer Alkoholgehalt und höherer Extraktwert, gegenüber dem normalen Chianti. Und es ist eine Kategorie, die von allen Winzern, egal ob in Siena, Arezzo oder Pisa, genutzt werden kann. Auf die Auseinandersetzung mit einem neuen Begriff – wie es der Nachbar mit der Gran Selezione Chianti Classico gemacht hat - möchte sich das Konsortium derzeit nicht einlassen. Unabhängig hat das Konsortium Chianti Classico auch eine Verfügung beim Ministerium erwirkt, dass diese Worte nicht von anderen Konsortien verwendet werden dürfen. Theoretisch sei dies möglich, so wird in Fachkreisen geurteilt… Dieses Argument wird noch einige Anwälte beschäftigen, aber konzentrieren wir uns auf die Superiore-Weine des Chianti!

Präsident Busi schätzt, das etwa 5% des Chianti-Weines mit dieser zusätzlichen Bezeichnung auf dem Etikett verkauft werden. Besonders die kleinen Winzer nutzten die Möglichkeit, um ihre Selektion vom normalen Chianti abzuheben. Meist erzeugen sie darüber hinaus eine Riserva Chianti DOCG zur Vervollständigung ihres Angebotes. Den Begriff Superiore nutzt auch das Konsortium DOCG Prosecco, um sich vom Meer des Prosecco DOC abzuheben. Im angesagten Valpolicella des Amarone ist es eine Wort, das neben dem Begriff Classico bei allen Weinkategorien vom Valpolicella über den Ripasso bis zum Amarone genutzt werden darf. Dieses sorge schon etwas für Verwirrung; im Falle der Chianti DOCG, bei der mehr und mehr Winzer auf die Nennung der Unterzone Colli Senesi oder Colli Pisani verzichten, ist es dagegen eine Möglichkeit der Profilierung eines Weines, weil letztendlich nur Chianti und Superiore auf der Flasche stünden. Das kann auch im Supermarkt eine Möglichkeit sein, eine deutlich höhere Preisstellung zu erzielen. Anders als der Chianti mit seinen 2.49 € in deutschen LEH und Discount könne der Superiore im Segment von 3-4 € diese Wertigkeit für den Weinliebhaber und Erzeuger transportieren. Aber es ist „work in progress“ und die nächsten Jahre sollen zeigen, ob sich die Ideen des Präsidenten und des Konsortiums so bewahrheiten, wie es die Ideen vor 10 Jahren gekonnt haben.

Weinmarke und Superiore

Angesichts der unsicheren Covid-Zeiten und des sich verändernden Marktes ist Zuversicht gefragt. Sicher hat der Chianti als wichtiger Supermarktartikel auch ein Stück vom gestiegenen Weinabsatz im Supermarkt profitiert. Im zweiten, wichtigen Zuwachs-Segmentes in Corona-Zeiten, dem Online-Weinhandel, ist der Chianti Superiore zwar schon angekommen, aber vergleichsweise noch unterrepräsentiert. Hier sind derzeit diejenigen Weingüter erfolgreich, die in Deutschland starke Online-Partner besitzen oder gleich selbst die Initiative ergreifen. Marchese Antinori hat z.B. eine eigene Seite für seinen Rotwein Santa Cristina Chianti Superiore DOCG eingerichtet, auf der der Wein erklärt und beschrieben wird; und auch andere Santa Cristina-Weine verkauft werden. Das nenn´ ich smart!

In den populären Google-Shopping-Anzeigen tauchen Marchese Antinori, Marchese Frescobaldi (mit Castiglione) und Banfi (mit ihrem Superiore) ganz vorne auf; innerhalb einer Preisspanne von 6.50 € bis 8.50 € VK. Es zeigt sich überdeutlich, dass die Weinmarke im Internet eine eigene Stärke besitzt und Ihre Strategie danach ausrichtet, von der selbstredend dann auch der Chianti Superiore profitiert. Wenn man sich informieren möchte über den Rotwein Chianti Superiore, findet der Weinlieber in den ersten 15 Suchergebnissen die Seite von Wikipedia und erfreulicherweise auch Weinwelten mit dem Artikel „Chianti und Chianti Superiore, eine Kategorie mit Potenzial.“ Amüsanterweise ist dies die Artikelseite, die von mir im April mit Foto und Überschrift angelegt wurde und die ich nun mit diesem Artikel befüllt habe. Die zeitintensive SEO-Arbeit und der ausführliche und aktuelle Content von Weinwelten bringen nach wie vor vielen Lesern – rund 800 pro Tag – die italienische Weinwelt näher - und in diesem Fall den Chianti Superiore. Wohl bekomm´s!