Rosso aus Montalcino - Mehr Aufmerksamkeit für den jungen Sangiovese!

Saftige Rotwein liegen voll im Trend, warum trinken die Weinliebhaber so wenig Rosso?

FOTO: Sommeliers der deutschen Sterne-Gastronomie machen sich in Montalcino selbst ein Bild des Leistungsniveaus vom Rosso und Brunello

Das vergleichsweise kleine Anbaugebiet in Montalcino und die Bekenntnis zu 100% Sangiovese waren neben den ausgezeichneten Bewertungen der amerikanischen Weinschreiber die hervorragende Grundlage für die Weltkarriere des Brunello di Montalcino. Auch der fruchtbetontere Zweitwein, der Rosso di Montalcino, der nach 1-2 Jahren anstatt nach 5 Jahren in den Verkauf kommt, erzählt im Geschmack vom Terroir und der Eleganz eines reinsortigen Sangiovese. Doch viele Jahre lang war es in erster Linie der Brunello, dem die Weinfans in aller Welt einen Sonderehrenplatz im Keller reservieren. Was spricht eigentlich dagegen, dass der Rosso aus verlässlich gutem Hause nicht ebensoviel Trinkfreude wie der komplexe Brunello bietet, ja womöglich sogar mit einem weniger schwerwiegenden Anspruch? Im Handel hält sich die negative Meinung zum Rosso wie hier im Kommentar von Martin Kössler aus Nürnberg: " Rosso di Montalcino ist, ganz generell, kein Thema, das uns sonderlich interessiert. Der einstige ‚kleine Brunello’ fristet heute meist als weichgespülter, im Duft undefinierbarer Roter ein eher trauriges Dasein im großen italienischen Weinsee. Man hat es versäumt, dem einstigen Liebling der Toskanafraktion ein eigenständiges Profil zu verleihen und so spricht heute kein Mensch mehr über die verschiedenen Rossi der Toskana, seien sie nun aus Montalcino oder Montepulciano." Wow, das ist eine klare Aussage und ein deutlicher Wirkungstreffer, den die Winzer da von einem berühmten Weinhändler einfangen.

Neubewertung Rosso di Montalcino

Man kann in dieses Horn blasen oder sich anhand der Jahrgänge des Rosso di Montalcino 2018 und 2019 ein aktuelles Bild von einem Wein machen, der die Jahrgangsunterschiede und die Sangiovesefrucht in Montalcino möglicherweise besser abbildet als der komplexe und vielschichtige Brunello, dessen lange Reifezeit die Unterschiede abmildern kann. Natürlich ist es ein umumstößlicher Fakt, das die ganze Welt in erster Linie nach dem Brunello di Montalcino oder der Riserva fragt, und den kleinen Wein Rosso links liegen lässt. Vielleicht ist es auch so, dass ein günstiger Sangiovese eher im Chianti oder Chianti Classico gesucht wird, wo die Winzer schon 20 Jahre länger mit dem Sangiovese auf breiter Front Erfahrung sammeln konnten. Neben dem Sangiovesetyp Morellino di Scansano, der meist aus mehreren Rebsorten erzeugt wird, stammt der Rosso di Montalcino auch aus einem warmen Terroir, doch eben ist dies nur eine halbe Wahrheit. Dank der großen Terroirunterschiede des Nordosten und Südwesten im Umkreis des Ortes Montalcino lassen sich auch beim Rosso diese Terroirunterschiede erkennen. Deshalb ist es ein interessantes Montalcino-Wein-Erlebnis Weine von Winzern der kühleren Lagen Montalcinos und Weine aus den wärmeren Lagen zu probieren, das keine 30-60 € pro Flasche, sondern schon bei 15-25 € pro Flasche möglich ist, kosten muss.

Wähle weise mit Erfahrung

Für die Auswahl der richtigen Tropfen bedarf es ohne Zweifel ein wenig Erfahrung oder besser gesagt viel Erfahrung, denn bei aller Kleinheit des Anbaugebietes ist auch das Gefühl der Weinmacher im Umgang mit der Sorte und die Erfahrung etwas, die nur unzulänglich in den Bewergungspunkten der Weinführer abgebildet wird. Deshalb empfiehlt Steffen Maus bei seinen "Weintipps Brunello" 2 Lieblingsweingüter mit kühleren Lagen und 2 den wärmeren Lagen, probieren sie es aus! Und 2 Weingüter, die sich seit vielen Jahren mit gradlinigem Rosso di Montalcino einen Namen gemacht haben. Damit ihre Beschreibung lauten kann: Sattes Rot. Kirsche in allen Spielarten, die superbe, rassig elegante Nase ist überwältigend und charmant. Samt und Seide, Balance und Harmonie in Reinkultur, perfekt integrierte Säure, Burgund aus Montalcino. Oder anders gesagt, um sich noch einmal mit Wohlwollen von Martin Kössler zu zitieren: "Rosso di Montalcino Sorgente ist ein veritabler Rosso aus Montalcino von Salicutti. Francesco weiß um die Authentizität seiner kalkig spröden Galestro-Böden, die dem reinen Sangiovese Grosso den so eigenartig unnahbar noblen Charakter verleihen, der eher an Burgund erinnert denn an Bordeaux, dabei aber auch seine ländlich rustikale Herkunft nicht verhehlt. Hier ahnt und schmeckt man Herkunft. Der Wein wirkt warm und kühl zugleich; seine relativ helle Farbe steht für seine natürliche Entstehung, ungeschminkt und ehrlich steht er im Glas und sein charaktervoll mundfüllender, herzhaft spröde wirkender Geschmack verbreitet trinkfreudige Frische im Mundgefühl, die unverhohlen Lust macht auf entsprechende Speisenbegleitung.

