Gallo Nero mit Brancaia und Monsanto - Zwei herausragende Weingüter in der Toskana

Barbara Widmer ist Schweizerin und ihre Familie besitzt nicht nur ein Weingut, sondern auch eine Vinothek Brancaia in Zürich. Doch Barbara ist mit ganzem Herzen in der Toskana, lebt und arbeitet für den Erfolg des Weingutes.  Dabei setzt Sie auf Handarbeit und lässt sich dies auch einiges kosten, rund 450 h Arbeitszeit pro Hektar summieren sich übers Jahr. Das Entscheidende sei es, das Team zu motivieren, denn Weinbergsarbeit kann monoton und langweilig sein! Auch dafür gibt es seit diesem Jahr mit der Osteria Brancaia ein eigenes Restaurant. Ob der Koch andererseits auch im Weinberg arbeiten muss, das habe ich nicht erfahren…

Herausragende Weinqualität ist das Eine, das Geniale im Falle von Brancaia ist auch die Ausstattung, die Barbaras Vater bereits in den Achtziger Jahren erfand. Sie ist grandios zeitlos und ein echter „Eyecatcher“, wie es der neue Verkaufsraum ist, den die gelernte Architektin mit den im Weingut benutzten Materialen geschmackvoll gestaltete. Die Ästhetik spiegelt sich in den Weinen wider, die stets eine gute Figur machen, ansonsten werden sie erst gar nicht verkauft. Denn so liebenswert Frau Widmer auf den ersten Blick wirkt, so kompromisslos ist die Frau, eben eine Schweizerin in ihrer Wahlheimat Italien.
Brancaia besitzt Rebflächen in den Gemeinden Radda und Castellina mit Sangiovese und auch Merlot und Rebflächen mit internationalen Sorten an der Küste in der Maremma, die im dortigen Weinkeller verarbeitet werden. Im Hause Brancaia werden alle Rebsorten separat gekeltert und ausgebaut, damit die Weinbergsarbeit in jeder Parzelle optimiert werden kann. Keine Frage, dass der abschließende Blending-Prozess für alle eine intensive wie motivierende Angelegenheit ist. Alle Weine ausnahmslos sind untadelig in ihrem Charakter: Diese Meisterleistung gelingt Brancaia beim jungen Chianti Classico aus 100% Sangiovese und den beiden Fingerprint-Weinen, dem fruchtigen „Tre“ und dem komplexen „Blu“. Diese Weine könne Sie „blind“ kaufen, weil der Qualitätsanspruch von Barbara Widmer mit Brancaia so hoch ist.

Kultwein BLU IGT Rosso Toscano

Suckling und Parker lieben den Wein! Das soll erst mal gar nix heißen, denn oftmals schmeckt mir gar nicht so sehr, was die beiden berühmten Meinungsmacher empfehlen. In diesem Fall sind wir einer Meinung, denn es ist keinesfalls so, dass mein Gaumen nur Sangiovese mag. Der Rosso Blu berührt wie die Weine von Monterverro, weil die Weine ein toskanisches Herz haben. Der erste Jahrgang des Blu war der 1988er!
Der Blu besteht aus 70% Merlot, 25% Sangiovese und 5% Cabernet Sauvignon, die ausnahmslos im Chianti wachsen. Die Basis ist der Weinberg; und das Ernten von gesunden Trauben zum richtigen Zeitpunkt! Denn die Mazeration bis zu 18 Tagen bei rund 28°C ist Standard für Topweine, ebenso der Ausbau für 20 Monate in neuen und gebrauchten Barriques und eine zwölfmonatige Flaschenreife vor dem Verkauf.
Der Wein besticht durch eine komplexe Nase; dunklen Beerenfrüchten und anfangs deutliche Vanille und Crema-Noten vom Ausbau im edlen Eichenholz. Am Gaumen ist er zupackend wie ein Löwe, mineralisch bis zum Anschlag und tritt auf mit einem spürbaren Holzeinsatz, der sich mit der Zeit im Glas in ein dicht gewebtes Tannin integriert. Im Duft ist der Merlot tonangebend, im Geschmack liefert das sich auf der Zunge ausdehnende Tannin des Cabernet Sauvignon Struktur und der Sangiovese kann seine Lebendigkeit und Fruchtsüße voll ausspielen. 2016 war ein herausragendes Jahr, in dem alle Sorten in perfekter Reife geerntet wurden, so dass ich dem Wein ein langes Leben und eine sehr gute Entwicklung attestiere.

