Das Collio im östlichen Friaul - Weißweine der Extraklasse

Der Bianco ist eine wahre Geschmackssinfonie

Dieser Weißwein, der benannt ist nach der Landschaft, in der er wächst und zum Besten gehört, was in Italien aus weißen Trauben gekeltert wird, gleicht einer Sinfonie. Welche Trauben das jeweils sind, darf ein Geheimnis bleiben. Denn nach der Regel für den seit 1968 bestehenden Collio Bianco DOC dürfen Winzer unter zwölf weißen Rebsorten nach Belieben wählen. Keinen Spielraum gibt es allerdings bei der Qualität: da sind die Maßstäbe rigoros hoch − mit der Folge, dass die Weine tiefgründig und überraschend langlebig sind.  

Collio ist der Inbegriff des großen Weißweines

„Wein, der schläft“ steht auf dem Schild in dem Weinort Cormons. Eine Neonreklame, wie sie normalerweise für Karibik-Bars oder Leicht-Bier wirbt, beleuchtet schwach ein Stückchen feuchte Felswand, an der sie angebracht ist. Dahinter führt eine steinerne Treppe in einen Weinkeller. Dieser ästhetische Gegensatz spielt gekonnt mit den zwei Gesichtern des Weißweins: Auf der einen Seite werden viele Weiße in Italien üblicherweise so schnell wie möglich in Flaschen gefüllt und verkauft. Andererseits gibt es Weine wie den Collio Bianco, bei dem es erst nach viel Zeit im Keller erst richtig losgeht.

Verschiedene Rebsorten in einer Geschmackssinfonie vereint

Die weißen Cuvées haben die außergewöhnliche Fähigkeit, viele Jahre in der Flasche zu reifen und dabei immer vielschichtigere Aromen zu entwickeln. Die subtilen Fruchtnoten werden feiner, fusionieren zu einem dichten Kern, um den sich Reifearomen wie Mandeln und Honig anlagern. Ein neuer oder ein einjähriger Wein deutet das oft noch nicht einmal an. „Die Weine brauchen, bis sie sich öffnen“, weiß Marko Primosic und schenkt einen Collio Bianco aus dem Jahr 1996 ein. Der Wein ist edel gereift und hat dabei eine sehr lebendige Säure und feine Frucht bewahrt. So etwas lässt auch langjährige Weinkenner staunen. Es kommt noch besser.

Collio Bianco - Die Größe zeigt sich im Alter

Ein 95er, in dem die bei uns wenig bekannte friulanische Regionalsorte Ribolla Gialla die erste Geige spielt, schmeckt  nach Karamell und Kamille und ist weich wie Butter, während im Hintergrund eine feine Säure dafür sorgt, dass der  Wein bei aller Reife immer noch frisch wirkt. Wer es unbedingt wissen will, dem verrät Marko auch, welche Rebsorten den Klin ausmachen, obwohl er die Zusammensetzung gar nicht so wichtig findet. Eine Cuvée soll schließlich eine Art Gesamtkunstwerk sein, bei dem das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile – eine anspruchsvolle Aufgabe für den Winzer. Erst wenn die Namen fallen, erkennt man die Fruchtnoten des Sauvignon Blanc oder Kraft und Säure des Ribolla Gialla. Mehr Erfahrung als die Betreiber des Weinguts Primosic hat keiner mit der Collio-Cuvée. Markos Vater Silvestro Primosic wirkte maßgeblich an der Erarbeitung der Grundlagen für die DOC, das Herkunftsprädikat, mit. Im Hause Primosic ist auch die allererste Flasche Collio DOC zu bewundern. Sie stammt aus dem Jahr 1967 und trägt auf der Banderole die Ziffer Eins. Sie ist noch immer ungeöffnet.

Friaul-Spezial