Der Weißwein Friulano und die Rebsorte Tocai friulano

Geschmack, Speisenkombi, Eigenschaften - Friulano ist DER Wein der Friulaner

Wie gut kennen Sie den Friulano? Nach dieser Einführung können Sie – das wünschen wir uns - den Geschmack auf der Zunge spüren. Es gelingt Ihnen, den Wein in eine sehr bunte Weinlandschaft einzuordnen. Und Sie trinken den Friulano möglicherweise mit einem ganz anderen Selbstverständnis und Vorstellungskraft , die im Dialog mit dem Wein und seiner Herkunft die Türen zu seiner eigenen Welt öffnet.

Anbau und Geschmack

Die Trauben der Sorte Tocai friulano reifen spät. Die einheimische Sorte bevorzugt trockene Böden, die nicht zu tiefgründig – das ist z.B. ein Boden mit hohem Lehmanteil - sind. Tocai friulano wird in Friaul Julisch-Venetien in sieben DOP-Regionen angebaut, lediglich im Carso und Lison-Pramaggiore gibt es sie nicht. Friulano ist der Wein der Friulaner. Sie trinken ihn als Aperitif, doch ist die Rebsorte ein Allrounder – für die Antipasti auf Gemüsebasis und die Fischgerichte bis zu Hauptgerichten mit weißem Fleisch.
Der Weingeschmack erinnert an Thymian, Kamille, Heu, weiße Blüten, Mineralien. Je nach Reife der Trauben reicht die Bandbreite von weißen Blüten und grünlichen Fruchtaromen bis hin zu gelben und tropischen Früchten. Normalerweise erfolgt der Ausbau überwiegend im Stahltank oder Zement, doch manche Winzer bevorzugen den Holzfassausbau, der dem Wein eine Gerbstoffrückgrat verleiht. Beide Varianten sind langlebig und die strukturierten Weine aus dem Collio und den Colli Orientali haben bewiesen, dass sie auch noch nach 10 Jahren mit Freude getrunken werden können.
Die kraftvollen Weine beispielsweise aus den Anbaugebieten Colli Orientali, Isonzo oder Collio vertragen sowohl Senf als auch Himbeeressig, denn zusätzlich zur passenden Aromatik und ihrem robusten Körper bringen sie eine erdverbundene Komponente ein, die der Salatkomposition das Fundament bereitet. Zu einem eher leichten Sommerdressing empfiehlt sich ein Friulano aus den friulanischen Anbaugebieten Grave oder Aquileia, weil sie das Beschwingte des Salats in ihrem Charakter aufnehmen. Nach dem Pinot Grigio ist der Friulano die am häufigsten angebaute Weißweinsorte im Friaul.

Und der Unterschied zum Sauvignon blanc oder Pinot Grigio? Die meist grüne Aromatik eines Sauvignon kann sich gut einbinden, der füllige Grauburgunder eignet sich mit seinen nussigen Aromen und der Fülle am Gaumen. Beide geschmacklichen Vorzüge vereint der Friulano. Die eigenständige Rebsorte mit dem typisch floreal-würzigen Charakter kann der perfekte Begleiter sein.

Herkunft und Völkerverständigung

Die Geschichte der Rebsorte Tocai Friulano ist eng verbunden mit Ungarns Anbaugebiet Tokaj. Einigen Quellen zufolge wurde sie zu Zeiten des Königs Bela IV. (1206 – 1270) vom Friaul nach Ungarn gebracht. Andere Quellen sprechen davon, dass der ungarische König einige italienische und französische Experten beauftragte, den „Furmint“-Wein zu erzeugen. Das ist der heutige Name der Hauptrebsorte des Tokaj Herkunftsweines, der ja aus mehreren Sorten gekeltert wird. Eine weitere Geschichtsdeutung zielt darauf ab, dass Aurora Formentini, eine Adlige aus dem Friaul, die Rebsorte im Jahre 1623 aus San Floriano – der hochgelegenen Ortschaft im Collio-Anbaugebiet, die damals Formint hieß – mitgenommen hat, als sie den Conte Batthyany geheiratet hat und ihm nach Ungarn folgte. Dieser Name wurde dann mit dem Ort verbunden, wo diese Sorte bis heute angebaut wird. Geschichtsforschung ist verzwickt und Gewissheit gibt es selten!
Bereits im Jahre 1993 verbot die EU die Nutzung des Wortes Tocai beginnend mit der Weinernte 2007 (1. April 2007) für alle Weine des Friauls, weil das Wort zu nahe am Herkunftswein Tokaj ist. Auch die Franzosen waren betroffen, sie konnten für den Pinot Gris nicht mehr die Bezeichnung Tokay d’Alsace verwenden. Dabei sind beide Weine im Geschmack völlig unterschiedlich: Den Friulaner gibt es nur trocken, der ungarische Tokaj existiert in verschiedenen Stilen von trocken bis süß und ist berühmt für die extrem süße Variante. Lange wurde im Friaul diskutiert. Neben dem Namen Friulano stand noch die Bezeichnung Sauvignonat zur Diskussion, doch die Entscheidung fiel dann zugunsten des Friulano aus. Der Wein heißt nun Friulano, doch die Rebsorte bleibt Tocai Friulano.

Bester Salatwein und Speisenbegleiter

Salatsorten gibt es viele, vom nussigen Feldsalat über den herben Radicchio bis hin zum würzigen Ruccola. Ebenso groß ist die Vielfalt der Salatsoßen, doch die Basis für alle ist die klassische Vinaigrette. Hier dominiert die Essigsäure, egal ob durch Senfkörner noch verstärkt oder durch Joghurt abgemildert. Eine Faustregel ist, dass leichte, säurebetonte Weine zu einem grünen Salat überhaupt nicht passen. Es sollte ein kräftiger Wein sein, mit moderater Säure und vielschichtigen Fruchtaromen, dicht am Gaumen. Alle Weine, selbst die Holzausbauvarianten, passen aufgrund ihres salzig-mineralischen Geschmacks hervorragend zum saftigen, nussigen San Daniele Schinken, der in dieser Gegend erzeugt wird. Die moderate Säure putzt den Mund von der angenehmen Fettigkeit des wunderbaren süßen Fleisches, und seine Mandelbitternote bringt die Nussigkeit noch eindringlicher zur Geltung. Zu dem regional beliebten Frico-Gericht, in der Pfanne gebratener Käse mit Kartoffeln, passt er genauso wie zu Cialsons Pasta, die je nach Füllung mit Kräutern, Rosinen oder Pflaumen als Hauptgericht oder Dessert serviert wird. Friulano harmoniert natürlich auch mit Fisch, aufgrund seiner Würze besonders gut mit Krabben und Muscheln, die aus der Lagune von Grado und Marano gefischt werden.