TRE IGT Rosso Toscano: Dieser Rotwein ist einer der populären Rosso aus der Toskana mit einer Geschichte von mehr als 20 Jahren. Er ist der kleine Bruder des berühmten Supertuscan Blu, der nur in kleiner Menge erzeugt wird. Es ist ein preiswerter Zweitwein klarer Handschrift Brancaia und Charakter der Toskana.
Der Trauben stammen zu zwei Drittel aus der Maremma und einem Drittel aus dem Chianti. Rund 80% Sangiovese und gleiche Anteile von Merlot und Cabernet Sauvignon sind darin enthalten. Der Most wird bei 28°C für ca. 8 Tage vergoren und mazeriert, danach wird die verschiedenen Weinpartien in 500 l-Eichenholzfässern und Zementtanks ausgebaut, bevor Sie am Ende assembliert werden. Der TRE profitiert von einigen Fässern, die knapp an den Kriterien für die Auswahl zur Erzeugung des BLU gescheitert sind.  
Verkostungsnotiz: Vielschichter Duft nach dunklen Beeren, Brombeere und süße Merlot-Würze verwoben mit Pflaumen und Kirsche, am Gaumen zupackend, dichter und reifer Gerbstoff, körperreich, warmes Mundgefühl, aber auch eine noble Feinheit, nie vulgär bzw. gekocht in den Aromen wie andere Maremma-Weine. Man spürt das Perfektionsstreben von Brancaia auch im süffigen Zweitwein, der das warme Maremma-Terroir mit dem kühlen Chianti verbindet. 

Endlich reinsortig, der Chianti Classico von Brancaia

Erst seit dem Jahrgange 2013 erzeugt Brancaia überhaupt einen reinsortigen Sangiovese! Es ist ein neuer Weg für Brancaia, denn die erwachsene Chianti Classico Riserva prägt stets ein Anteil Merlot und ein spürbarer Barriqueeinsatz (und das soll auch so bleiben). Mit dem neuen Ansatz möchte Barbara Widmer das Potenzial des Sangiovese in Radda und Castellina als eigenständiger, sehr eleganter, und derzeit sehr trendiger Rotwein abbilden. 2018 und 2019 waren fruchtbetonte Jahrgänge, die beide mit einer saftigen Frische daherkommen. 
Vergoren bei 28-30 °C und mazeriert für 10-13 Tage, Ausbau in Stahltank und Zementtanks für 12 Monate. Die Trauben sind eine Mischung aus den Weinbergen in der Gemeinde von Castellina in Chianti (unterhalb von Castellare) und den Weinbergen in Radda beim Weingut, die steiniger sind und mit Mittel (350-450m ü. NN) rund 100 m höher liegen.
Überraschend fruchtbetont, mit einer jugendlichen Frische zeigt sich der Chianti Classico im Glas. Er besitzt einen mittleren Körper, seine Saftigkeit überzeugt. Der Wein vibriert lange am Gaumen, es ist ein authentischer und glasklarer Ausdruck des Sangiovese aus den höhergelegenen Weinbergen im Chianti. Vergleichen sie ihn doch einmal mit dem Chianti Classico vom Nachbarn Monteraponi!

