Super-Vino Nobile als Botschafter

Andrea Rossi, Präsident des Konsortiums, spricht über die Aktivitäten des Winzerteams

Einen Superpremium-Nobile fürs Ausland, lautete die Überschrift eines Interviews von Andrea Rossi für die Corriere di Siena im Oktober 2019. Der neue Präsident des Konsortiums hat einiges vor und möchte dabei alle Weingüter mit ins Boot holen. Rossi selbst ist Präsident der Vecchia Cantina, dem Platzhirsch in Montepulciano.
Die Kreation eines „Super Nobile“, der bei der Promotion des Gebietes und der Weine helfen kann, ist derzeit das spannendste Thema in Montepulciano. Obwohl aktuell eher die Sekte und die einfacheren Rotweine angesagt seien, wäre dies für die DOCG Vino Nobile und ihre Winzer ein wichtiger Schritt in die Zukunft. 
Diese neue Kategorie wird intensiv diskutiert - in den Strassen und Cafes von Montepulciano, im Consiglio mit den Vizepräsidenten Luca Tiberini und Sussan Crociani und auch zwischen den Winzern. Anders noch als vor zwei Jahren engagieren sich auch die bekannteren Weingüter im Konsortium für den Wandel, was allenthalben begrüßt wird. Mitglieder des aktuellen Konsortiumsbeirates sind Miriam Caporali, Ilaria Chiasserini, Luca De Ferrari, Maria Caterina Dei, Antonio Donato, Rino Fontana, Andrea Lonardi, Filippo Neri und Carlo Paolini.

Definition eines Nobile-Botschafters der DOCG Vino Nobile di Montepulciano

Ein Wein nur aus einheimischen Sorten, ein Nischenprodukt in kleiner Menge, Ausdruck der Spitze des Anbaugebietes. Dessen Vorgaben werden von der Kommission ausgearbeitet. Klingt irgendwie ein wenig nach Gran Selezione; beim Nachbar Chianti Classico wird derzeit auch diskutiert, ob es ein 100% Sangiovese-Rotwein sein soll oder die Grenzen weiter gefasst bleiben. Ein anderer denkbarer Weg ist die Einbindung der Riserva-Kategorie, die durch neue Vorschriften zum Super-Nobile aufgewertet wird.  

Die Kommunikation der Stärken ist in der heutigen Zeit von enormer Bedeutung. Um einen Cent erhöhe sich der Beitrag für die für jeden obligatorische Banderole, was dem Konsortium ca. 80.000 € in die Kasse spült, die für Promo-Aktionen in Nordamerika und Nordeuropa eingesetzt werden sollen. Glücklicherweise ist der Vino Nobile bereits in Europa und Nordamerika ein bekannter Rotwein mit exzellentem Ruf, dem lediglich die kritische Masse eines Chianti Classico fehlt bzw. der höhere Sex-Appeal eines Brunello di Montalcino. Doch besonders in der Online-Welt im deutschsprachigen Raum ist „Vino Nobile“ ein sehr relevanter Suchbegriff, der sich nicht hinter "Amarone", "Primtivo" oder "Brunello" verstecken braucht.

Nachhaltigkeit ganz vorne dran in Montepulciano

Und die Winzer arbeiten an der Ausrichtung für eine ebenso ertragreiche Zukunft. Ein weiterer Schritt ist für den Vino Nobile die Anerkennung als „Distretto Sostenibile“, die ein nachhaltiges, ressourcenschonendes Arbeiten vorsieht, darunter das naheliegende Ergebnis des „Prodotto Carbon free“ für alle Weine. In einigen Jahren möchten die Verantwortlichen die Zertifizierung der „Biodiversità“ fürs Gebiet abgeschlossen haben. Diese Maßnahmen sind wichtig für das gute Gefühl des Winzers und des Weintrinkers der Zukunft.

Dafür setzen sich alle Winzer ein, auch die kleinen Weingüter der knapp 80 Weingüter von Montepulciano. Alle möchten durch ihre Arbeit und Initiativen das Territorium des Vino Nobile und Montepulciano noch bekannter machen. In Italienisch klingt das dann so: Contribuire alla valorizzazione e alla promozione della cultura del Vino Nobile di Montepulciano e del suo territorio d’origine, insieme all’agricoltura collinare di qualità, all’arte, alla cultura, alla formazione e ai servizi sul territorio.” 

Kommunikation an allen Fronten zwischen Montalcino und Abruzzen

Immer mehr Winzer setzen auf einen Nobile aus 100% Sangiovese. Die Zielsetzung - „Das Gebiet des Vino Nobile und seine Winzer bekannter zu machen und die Vorzüge und Unterschiede zu kommunizieren, einerseits in Anlehnung an die beiden Nachbargebiete Montalcino und Chianti Classico und in der Abgrenzung vom Montepulciano d’Abruzzo“ - ist auch die Zielsetzung des Konsortiums. 
Denn vor allem in Nordamerika und Asien ist die Verwechslung der Weine an der Tagesordnung, weshalb die Weingüter auch Aufklärung und Weiterbildung anstoßen wollten. Ganz konkret hat sich das Weingut Icario dem Thema bei der diesjährigen Prowein zugewendet und den Stand mit einem Winzer aus den Abruzzen geteilt. Ein sicher aufsehenerregender Schritt, der die Sinne fürs Thema geschärft hat.

Foto oben: Andrea Rossi, Präsident des Konsortiums Vino Nobile, Foto unten: Messestand an der Prowein, der die Unterschiede deutlich macht.