Weintipp - Ossimoro Murgia IGT von Pietraventosa

Primitivo aus Gioia del Colle mit etwas Aglianico!

Pietraventosa ist ein sehr kleines Weingut mit wenigen Hektar Rebfläche, und die Winzerin Marianna Annio – unterstützt im Weinberg von ihrem Mann - behütet jeden einzelnen Wein und formt ihn nach ihren Vorstellungen, allen Widrigkeiten des Wetters und der Bürokratie trotzend. Sie ist eben eine Streiterin für die gute Sache und zurecht im Verbund der „Vignaioli indipendenti“, der kleinen Weingüter in Italien. Ihre Weine zeugen von Ernsthaftigkeit, Seriosität und Sorgfalt im täglichen Umgang mit Pflanzen, Tier und Mensch. 

Schräger Name und schönes Etikett

Das Wörterbuch schreibt, ein Oxymoron ist die Zusammenstellung zweier sich widersprechender Begriffe in einem Kompositum bzw. in einer rhetorischen Figur wie „bittersüss“ oder „eile mit Weile“. Wer sagt, dass Wein nicht bildet! Die entscheidende Frage lautet, warum nennt Marianna ihren Wein so. Sie ist ein Feingeist, nicht nur kulinarisch, eben auch literarisch und man könnte ins Philosophieren über Teufel und Engel auf dem Etikett kommen, die sich mit einem Weinglas zuprosten… Zwei im Charakter sehr unterschiedliche Rebsorten bestimmen den Ossimoro, der Primitivo und der Aglianico, der in der benachbarten Region Baslikata bzw. Kampanien sein angestammtes Zuhause hat. Doch in diesem Fall wächst er - wie der Primitivo - in Wurfweite der Kellerei in den roten Böden von Gioia del Colle. Der Wein im Holzfass ausgebaut, nicht filtriert vor der Abfüllung und in kleiner Menge von wenigen tausend Flaschen erzeugt. 

Faszination von Terroir und Rebsorte

Besonders ist das Terroir von Pietraventosa, denn das Gebiet der DOC Gioia del Colle ist sehr weitläufig, d.h. es gibt unterschiedliche Anbaubedingungen. Manche Reben stehen auf fruchtbaren schwarzen Böden (polvanera), wachsen in tieferen Lagen auf der Ortsseite von Gioia del Colle, die Richtung Meer zeigt. Bei Pietraventosa sind die Böden rötlich in der Farbe, die Weinberge sind mit viel Kalkstein durchsetzt. Vor allem aber ist das Klima kühler und windiger in Ortsnähe auf der Seite, die in Richtung der Nachbarregion Basilikata schaut. Deshalb sind die Weine von Pietraventosa auch mit moderatem Alkohol von 14 Vol% zu haben und haben keine 15-17 Vol%, wie manche Primitivo-Rotweine aus Gioia del Colle oder auch viele Rotweine des sehr warmen und meernahen Terroirs von Manduria.

Geschmack des Ossimoro

Der Ossimoro ist ein entschlossener Rotwein! Er zeigt die mineralisch intensive Frucht des Primitivo aus Gioia, die nicht mit dem Primitivo in Manduria oder gar dem jungen Primitivo aus dem Salento zu vergleichen ist, zugleich mit dem griffigen und markanten Mundgefühl des Aglianico. Lang anhaltend sind die Aromen, der Wein lebt von der Klarheit und Intensität seiner Aromen. Er ist weit weg von einem Primitivo, der über die Süße gefallen möchte. Im Gegenteil: die Weine von Marianna sind erfreulich trocken, wie kaum ein anderer Primitivo aus Apulien (beim Ossimoro sind das nur 1.6 g/l) und offenbaren die ganze Kraft und Faszination des Primitivo in Reinform aus Gioia del Colle. Der Ossimoro besitzt viel Intenstität, d.h. er verlangt ein in den Aromen kräftiges Gericht, wie gegrilltes mit Kräutern mariniertes Lammfleisch mit Ratatouille-Gemüse mit Kräutern der Provence. Trinken - jetzt bis 2025, Rotweinglas, 16-18°C.

Anfänge des Weinbaus - Junges Weingut

Pietraventosa von Marianna Annio ist ein junges Weingut, sie pflanzt erst im Zeitraum von 2003-2006 ihre Reben in Gioia del Colle. Marianna stürzte sich ins Abenteuer des Winzerlebens, nachdem ihr Sohn aus den Windeln war, gab ihren Job als Buchhalterin auf und lernte das, was man als Winzer alles können muss. „Fehler gehören dazu, daraus zu lernen ist das Entscheidende“, entgegnet Marianna wie selbstverständlich. Im Jahre 2012 konnte endlich die kleine Kellerei eingeweiht werden, nach vielen Behördengängen und dem Warten auf Genehmigungen. Pietraventosa, das sind heute wenig mehr als 5 ha Rebfläche am Stadtrand von Gioia del Colle, die je nach Jahrgang circa 30.000 Flaschen hervorbringen. 