Castello di Monsanto ist…

Harmonie… im wohl schönsten, in die Erde gegrabenen Lagerkeller der Toskana - Eleganz … in der Kunst der weiblichen Hingabe und des Weinmachens - Vision/Ausblick mit Klarsicht vom Hügel „Il Poggio“ auf das Kulturgut Wein - Meisterschaft/Virtuosität beim Anblick des Zusammenwirkens von Natur und Mensch im Chianti. In keiner anderen Kellerei - mal abgesehen von Badia a Coltibuono - ist dies so greifbar und stimmig, denn Monsanto erzeugt seit den Sechziger Jahren hervorragenden Rotwein mit eigenem Anspruch. Damit begann der auch heute noch rüstige Fabrizio Bianchi – Textilunternehmer aus Mailand - und dies führt seine charmante Tochter Laura mit Bedacht und klarer Haltung weiter. Laura und ihre Weine wirken irgendwie zeitlos und im Bewahren der Werte aktueller denn je, das ist Monsanto!
Die Güte eines Weingutes definiert sich nicht allein über seine Geschichte, der Wein im Glas entscheidet: Monsanto hat seinen eigenen Stil und lässt sich nicht von Zeittrends oder Kritikerstimmen davon abbringen. Dieses Widerstehen ist ein Markenzeichen und Garantie für jeden Weinliebhaber. Dafür steht unmissverständlich auch Andrea Giovanni, der zurückhaltende Weinmacher aus dem Trentino, der nach einigen Jahren an der Küste beim berühmten Weingut Ornellaia, auf Monsanto seinen Platz gefunden hat und mehr als 20 Erntejahre für Monsanto gestemmt hat. Und dafür steht das steinige und vom Galestro-Tonschiefer dominierte Gestein, das in den Weinbergen von Monsanto in der Gemeinde San Donato in Poggio für den Nerv und das Rückgrat aller Sangiovese-Weine von der Annata über die Riserva bis zu Gran Selezione verantwortlich ist.
Im gewölbten Tunnel, der von 1986 bis 1992 von drei Mitarbeitern mit der Hand gegraben wurde, ist die ganze Decke mit Galestro-Steinen gemauert, die alle aus den Weinbergen stammen, die bei der Neuanlage heraussortiert wurden. Ein Monument auf 300 m Länge! So eine Arbeit wird von Etlichen als komplett verrückt bezeichnet, doch für Monsanto ist es Teil des Qualitätsgedankens und enorm wichtig für die Harmonie und das Reifen der Weine mit der Zeit. Auch nach mehr als 30 Jahren des demütigen Wirkens im Weingut gilt für Laura Bianchi das Motto „Saper fare - saper condividere“ Im Geiste des Wissens es zu erschaffen mit dem Wissen es teilen zu können! Und am besten geschieht dies bei Tisch, denn „food friendly wines“ ist oberstes Gebot auf Monsanto und ihre Lieblingsrebsorte Sangiovese!

Alle Monsanto-Weine sind untadelig. ein wahrer >Grand Crus< des Chianti!

Der Chianti Classico ist ein „vino verace“, übersetzt so viel wie wahrhaftig, authentisch, wenn er seinen so beliebten italienischen Charakter wie hier auf Monsanto bewahrt, dann ist er ein eleganter Essensbegleiter, einzigartig! Deshalb schmeckt der Monsanto so wie er schmeckt! Die Weine von Monsanto sind elegant wie kaum ein anderer Chianti Classico!
Der Wein mit dem weißen Etikett und dem Gemälde des Castello di Monsanto auf seinem Hügel wird erst seit 1990 erzeugt und wie alle Weine aus 90% Sangiovese und einem Antil an Colorino und Canaiolo. Der Most wird in konischen Stahlgärtanks für 18-20 Tage - bei regelmäßigem Überschwallen und Saftabzug - vergoren und im großem Holzfass (38 hl) ausgebaut. „Die Annata verbindet seine einzigartige Bereitwilligkeit und Unbesorgtheit (prontezza e la spensieratezza) im Geschmack mit der Tiefe/Ausdrucks der Böden von Monsanto“, sagt Laura mit wohlüberlegten Worten. 
Für mich ist der Wein stets eine Ausgeburt an Harmonie: Feinste, dezente Gerbstoffe sind in einem mittleren Körper eingebettet, die Säure ist eingebunden und die fruchtig-duftige Frucht des Sangiovese ist feingliedrig, keinesfalls aufdringlich, eher zurückhaltend und dennoch bleibt eine Eindringlichkeit und prägnante Aussage am Gaumen zurück, die nur Monsanto sein kann. Eine fast kühle Frucht, die gleichzeitig lange nachwirkt, was kein Widerspruch in sich ist. 
Die Riserva von Monsanto mit dem gelben Etikett zählt zu den historischen Weinen des Anbaugebietes Chianti. Heute ist die Riserva – man staune - der meistverkaufte Rotwein von Monsanto. Der Wein ist zweifelsohne ein würdiger Botschafter für die ganze Herkunft Chianti bzw. des Gallo Nero-Landes.
Präzise gesagt seit dem Jahrgang 1962 wird dieser Wein erzeugt, damals wie heute aus 90% Sangiovese und rund 10% des markanten Colorino und des duftigen Canaiolo. Die jungen Rebsetzlinge für alle Weinberge werden übrigens seit Anbeginn aus dem historischen Weinberg Il Poggio selektioniert. Dieses Material – lange vor der Zeit der Massenweine in den Siebzigern - ist die einzigartige Basis aller Monsanto-Weine. Der Most für die Riserva wird wie die Annata in konischen Stahlgärtanks für 18-20 Tage - bei regelmäßigem Überschwallen des Mostes und Saftabzug - vergoren und danach jedoch im kleinen Holzfass (500 l) ausgebaut, wie im Gesetz vorgeschrieben für mind. 24 Monate.
Konzentrierter als die Annata, aber wie gewohnt im eleganten Monsanto-Stil, ist die Riserva. Die Gerbstoffe sind anfangs zurückhaltend und vervollständigen sich mit etwas Zeit und Luft im Glas zu einem dicht gewebten Samtkleid, auf dem die fruchtigen Aromen des reifen Sangiovese von Galestro-Böden sich ausbreiten. Schmeckt nach Monsanto, nach Galestro und dem Jahrgang 2017, der etwas rotfruchtigere Aromen als der 2018er oder 2016er hervorgebracht hat. Wie alle Weine ist auch diese Riserva herrlich eindringlich, ohne aufdringlich zu sein, ein Fakt, den man leicht übersehen kann, wenn man an Blockbuster-Weine gewöhnt ist.

