Die Lagenweine der Sorte Nero d'Avola in Pacchino von Gulfi

zählen ganz sicher zu den besten Rotweinen Siziliens

Jung, sehr jung war Matteo Catania als ich ihn Anfang des Jahrtausends zum ersten Mal in Chiaramonte Gulfi besuchte. Wir standen beide am Anfang unseres Schaffens. Der Weinmacher Salvo Foti, der damals unter anderem Benanti am Etna und Gulfi betreute, hatte mir den Tipp gegeben. Foti war damals einer der besten Weinmacher in ganz Sizilien und ist es heute noch. Wie nicht unüblich im Süden war die Kellerei eine Lagerhalle im Industriegebiet, die man mir eigentlich gar nicht zeigen wollte. Bemerkenswert ist im Rückblick, dass die Familie Catania schon damals auf biologische Bewirtschaftung und auf ihre Einzellagenweine aus alten Alberello-Buschreben aus Noto und Pachino setzte.

Gulfi - Topmoderne Kellerei und alte Buschreben

Beim dritten oder vierten Besuch präsentierte Matteo dann im Jahre 2015 seine nagelneue Kellerei und am Verkostungstisch zwei Einzellagen-Weine aus dem Jahrgang 2001, sozusagen eine Verbeugung vor der gemeinsam erlebten Zeit. Diese Weine bewiesen eindrucksvoll, dass dieser Nero d’Avola reifen kann. Die Kellerei ist ein imposantes Gebäude, gebaut mit dem beigefarbenen Tuffstein der Gegend. Die Räume beherbergen auch das Restaurant Locanda Gulfi und 6 Doppelzimmer für Übernachtungsgäste, von denen es in den letzten Jahren mehr und mehr gibt in Sizilien. Denn Chiaramonte Gulfi im Südosten Siziliens - im Landesinneren an den Monti Iblei gelegen - ist auch eine hervorragende Gegend für Olivenöl. Zudem zählen die Hügel zum weitläufigen Anbaugebiet des DOCG-Rotweins Cerasuolo di Vittoria. Zusammen mit dem Rosá aus Nero d'Avola, dem Nero Ibleo als Einstiegsnero und dem Einzellagenwein Nero Maccarij aus alten Nero d'Avola-Buschreben ist dies ein beeindruckendes „Lineup“, um die konsequente Bioweinphilosophie kennen zu lernen; die Sorte Nero d’Avola in unterschiedlichen Ausdrucksformen. „Wild und verwegen, wie Waldorfschüler..., Bioweine mit eigenem Charakter, abseits des klassischen Weinkonzeptes“, so beschreibt meine Frau diese Weine. „Dies sind ganz sicher keine Weine für Halbtrockentrinker“, sage ich.

Nero d'Avola Cru: Neromaccarj - Baronj - Bufaleffj

Die Gegend von Pachino ist die herausragende Anbauregion für hochwertigen Nero d’Avola von alten Alberello-Buschreben. Ein heißes und trockenes Klima verlangt den Reben in der flachen Ebene alles ab, es ist fast wie in Nordafrika dort, hier im südöstlichsten Winkel Siziliens. Die Unterschiede der Crus sind beeindruckend, weil alle in der Ebene nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegen. Doch variiert wie es sich für wahre Crus gehört, der Untergrund der Reben von Weinberg zu Weinberg und damit auch die Tanninstruktur und die Aromen der verschiedenen Crus-Weine. Contrada Baronj ist ein lehmhaltiges Terroir mit einem deutlichen Anteil an weißem Kalkgestein. Contrada Bufaleffj ist ein vielschichtiges Terroir mit einem dunklen, fast schwarzen Lehm über einen weißen Kalkstein, daneben Parzellen mit rotem Sand und Basaltecken vulkanischen Ursprungs. Contrada Maccarj ist ein lehmiges Kalkgestein mit relativ hohem Gesteinsanteil und einer höheren organisch verwertbaren Masse (etwas nährstoffreicher für die Reben).

