Friulano - Das passende Essen und der angemessene Preis

Was darf ein guter Friulano kosten? Was schmeckt dazu am besten?

Der Friulano ist eine Art Highlander unter den Weißweinen. An den Berghängen zwischen Italien, Slowenien und Österreich wächst dieser mächtige, komplexe Wein. So ein Muskelpaket gibt es unter den Weißen selten und unter den italienischen erst recht. Seiner Herkunft und Sozialisation entsprechend, nimmt er es mit echten Gegnern auf. Er braucht kräftige Fischgerichte. Oder Fleisch. Toskanische Finocchiona oder der San Daniele-Schinken aus seiner Heimat sind ideal. Deshalb gibt’s die als Vorspeise. Der Wein von Schiopetto hat neben den typischen Aromen von Mandeln viel brillante Frucht. Er ist dicht und als 2009er schon sehr harmonisch. Ein zweiter Friulano von Castellio di Spessa ist filigrander, mit einer fein konzentrierten langen Mineralität. Da muss man aufpassen, dass die Wurst nicht zu fett ist. Mit dem San Daniele verträgt er sich genial.

Friulano ist ein perfekter Speisenbegleiter

Aber das war ja nur das Vorspiel. Als nächstes kommt ein Salat von Puy-Linsen mit Lachs und Wachteleiern. Letztere sind für jeden Wein ein Stolperstein. Vor dem cremigen Eigelb gehen Leichtgewichte in die Knie, dazu die deftigen Linsen, Balsamico, Senf. Doch der Spessa mit seinem dichten Mineralton schafft das locker und zwischen feuchten Kieseln kann prima dem rohen Lachs nachschmecken. Auch der Schiopetto mit seinem wuchtigen Körper verträgt sich bestens mit Hülsenfrucht und Salmoniden. Zum Hauptgang gibt’s gegrillte Dorade. Deren Olivenöl-Rosmarin-Knoblauch-Weißwein-Röstaromen sind genau die richtige Spielfeld für beide Weine. Der Schiopetto, der sich an der Luft weit geöffnet hat und Komplexität entwickelt hat, die den Mund füllt, ergänzt die intensiven Gewürze souverän. Auch der mineralische Spessa hat enorm Schmelz, dazu einen leicht bitteren Mandelton im Abgang und kann so optimal mit dem saftigen Fisch. Zwei ziemlich unterschiedliche Friulanos haben dass Essen auf recht verschiedene Weise begleitet. Welchen würde man also beim nächsten Mal zu den Gerichten öffnen? Ich glaube, beide.

Friulano - Der faire Preis!

Frische und Mineralität sind Hauptmerkmale eines Friulano. Die leichteren Varianten aus dem Grave sind perfekt für den kleinen Mittags-Happen oder für den Apero an der Bar. Die gehaltvolleren aus dem Collio, den Colli Orientali oder Isonzo vertragen sich bestens mit Fisch- und Gemüsegerichten aller Art. Und die genialste wie einfachste Kombination von allen ist die mit Prosciutto San Daniele, dem luftgetrockneten Schweineschinken aus dem Friaul, der dem berühmten Parma unter Kennern den Rang abgelaufen hat. Auch Trüffel aus dem benachbarten Istrien sind für einen (gehaltvollen) Friulano kein Problem! 

Weißweine aus dem Friaul sind im allgemeinen Weinachhandel selten zu finden, die Italienspezialisten bieten Ihnen die ganze Bandbreite vom 8 €-Wein aus dem Gravegebiet bis zum 15 €-Wein aus dem Collio. Im Internethandel finden sie vor allem die in den Weinführern hoch gelobten Betriebe, vor Ort lassen sich in dem Gebiet mit hoher Winzerdichte auch heute noch spannende Entdeckungen machen. Das sagt der erfahrene Weinhändler Rene Sorrentino zum Friulano:  Aus verschiedenen Gründen eine recht schwierige Herkunft, die dann auch höchstens in sehr gut sortierten Regalen von Supermärkten zu finden ist, vor allem in privat geführten. Die neue Bezeichnung „Friulano“ ist erklärungsbedürftig, das Preisniveau ist vergleichsweise hoch – auch wenn die gehobenen Qualitäten das rechtfertigen. Rot- und Weißweine aus dem Friaul um 7 € auf der Fläche.
Die relativ hohen Preise gelten auch für den Fachhandel. Hier spielt allerdings auch eine Rolle, dass hier Profilierungsmöglichkeiten bestehen. Immerhin stammen aus der Region die wohl substanziellsten Weißweine Italiens, und „Friulano“ als neue Bezeichnung für den Tocai wird marketingtechnisch exzellent kommuniziert. Preise für charaktervolle, persönliche Gewächse zwischen 7,50 € und 15 €, selten darüber.
In der italienischen Gastronomie durchaus verbreitet, sofern die Weinkarte einen gewissen Gesamtumfang einhält. Aber auch hier gilt, dass die Weine vom Service oft noch explizit empfohlen werden müssen.

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