Marianna ist eine "buona forchetta"

Marianna ist auf eine liebevolle Art dickköpfig, manchmal etwas hektisch, wenn sie den Tag ihres Sohnes in der Schule in Bari und die Betreuung des Vaters neben den Besuch des Weinjournalisten unter einen Hut bringen muss. Doch im Gespräch über ihre Weine wird sie ganz ruhig und entspannt sich. Fokussiert und klar erzählt sie von ihren Weinen, als wäre jeder für sich eine gestandene Persönlichkeit, die Würdigung verdient. 
Die junge Winzerin ist auch eine „buona forchetta“, wie man im Italienischen dazu sagt. Sie kocht gerne, ist anspruchsvoll und kennt dementsprechend die guten Köche der Region von zahlreichen Restaurantbesuchen persönlich. Besonders für die gehobene Gastronomie ist der Primitivo aus Gioia del Colle ein interessanter Essensbegleiter, weil sein Charakter auch fein Gemüsegerichte oder intensive Meeres-Antipasti sehr gut begleitet. 

Andere Weine von Pietraventosa

Primitivo Gioia del Colle DOC Voler Volare - Nicht nur in der guten Küche sind Kreativität, Achtsamkeit und gute Produkte gefragt. Auch beim Wein setzt Marianna auf gesunde Trauben und greift ins Weinmachen möglichst wenig ein. „Dreimal gehen wir im Abstand von einigen Tagen mit den Kisten durch den Weinberg und ernten die reifen Trauben. Und für den Voler Volare nehmen wir in der Regel die Trauben der zweiten und dritten Ernte, die weniger von der Säure geprägt sind und eine reife Frucht besitzen.“, erklärt sie. 
Marianna hat das Etikett für den Wein bei Lorenzo Tomacelli, einem regionalen Künstler, gesehen und sofort gewusst, dass dies ihre Philosophie in Farben und Formen packt, wie es auch ein guter Wein im Geschmack zu transportieren vermag. Voler Volare – „Ich möchte fliegen können.“ 

Die Notiz: Intensive Frucht, einladende Aromen – Leder, Lakritz, Kirschen, ausgewogen und stimmig am Gaumen - bekömmlich der Gesamteindruck nach dem Probieren. Der Tipp: Probieren Sie den Voler Volare einmal unvoreingenommen zu einem Mozzarella di Bufala, der traditionell in Gioia del Colle erzeugt wird.

Primitivo Gioia del Colle DOC Riserva - Die  Riserva von Pietraventosa besitzt jede Menge Fruchtkonzentration und die für Gioia typische Mineralität am Gaumen; bei einem moderaten Alkohol von 14.5Vol%. Dieser ist eingebunden in ein straffes gleichzeitig angenehmes Gerbstoffgerüst. Die entscheidende Basis für die Riserva ist ein sehr alter Weinberg mit Alberello-Buschreben, die kleine, konzentrierte Trauben hervorbringen, bei denen der Zuckergehalt nicht durch die Decke schießt. Marianna macht trotz des guten Materials keine Kompromisse und erzeugt diese Kleinstmengen-Riserva nur in den besten Jahren. Das waren für Pietraventosa die Jahre 2007, 2008 und 2012; 2015 und in einigen Jahren wird die 2019er Riserva die Nächste sein. 

Die Riserva ist konzentriert und lebt nicht von der Süße eines Primitivo, sondern von der intensiven Frucht, ein Meditadtionswein par Exellence, der etliche Amarone-Weine in den Schatten stellt. Marianna empfiehlt - ganz unitalienisch - einen Rinderschmorbraten (ohne Tomaten) mit dunkler Soße und bayrischen Semmelknödeln (gerne mit Majoran).

Primitivo zum Reinschmecken -  Bioweine für jeden Tag, die allen Weinliebhabern schmecken, ohne aufgesetzte Süße wie bei anderen, das ist der Primitivo Voler Volare und den Rosato Est Rosa probieren: 100% Gioia del Colle – 100% Primitivo – 100% Preiswert - 100% - Eine Empfehlung (die keine Kritikerhöchstbewertungen braucht) - www.pietraventosa.it