Gran Selezione Il Poggio

Der Poggio ist einer der Ersten, wenn nicht der erste Weinbergswein des Chianti, denn seit 1962 wird der Rotwein ohne Ausnahme erzeugt. Bereits im Jahre 1968 verzichtete Fabrizio Bianchi auf Weißweintrauben, wie es im Chianti üblich war und noch lange bleiben sollte.
Die fast 100.000 Flaschen dieses Weines, die aus den verschiedenen Jahrgängen bis zurück zum 1962er im Keller von Monsanto lagern, belegen die Einzigartigkeit dieses Kunstwerkes des Chianti und der Familie Bianchi. Es geht nicht um Punkte hier, Monsanto steht für ein andere Dimension des Weintrinkens, und ich zitiere gerne meinen geschätzten Kollegen Tom Hyland aus Toronto aus dem Forbes Magazine 2019: 
„The Monsanto style is one that has been so consistent for years. There is excellent depth of fruit, with ideal ripeness; there is never an overripe or jammy sensation. Oak adds a hint of spice, but in a very subdued manner and the tannins are gently presented. The complexity of these wines, combined with a true sense of place, give these wines their identity.”
Wie die anderen Rotweine enthält die Gran Selezione Il Poggio ebenfalls einen kleinen Anteil von Canaiolo und Colorino, was – wie schon Tom sagt – zusammen mit dem Terroir-Ausdruck den Charakter Monsanto ausmacht. Und natürlich stehen dafür auch die Weinbergslagen auf 280 – 320 m über NN, die in 9 von 10 Jahren ein harmonisches Ausreifen der Trauben ermöglichen.
Die Gran Selezione mazeriert ein paar Tag länger als die Riserva und reift dann ebenfalls in Eichenholzfässern (500 l) und noch weitere 2 Jahre in der Flasche, bevor der Grand Crus in den Verkauf kommt.
Il Poggio ist folgerichtig die nächste Ausbaustufe des Weingeschmacks Monsanto. Die Gran Selezione überzeugt durch ein dicht gewebtes Tanningerüst, das sich langsam im Glas entwickelt. Dabei steht wie bei allen Weinen auch in der Kategorie Gran Selezione die Eleganz im Zentrum. Die unverwechselbare Frucht des Sangiovese von Monsanto aus San Donato in Poggio ist bei aller Konzentration vornehm, eindringlich, zupackend, nicht ermüdend und gleichsam berührend. Ein wahres Erlebnis für jeden Chianti-Freund und ein „Must have“ für alle anderen neugierigen Weinnasen, die ihr Italien Expertise vergrößern möchten. Monsantos Il Poggio ist ein Ausdruck des Sangiovese im Chianti, einer, der an einen Ort gebunden ist und Ihnen in Erinnerung bleiben wird. Abgesehen vom kühlen und regnerischen Jahrgang 2014, zeigen alle jüngeren Jahre sich in ihrer Einzigartigkeit so wie die meisten Weine der vergangenen Jahrzehnte. Ich würde mir den 2015er und den Folgejahrgang 2016 (ab März 2021) nicht entgehen lassen.