IN GIRO CON RITA - Apulien im Frühsommer

Facettenreiche Momentaufnahmen aus dem Leben einer Reise-Journalistin.

Rita Henss, Journalistin und Autorin aus Frankfurt am Main, nimmt uns mit auf die Reise in „ihr“ Italien. In ihrer Kolumne „in giro con rita“  lässt sie uns teilhaben an ihren ganz persönlichen Eindrücken, an den kleinen und großen Erlebnissen während ihrer Recherchen vom Schaft bis zu Spitze des Stiefels. Fast immer taucht sie dabei tief ein in die landestypische Kultur: sei es nun jene des Essens und Trinkens, des Bauens, der Musik, der Technik, der Kunst, der Mode, des Live-Styles oder schlicht des Dolce Far Niente.
Pasta und vino, ristorante und trattorie, albergi und agri turisimi: gern ist die bekennende Geniesserin und leidenschaftliche Köchin unterwegs in den wunderbaren Landschaften Italiens: mal nur zum Schauen und Schmecken, mal auch zum Schwimmen und Wandern, zum Singen oder Schuhe kaufen (Größe 35 !!)
Begleiten Sie rita in giro und lassen Sie sich inspirieren, überraschen, verführen von ihren kleinen Geschichten. Die erste führt Sie ganz weit in den Süden..

Trulli und Landgut-Genüsse: Unterwegs in Apulien 

Signore Mario zögert keine Sekunde: Milledue! Tausend und zwei. Exakt so viele Trulli versammle sein Dorf, behauptet der Wirt des "3M", während er die Milch für den macchiato schäumt. Marios kleine Caffeteria liegt im Herzen von Alberobello, im Valle d’Itria. Das Tal an den Ausläufern der Murge und seine Kegelhäuschen zählen inzwischen zum UNESCO-Erbe. Hinter den dicken Mauern der runden Steinbauten haben sich Kunsthandwerker, Künstler, Souvenirshops und Weinhändler eingenistet. Aber viele Trulli dienen nach wie vor schlicht als Wohnung. Manche auch als Restaurant. Oft noch tischen sie deftige apulische Bauernkost auf, von der bitteren "cicoria" mit Saubohnen bis zu würzigen Innereien. Dazu gibt es kräftigen Wein. 
Auf den sonnenbeschienen Hängen der Murge gedeihen die Reben  prächtig. In den Tälern wechseln Äcker und Wäldchen, wachsen Obstgehölze, Oliven- und Mandelbäume. 
Nur wenige Kilometer vom Saum der Adria leuchtet aus dem silbrigen Grün weiter Olivenhaine Ostuni. Das Städtchen trägt den Beinamen la bianca, die Weiße. Zypressen- und Pinienalleen säumen die alte, von Norden kommende strade stradale. Ein Schild weist unterwegs zur die Masseria Salamina, einem der typischen befestigten Landgüter Apuliens. Vielen dieser Jahrhunderte alten Gehöfte bieten inzwischen Gästezimmer an. Und in der Regel beste Verpflegung – wie die ruhige, exquisit restaurierte Masseria Il Frantoio.  
Ostuni selbst ist ein quirliger Touristenmagnet. Fast orientalisch mutet es an mit seiner verschachtelten Architektur, den Mauerresten mit Rundbastionen, den Terrassen und Bogengassen, den schlichten, gekalkten Häusern mit winzigen Fenstern. Um den mittelalterlichen Kern schmiegt sich üppige barocke Pracht.
 Die jeweils rund 25 Kilometer Strandlinie südlich und nördlich von Ostuni sind die für den Fremdenverkehr bislang am besten erschlossensten Küstenabschnitte Apuliens. Aus dem niedrigen Wacholder- und Macchia-Dickicht öffnen sich kleine Buchten mit klarem Wasser; kräftig gischtet die Brandung an den Fels. Um die alten adriatischen Wachtürme sind neue kleine Strandorte entstanden, oft benannt nach den historischen Ausgucken: Torre Canne zum Beispiel oder Torre Santa Sabina. 

Vom Torre Guaceto ist es nur noch ein Katzensprung bis Brindisi. Etwa in der Mitte der beiden Hafenbecken, die die Altstadt quasi umarmen, führt eine breite Treppe vom Kai hinauf zu einer mächtigen Säule. Mit ihrem Pendant, das in der Barockstadt Lecce die Statue des Heiligen Oronzo trägt, markierte sie einst den Endpunkt der alten Römerstraße Via Appia Antica.

Tipps zum Einkehren & Übernachten

Hotel & Restaurant: Relais La Sommita mit Restaurant Cielo, Via Scipione Petrarolo 7, Ostuni, Tel., +39 0831 305925, www.lasommita.it  

Restaurant: Gli Ulivi, Contrada Popoleto 15, Alberobello, Tel. +39 080 4323796, www.ristorantegliulivialberobello.it 

Tipp für herausragende Antipasti und Olivenöl

Wahrlich leckere Feinkost aus Apulien - Oliven, Tomaten, Artischocken, Zwiebeln sotto L'Olio und natürlich feines Olivenöl, das alles vereint De Carlo, ein Familienunternehmen, das von Palorino in Südtirol im deutschsprachigen Markt vertreten wird. Zur Übersicht der in Deutschland erhältlichen Olivenöle und Antipasti geht es hier entlang - Die halbgetrockneten Pomodorini machen süchtig, da ist auch der stolze Betrag von 9,50 € pro Glas zweitrangig. Getestet und für sehr lecker befunden wurden auch die im eigenen Olivenöl eingelegten Artischocken, Cime di rapa (Gemüse) und die entkernten, kleinen Oliven. De Carlo besitzt in der Gegend von Bari rund 18.000 Olivenbäume, und hat mit viel Passion und Handarbeit sein Feinkost-Sortiment zusammengestellt. 

Der Weintipp

Zu Cicciatelli, Brasciola alla barese, Involtini di trippa und anderen apulischen Deftigkeiten passt am besten ein kräftiger Negromaro, der Säure und Herbheit mitbringt und der Gegenentwurf zum klassischen Terrassenwein Primitivo ist. Die Menschen aus dem Salento und Lecce lieben ihren Negroamaro, auch wenn sich der Primitivo wie geschnitten Brot viel leichter verkaufen lässt. Zu unseren Negroamaro-Empfehlungen geht es hier entlang. Oder sie besuchen unseren Fotoblog mit Ostuni, Lecce und den besten Trulli-Aufnahmen im Netz.