Fattoria Lavacchio nahe Florenz – ein Ort zum Wohlfühlen für Mensch, Tier und Weinreben

„Organic Lifestyle“ ist das Motto, das sich durch alle Bereiche des Angebots zu ziehen hat. Das fordert Fay mit Nachdruck. Und sie lebt es am eigenen Leibe vor.

Das Anbaugebiet Rufina vor den Toren Florenz kennt viele historische Weinbaubetriebe, einer davon ist die Fattoria Lavacchio, die erst in den 80iger Jahren zu neuem Leben erweckt wurde. Ein fast immer ausgebuchter Bio-Agriturismo mit eigenem Bio-Restaurant und Bio-Gemüsegarten, einer Salami-Metzgerei, einrm eigenen Trüffelwald, einem benachbarten Reitstall mit Exkursionen in die waldreichen Hügel entlang der Weinberge, einer historischen Fattoria. Ein Vorzeigeweingut für das Anbaugebiet Rufina! 

1978 hatte Fays Vater das Anwesen von den Marchesi Strozzi erworben. Anfänglich wollte er nur ein Ferienhaus haben, doch dann kamen 125 ha Land dazu, inklusive großer Fattoria und etlichen halb verfallenen Bauernhöfen, die nach und nach wieder aufgebaut wurdeun und heute als Feriendomizile dienen. Sage und schreibe knapp 12.000 Personen nächtigen dort pro Jahr in insgesamt 82 Betten. Dazu kommen etliche Hochzeitsgesellschaften aus aller Welt, die ihr großes Fest hier begehen und ihren Aperitivo im Garten der Fattoria im Schatten einer 250 Jahre alten Zeder einnehmen.

Lavacchio - Purer Wein! Herausragender Sangiovese aus Rufina

Lavacchio ist ein Biobetrieb im besten Sinne. Sogar im Weinberg benutzt der Winzerbetrieb eigenes Holz für die Holzpfähle des Drahtrahmens, an dem die Reben wachsen. Der Kalk-Lehm-Alberese-Boden prägt die Weine von Rufina. Für uns Biobetriebe ist es ein großes Plus, dass zwischen den Flüssen Arno und Pieve stets ein leichter Wind über die Hügel weht und dadurch die Feuchtigkeit reduziert wird. Das historische Anbaugebiet Rufina beheimatet etliche flächenmäßig recht große Landwirtschaftsgüter, die ihren Wein schon im 19. Jahrhundert in die Trattorien von Florenz lieferten. Es ist ein wunderschönes Gebiet vor den Toren Florenz, das mit seinen steilen Hügeln, seinen hoch gelegenen Weinbergen unbestritten einen ganz eigenen Chianti-Charakter besitzt.
Lavacchio erzeugt Bioweine, einige davon sogar ohne Schwefel. In der Regel wird den Weinen SO2 zugesetzt, damit Oxidations- und mikrobiologische Prozesse verhindert werden. Lavacchio war der erste Betrieb, der 2011 mit dem Puro einen Chianti ohne Sulfite erzeugte. Mittlerweile ist dieses Verfahren in Italien fast zur Mode geworden. Lavacchio erzeugt inzwischen auch einen Chianti Puro Riserva ohne Sulfite. Die jeweiligen Weine dafür ganz klassisch als Chianti Cedro und Chianti Cedro Riserva. Der Vergleich dieser vier Weine ist sehr spannend und absolut empfehlenswert für alle Weinliebhaber, die das aktuelle Thema interessiert.

Die Erzeugung des schwefelfreien Puro - von dem Lavacchio stolze 100.000 Flaschen erzeugte - ist so einfach wie genial. Eine CO2-Mazeration des Weines unter akribischem Ausschluss von Sauerstoff sorgt dafür, dass die guten Tannine extrahiert werden, die den Wein dann anstelle des Schwefels konservieren. Das Verfahren funktioniere auch bei Riserva-Weinen, die einige Monate im Holzfass gelagert wurden, wobei sogar etwas Sauerstoff durch die Holzporen hinein diffundierte. 
Aus meiner Sicht sind die Puro-Weine eindringlicher in der Frucht, weniger maskiert und glasklar in ihrem Sangiovese-Ausdruck. Auch die Cedro-Weine sind ein stimmiger Ausdruck des Sangiovese und des Rufina-Gebietes und unter dem Strich nicht weit weg von den Chiantis der Puro-Linie. Die Behauptung, dass die Puro-Weine schneller oxidieren ist widerlegt  Alfredo weiß aus eigener Erfahrung zu berichten, dass die Puro-Weine bei sorgfältiger Aufbewahrung, so wie die Cedro-Weine, über zwei bis drei Tage konsumiert werden können.

Ein ganz besonderer Wein ist für Fay der Rotwein Ludie: Es ist ein Sangiovese aus einem Weinberg, der 1963 gepflanzt wurde. Mit seinem dichten Fruchtspiel und den kräftigen Tanninen ist es ein kraftstrotzendes Wein-Monument, das mit 15,5 Vol% seine Balance behalten hat. Natürlich bietet Lavacchio seinen Gäste im eigenen, kleinen Restaurant auch die beliebten Bio-Alltagsweine mit dem fruchtigen Rosato und dem wertigen Sekt. 
Auch mit dem Weißwein Pachàr ist wieder ein spannendes Expertiment geglückt. Der Pachár ist ein Blend aus Chardonnay, Sauvignon und Viognier, der ohne Schwefel im Akazienholz ausgebaut wird und so seinen ganz eigenen Charakter besitzt. Mit diesem Wein geht das Ausprobieren von Fay, die - wie Ex-Direktor Alfredo liebevoll scherzend erwähnte - stets neue Projekte im Sinne des „organic lifestyle“ aus dem Hut zaubert, in die nächste Runde. Wen wundert es, denn Fay ist nicht nur eine energiegeladene Frau mit Ideen und Leidenschaft, in ihr fließt auch das Blut ihrer französischen, englischen und russischen Vorfahren. Mit ihrer quirligen und unvoreingenommenen Art ist Fay einfach nur sympathisch. Das zeigt sich auch beim Spaziergang mit ihrem Trüffelsuchhund im Trüffelwald neben dem Weingut, wo sie ihren Gästen aus Schweden, UK oder Deutschland mit den begehrten weißen Trüffeln wahre Glücksmomente beschert. Solche Glücksmomente machen diesen einzigartigen Ort Lavacchio und seine Weine aus. Das habe ich am eigenen Leib erfahren dürfen. In Deutschland vertreibt Peter Riegel, der Bioweinimporteur am Bodensee mit nationalem Vertrieb die Cedro-Rufina-Weine von Lavacchio.

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