Herausragende Rosso di Montalcino-Weine gibt es

Ein großer, morbider Rosso, der mit seiner Persönlichkeit und Ausstrahlung nicht in das softe Geschmacksideal des modernen Montalcino passen will. Spürbar kein Wein von der Stange, sondern ein sentimental wirkender Rosso...Sie haben etwas herbstlich Vergängliches in sich, etwas wertvoll balsamisches, das reif und fragil wirkt, fein und ehrlich wie wenige in Montalcino.
Dicht und warm kommen seine kompakt feinen Gerbstoffe auf die Zunge; sie wurden in großen Fässern slovenischer Herkunft harmonisiert und fanden dort zu Fülle, Ausstrahlung und faszinierend spröder Harmonie. Kein simpler, bequemer Wein, sondern ein Rosso mit Profil. Er spricht die unverkennbare Sprache Montalcinos: Würzige Toskana in Duft und Geschmack, reif und doch auch noch jung wirkend in feinen Ecken und Kanten, balsamisch zwar in der Ausstrahlung schwarzer Früchte und dem wilden Geruch von Wacholder, Pinien und Wildkräutern auf der Zunge, doch zugleich deftig in der Struktur und erfrischend vielschichtig im Mundgefühl, wo er sich im komplexen Parfum sommerlicher Hitze über weitem Land als belebender Balsam für die Seele erweist." Die Rosso di Montalcino-Empfehlungen decken sich mit den Weintipps für die besten Winzer des Brunello-Weines. Denn diese Menschen vernachlässigen ihre Einstiegskategorie keineswegs, sondern bedenken den kleinen Bruder mit der gleichen Sorgfalt wie ihren erfolgreichen 1er Schüler.

"Beim Rosso di Montalcino ist die Sangiovese-Frucht im Terroir von Montalcino sehr klar gezeichnet, er bietet die Faszination Montalcino für weniger als 20 €", Steffen Maus

Wer Montalcino hört, der denkt in erster Linie an Brunello. Aber das für den Weinanbau prädestinierte Gebiet beschränkt sich, was gute Weine angeht, nicht nur auf seinen berühmtesten Rotwein. Aus einer Rebsorte entstehen hier gleich zwei Weine mit DOCG-Status: Der Brunello, der für die lange Lagerung bestimmt ist, und der Rosso di Montalcino, ein jüngerer Wein, der einerseits eine stattliche Struktur besitzt und andererseits frisch und rassig ist.

Rosso di Montalcino – Ein eigenständiger Wein

Die Produktionsvorschriften für den Rosso grenzen ihn klar zum Brunello ab, und deshalb zeigt er eine eigene, klar definierte Identität. Er wird von Weinkritikern gern als kleiner Bruder oder Zweitwein bezeichnet, weil dieser die Eigenschaften von Ort und Rebsorte mitbringt. Man könnte sagen, dass er der leichtere Rotwein ist, was sich nicht auf den Alkohol bezieht, sondern mehr auf die Komplexität im Geschmack. Der Wein ist einerseits für den Kellermeister, der einige Partien im Keller früher in den Verkauf bringen oder junge Weinberge dafür verwenden kann, als auch für den Kunden eine preiswerte und wertvolle Alternative zum Kennenlernen des Anbaugebietes.
 Der Rosso ist ebenfalls ein harmonischer und eleganter Wein, etwas weniger anspruchsvoll, dennoch gut kombinierbar. Seine vielschichtige, klare und kräftige rubinrote Farbe komplettiert eine frische Frucht. Am Gaumen ist der Wein harmonisch und trocken. Nach dem Verkaufstart ist er in der Regel „trinkreif“ und bietet einige Jahre Trinkgenuss. Übrigens ist der Höchstertrag beim Rosso 9.000 kg/ha und er darf am 1. September des darauffolgenden Jahres nach der Ernte verkauft werden.