Vini di Montagna - Die Weine der DOC Cembrani im Cembra Tal

Wissenswertes zum Weinbau in den Höhenlagen des Cembratals im Trentino

Fotos oben und unten: Weinberge im Cembratal vor Bergkulisse der Alpen, Fotos Luciano Lona

Das Cembratal liegt ganz in der Nähe der Stadt Trento und erstreckt sich von der Spitze des Etschtals bis zum Fersental über 135 Quadratkilometer Fläche und zählt circa 11.300 Einwohnern. Auf mehr als 600 Hektar wird Weinanbau betrieben und von dieser Rebfläche sind allein 40% mit Müller Thurgau bestockt. Die vom Schweizer Dr. Hermann Müller-Thurgau (1850-1927) gezüchtete Rebsorte als Kreuzung aus Riesling und Madeleine Royale fand auf den Hochlagen des Cembratals ihre optimale Bestimmung. Das Cembratal ist Natur pur, ein unverfälschtes Paradies aus Wäldern mit Laub- und Nadelbäumen, ein paar kleinen Ansiedlungen und vielen Weinterrassen. Wie im Farbrausch schlüpft die Landschaft zu jeder Jahreszeit in ein anderes Kleid: Im Frühling begrüßt es uns in einem duftig-bunten Blumenkleid, das sattgrüne Gewand im Sommer wird im Herbst zu einem in Gelb- und Brauntönen und lässt die Hügel in überraschenden Farbkombinationen leuchten, um sich im Winter in einen weißen Pelz zu hüllen. Die Stille rings um die Weinberge, die auf 250 bis fast 900 Metern über dem Meeresspiegel liegen, sorgt für eine einzigartige Atmosphäre, die noch mysteriöser wirkt, wenn die Landschaft zuweilen in Nebel getaucht ist.

Beim Blick hoch zu den Weinbergen wird man in jedem Moment an die Kreativität und Zielstrebigkeit von Generationen von Landarbeitern erinnert, die seit Jahrhunderten ihre Spuren hinterlassen haben , auf der Suche nach einer rationellen Nutzung der Ressourcen: dabei haben die dem Berg Myriaden von Parzellen abgewonnen. Die kleinen, wertvollen Felder, zu denen enge und steile Wege führen, werden durch mehr als 700 Kilometer lange Trockenmauern, ganz ohne Mörtel, gehalten. Die Mauern existieren zum Großteil seit Jahrzehnten und manches Mal auch schon Jahrhunderte. Sie stützen die Gemüse- und Weingärten und verzieren die Landschaft, wie Spitzendeckchen ein Bauernregal. Das besondere Ausrichtung aller Rebanlagen auf der rechten Seite des Avisio-Wildbachs nach Süden, Südost und Südwest, die morphologischen Eigenschaften und die pedoklimatischen Bedingungen begünstigen einen qualitativ hochwertigen Weinbau. Die einzigartige Terrassenlandschaft des Cembratals steht nichts der im Valtellina oder Aostatal nach. Auch hier ist das Arbeiten auf den steilen Terrassen eine Herausforderung und wird gern als „viticoltura eroica“ (heldenhafter Weinbau) bezeichnet. Im Cembratal hat man sich jedoch für den Anbau von vorwiegend weißen Rebsorten entschieden. Neben dem Müller Thurgau werden Kerner, Riesling, Manzoni Bianco, Gewürztraminer, Chardonnay, der Pinot Grigio und die roten Sorten Pinot Nero, Schiava und Lagrein kultiviert. Dabei ist der Einsatz von Maschinen fast unmöglich und so kommen die Weinbauern auf mehr als 1.500 Stunden Arbeitszeit pro Hektar: fünfmal mehr als in Weingärten, die in der Ebene liegen.

Die hohen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, selbst im Sommer, begünstigen den Aufbau von Aromen und den Erhalt einer schönen Säure, also beste Voraussetzungen, um diese Trauben auch als klassische Flaschengärungen für den begehrten Trento DOC zu versekten. Viele dieser Trauben werden in den großen Genossenschaften verarbeitet, die sich im Trentino, außerhalb des Cembratals befinden. Um dieser eher anonymen Weinproduktion etwas entgegenzusetzen und dem Wein aus dem Cembratal zu mehr Anerkennung zu verhelfen und vor allem um ihre Eigenständigkeit zu demonstrieren, wurde das private Konsortium Cembrani D.O.C. gegründet. Die Mitglieder konnten zwar bis heute keine eigenen DOC durchsetzen, doch dank ihrer zahlreichen Marketingmaßnahmen, weiß nun jeder, wo das Cembratal liegt, und dass es dort erstklassige Weine gibt: circa 700.000 Flaschen aller Konsortium-Mitglieder.

Gemeinsam für eine gute Sache - Die DOC Cembrani

Die DOC Cembrani sind ein Zusammenschluss regionaler Produzenten von Wein, Sekt und Grappa. Letztere sitzen in Faver, einem kleinen Ort im Cembratal, der von vielen als "Wiege der Grappa" im Trentino angesehen wird. Da fast jeder Familie auf ihren Stückchen Land ein paar Reben hatte, brannten auch viele ihren eigenen Schnaps. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Destillieren des Tresters illegal, sicherte jedoch das Überleben auf dem Land und so wurde unter riskanten Bedingungen heimlich weiter destilliert. Im Dialekt des Gebietes bedeutet der Begriff „lambicar“ darum sowohl destillieren, als auch ein hartes Leben voller Entbehrungen fristen.

Die Winzer im Verbund sind fünf, alle mit eigenständigen Weinen. Und um den Namen ihrer Herkunft in die (Wein-)Welt zu tragen, füllt das Konsortium auch selbst Weine und Grappa ab. Dafür steuert jedes Mitglied einige Partien des eigenen Weins bei. Sie werden unter Aufsicht der Önologen aller Weingüter zu je einer roten und weißen Cuvée vereint. Auf den Markt kommen sie mit dem Namen „708 km“, angelehnt an die Trockenmauerlänge im Cembratal, und mit dem Logo der Cembrani. Dabei besteht der Weißwein aus 60% Müller Thurgau und 40 % Riesling, der Rotwein aus 60% Schiava und 40% Lagrein. Um dem Besucher alle Wohlfühl-Facetten dieses kleinen Tals authentisch zu vermitteln gibt es zudem ein großes Netzwerk an Agriturismi, Hotels, Restaurants, Berghütten und Lebensmittelproduzenten, die allesamt für 100% Made in Cembra stehen. 

Die Grappa- und Weinproduzenten der DOC Cembrani:

•    Cantina Villa Corniole, Via al Grec' 23, 38030 Verla di Giovo (TN) 
•    Cembra Cantina di Montagna, Viale IV Novembre 72, 38034 Cembra Lisignago (TN)
•    Pilzer Distilleria, Via Portegnago 5 - Località Faver, 38092 Altavalle (TN)
•    Nicolodi Alfio, Via Carraia 22, 38034 Cembra Lisignago (TN)
•    Paolazzi Distillerie, Via dei Rododendri 2, 38033 Cavalese (TN)
•    Simoni Ferruccio e Michele, Piazza degli Alpini 14, 38030 Palu' di Giovo (TN) 
•    Zanotelli Società Agricola, Via IV Novembre 52, 38034 Cembra (TN)

Weitere Informationen auf der Website der DOC Cembrani