Diskutieren Sie bei den Italien-Seminaren und Verkostungen! Weinwelten listet die Topthemen der italienischen Weinwirtschaft des Jahres 2020, die Verbraucher, Weinhändler und die Gastronomie bewegen und ihren Weinkonsum beeinflussen.

Top 10 der Erfolgstrends in Italien in 2022 - Einladung zur Diskussion

1) Frizzante und Spumante - Prosecco DOC wächst gigantisch, bald sind es 500 Mill. Flaschen pro Jahr! Erkennen die Weinliebhaber einen Unterschied zum Prosecco Superiore DOCG? Nun dürfen auch die Asti Spumante Kellereien mit dem Moscato secco beim großen Erfolg mitmischen...

2) Rotwein des Südens - Primitivo läuft und läuft – Die Vermarkter im Norden Italiens nutzen die IGP Puglia, in Apulien wächst die Menge des Primitivo Salento weiter. Interessant ist ein Hinschmecken beim Vergleich der DOC-Gebiete Gioia del Colle und Manduria. 

3) Topweine mit trendigem Geschmacksprofil - Der Amarone-Erfolg und der Ripasso-Boom gehen weiter. Im Valpolicella dürfte es nur glückliche Winzer geben, aber hinter den Kulissen wird heftig diskutiert....

4) Populäre Weißweine des Nordens - Lugana am Gardasee erfreut sich weiterhin hoher Nachfrage, weshalb er selten beweisen kann, dass es ein tiefgründiger Charakterwein sein kann. Bei einer Riesenauswahl an Pinot Grigio sorgt die neue DOC Pinot Grigio delle Venezie dafür, dass es verlässliche Zahlen gibt. An der Qualität wird dies kurzfristig wenig ändern, da zählt allein die Arbeit der jeweiligen Kellerei und die Unterscheidung zwischen Fassware und Eigenabfüllung.

5) Spitzenweine in der Toskana - Die Chianti Classico Gran Selezione macht dem Brunello di Montalcino erfolgreich den Spitzenplatz streitig? Dazu sollten auch die reinsortigen Sangiovese-Weine Percarlo, Flaccianello und Cepparello zum Chianti Classico weden, oder? Auf kleiner Flamme kochen dagegen die Supertuscans, wenn sie aus Bordeaux-Sorten gekeltert werden. Die Rotweine aus Cabernet Sauvignon und Merlot können nur an der toskanischen Küste in Bolgheri und der Maremma glänzen.

6) Champagner-Style - Der Erfolg der Franciacorta ist beachtlich, doch was kommt davon in Deutschland an? Nach Aussage der führenden Kellereien Ca del Bosco und Bellavista fast 20% der erzeugten Menge. Bei den mehr als 100 Kellereien lässt sich die Spreu nicht leicht vom Weizen trennen. Erfreulich ist der Trend zum Pas dosé bzw. Extra Brut!

7) Rosato - Italien liebt seine Klassiker, doch nun baut sich eine regelrechte Welle auf. Die Winzer sind erfolgreich und innovativ mit dem Sangiovese im Chianti, dem Lambrusco Sorbara in Modena und auch dem Primitivo in Apulien... Die Klassiker aus dem Salento in Apulien und den Abruzzen mit dem Cerasuolo di Montepulciano sind nach wie vor hochfarben. Anders macht es der beliebtere Chiaretto Bardolino vom Gardasee, der wie ein Provence-Rose daherkommt. Blush-Pink ist angesagt.

8) Verlässlich und günstig – Der perfekte Rotwein ist Montepulciano! Und sein Naturell prädestiniert ihn eher nicht zum Spitzenwein mit Lagerpotenzial. Dies lässt sich auch für die Sorten Nero d'Avola, Negroamaro und Primitivo konstatieren. Ausnahmen von dieser Regel gibt es natürlich...

Die Fragezeichen

1) Weine für den Markt - In der Maremma müht sich der Morellino di Scansano. Bringt die neue, weitläufige DOC Maremma der Provinz Grosseto den Umschwung? Genug an Menge und schlagkräftig Weingüter gibt es nach der Neupflanzungs-Welle Ende der Neunziger dort allemal.

2) Das Piemont - Zu wünschen wäre es den Winzern, doch ist es ungewiss, ob die Menschen in Zukunft mehr Barbera in Deutschland trinken. Obwohl der Rebsorten-Charakter den Zeitgeist nach Rotweinen mit wenig Gerbstoff, einer dezenten Frucht und präsenten Säure durchaus trifft.

3) Neue Weißweine braucht das Land? - Ist der Fiano aus Kampanien oder der Verdicchio in den Marken ein Wein für den deutschen Markt? Wohl eher nicht, hat der Vermentino aus der Toskana Chancen?

4) Inselweine - Wann endlich startet Sardinen durch? Hat die Insel genug Vermentino und Cannonau von Format?

5) Barolo kennt jeder, aber wer trinkt ihn? Das Piemont kommt einfach nicht auf die Füße in Deutschland, trotz ihrer Starwinzer, der sehr guten Qualität vieler Weingüter und der Zuverlässigkeit der Kellereien.

6) Schade, sehr schade - Kein Revival ist im Friaul abzusehen. Die meist lagerfähigen, teils komplexen und körperreichen Weißweine aus den Hügelgebieten sind nicht angesagt, dabei haben auch die Winzer hier mehr Eleganz und Finesse zu bieten als noch vor 10 Jahren. Leider konzentriert sich der weitläufige Westen (DOC Grave), wo herrliche Rebsorten-Alltagsweine entstehen, mehr und mehr auf den Prosecco. 

7) Viel Aufklärungsarbeit angesagt - Die Region Kampanien braucht einen langen Atem und erfahrene Weintrinker, um mit dem Aglianico in Irpinia und den im Geschmack eigenen Weißweinen Fiano und Greco zu punkten.

8) Mehr als ausreichend - Wir stellen uns unverblümt die Frage, ob die Weinwelt Italiens auch ohne Sardinien, Latium, Umbrien, Kalabrien und die Marken auskommen kann? Wieviel kann ein Weinliehaber oder ein junger Sommelier noch verkraften an gelebtem Weinwissen?