Nero d'Avola Cru: Neromaccarj - 35 Jahre alte Buschreben - kalkig-lehmiger Boden - 2 Jahre Holzausbau und 2 Jahre Flaschenreife vor Markteintritt charakterisieren den Wein. Notiz: Viel Gerbstoff am Gaumen, ein Wein für Bordeaux-Liebhaber, jedoch mit üppiger Nero-Frucht ausgestattet, Leder, feine Schwarzkirsche, angenehme Säure, kraftstrotzend, großes Lagerpotenzial. Man spürt im Wein die Wärme und Lichtinensität dieser Gegend bei Pacchino und Noto, wo Rotwein-Monumente entstehen. Die Sorte Nero d’Avola ist herrlich eigenständig und keinesfalls mit einer Bordeaux-Rebsorte oder anderen italienischen Rotweinen zu vergleichen.

Weitere, spannende Weine von Gulfi 

Cerasuolo di Vittoria - Zupackender Cerasuolo! Der Weinberg in der Nähe der Kellerei ist ebenfalls sehr dicht bepflanzt, mit den klassischen Sorten Frappato und Nero d’Avola. Notiz: Der Wein zeigt erneut viel florale Frucht, eine intensive Farbe, griffigen Gerbstoff und eine präsente Säure, erneut sehr trocken, ein facettenreicher Biowein mit der Frappato-Veilchen-Duftigkeit und der Nero d’Avola-Fruchtintensität, ein perfektes Zusammenspiel aus meiner Sicht, viel Wein fürs Geld.

Nero d'Avola Nerojbleo - „Un Vino solare“ im Italienischen - Ein Wein, der die gleissende Sonnenintensität der Insel eingefangen hat. Nero d’Avola aus den Weinbergen in Chiaramonte Gulfi, der nach langer Mazeratiaon der Trauben im Eichenholz ausgebaut wird. Notiz: Intensive Nero-Frucht, Leder, Tabak, nicht die Preiselbeere wie bei anderen Neros, eher dunkle Johannisbeere mit sizilianischem Trockensträuchern (Macchia), straffer Gerbstoff am Gaumen und intensive Frucht gepaart mit einer herbem Eichenholztouch, Anklänge von Mokka und edlem Kaffee, erneut Leder und präsente Säure, die den Wein im Mund ausrichtet. Potenzial, braucht Zeit im Glas, aus einem Spitzenjahrgang!

Interessante Fakten zu Sizilien und Gulfi

## Chiaramonte Gulfi in der Provinz Ragusa im Südosten Siziliens ist ein lebendiger Ort auf einem Kalkplateau gelegen, fernab von Grosstadt- und Autolärm ## Die neu gebaute Kellerei von Gulfi beherbergt auch ein fabelhaftes Restaurant und einige hochwertige Übernachtungsmöglichkeiten. Sie liegt außerhalb des Ortes in Alleinlage auf einem Felsplateau ## Gulfi arbeitet biologisch, bewässert nicht und erntet die Trauben mit der Hand ## Die auffallenden Etiketten symbolisieren Eros und Psyche - Ausgeborgt aus einem antiken Mosaik in Piazza Amerina nicht weit von Gulfi steht es für die Liebe der Familie Catania und ihrer Mitarbeiter für die Erde, daraus entstehen die Weine, sie sind Ausdruck des reines Genusses ## Pacchino und Alberello - Pacchino ist das mit Abstand angesehenste Anbaugebiet in Sizilien für hochwertigen Nero d’Avola, Gulfi besitzt hier verschiedene Contrade, das lässt sich mit unterschiedlichen Weinbergsparzellen übersetzen; und Alberello - Gulfi setzt auf die traditionelle Reberziehungsart der Buschreben, die kleinen Ertrag garantieren, hohe Stockdichte pro Hektar und somit extraktreiche Trauben, die Weine von konzentriert-mineralischer Frucht und Struktur hervorbringen ## Der Begründer Vito Catania - Seine Familie hat eine lange Tradition im Wein- und OIivenölanbau. 1996 gründete er Gulfi und begann er mit Salvo Foti als beratendem Weinmacher und Agronom das Weingut auf höchste Qualität und biologische Anbauweise auszurichten, leider verstarb Vito im Jahre 2017 unerwartet ## Heute besitzt Gulfi in Pacchino, Vittoria und am Etna ca. 70 ha Weinberge in Südosten Siziliens ## Glauben an die eigenen Sorten - Von Beginn an konzentrierte sich die Familie Catania auf die Sorten Nero d’Avola, Frappato und danach auch Nerello Mascalese, die Siziliens Weinbaukultur ausmachen. Sie widerstanden dem Trend Syrah und Merlot zu pflanzen und die Geschichte und aktuelle Nachfrage gibt Ihnen Recht.