Hans kann auch Pinot, oder sagen wir doch Blauburgunder?

Die Cantina St. Michael Eppan glänzt mit einer herausragenden Breite an Pinot Noir-Weinen

Die Cantina St. Michael-Eppan in Südtirol zählt zu den Hochdekoriertesten der letzten 25 Jahren in ganz Italien. Diesen Erfolg verdanken die Genossen – in erster Linie – einem Mann, dem Hans Terzer aus Eppan, der 1977 das Ruder als Weinmacher übernahm. Damals stand die Kellerei kurz vor dem Aus, die Auszahlungsgelder waren der harten Arbeit unwürdig, dementsprechend unzufrieden waren die Bauern. Es bedarf schon eines dicken, sehr dicken Schädels, sich in diesem Umfeld mit seinen revolutionären Ideen für eine hochwertige Flaschenqualität durchzusetzen.

Mit den 80-er Jahren begann der stete Aufschwung, Grund dafür war hauptsächlich die Entstehung der Sanct Valentin Linie (ab 1986) und die radikale Umstellung von einfacher Rotweinherstellung auf qualitativ hochwertige Weißweine, sowie die Erschließung des italienischen Marktes, aber auch eine Expansion in Sachen Export. Die Auszeichnungen Kellerei des Jahres, Kellermeister des Jahres, Wein des Jahres in Italien und viele mehr dokumentieren den großartigen Erfolg.

Hans füllt nicht nur den Job des Kellermeisters und Ideengebers aus, er ist auch nach wie vor für den Vertrieb im italienischen Markt verantwortlich. Und er brennt weiter, auch nach 43 Weinernten will er sicher bis 2024 weitermachen, Pensionsalter hin oder her. 

TWC = ICON in Italien - Terzer Wine Collection

In den letzten 10 Jahren hat sich erneut sehr viel im Superpremiumsegment bei Eppan getan. Terzer hat den Trend zu den ICON-Weinen vorausgesehen und bereits im Jahre 2010 das alljährliche Topwein-Cuvee des Kellers, seinen Appius, lanciert. Im Jahre 2015 beschlossen die Genossen mit der TWC-Linie (The Wine Collection) dieses Segment weiter zu befeuern, was zu allererst mit seiner Paradesorte, dem Sauvignon blanc, geschehen sollte. Stolz präsentierte er mir den 2015er im April 2017 auf der Vinitaly in Verona. Denn nur die allerbesten Jahrgänge einer Sorte werden als TWC gefüllt, das war und ist die klare Aussage. Mittlerweile hat sich der 2017er, der aktuell für 100 € im Verkauf ist, dazugesellt. Das Thema des heutigen Artikels ist nicht Sauvignon blanc, sondern vielmehr der Erfolg, den Hans Terzer in den letzten 5 Jahren (und darüber hinaus) mit der Sorte Pinot Noir oder Blauburgunder eingefahren hat. Das kann sich fürwahr sehen lassen, denn mit dem Jahrgang 2015 und 2016 lanciert Eppan zum ersten Mal einen Pinot Noir in der TWC-Linie. Wer Hans Terzer kennt, der weiß, dass er die Latte selbst am höchsten legt, bevor die Weine mit diesem Etikett abgefüllt und danach immerhin für mehr als 100 € pro Flasche verkauft werden. Optimaler Trinkzeitpunkt – Jetzt noch für 1-2 Jahre und dann in 10-15 Jahren !

Ältere Jahrgänge aus Südtirol – Die TWC-Initiative 

Die wahre Klasse eines Weinmachers zeigt sich nämlich in der Retrospektive. Und Hans Terzer ist einer der wenigen in ganz Südtirol, die ihre Klasse mit einer großen Anzahl älterer Pinot Noir-Jahrgänge belegen können. Aus der marktbedeutenden Sanct Valentin-Linie habe ich zum Beispiel im November 2021 einen Blauburgunder des Jahres 2007 getrunken. Er war perfekt ausbalanciert und mit eleganter Frucht und feinem Tannin ausgestattet, einfach ein Genuss! Eine für Südtirol einmalige Qualitäts-Initiative wird sicher bei den Sanct Valentin-Fans gut ankommen: Mehr als tausend Flaschen der älteren Jahrgänge (1995-2010) wurden geöffnet, getestet und neu verkorkt, so dass die Zeit ihres Lebens deutlich verlängert und die Sicherheit für den Weinliebhaber erhöht werden konnte. Diese mit der TWC-Logo am Flaschenhals gekennzeichneten Weine werden im hochwertigen Dreierkarton (drei verschiedene, ältere Jahrgänge einer Rebsorte) nach und nach lanciert. So muss man die Weine nicht erst 20 Jahre in den Keller legen! Aktuell ist ein Paket mit 2003er, 2006er und 2008er Pinot Noir im Verkauf, exklusiv im Weinshop der Cantina St. Michael-Eppan.

Herausragende Bandbreite des Pinot Noir bzw. Blauburgunders

Ein weiteres Argument für die Lorbeeren, die sich Hans Terzer mit der Sorte Blauburgunder verdient hat, ist die zuverlässige Breite des Angebotes: Vom Einstiegswein des Jahrganges 2020 über die Pinot Noir Riserva 2018 und dem Sanct Valentin Pinot Noir 2018 bis hin zu den zwei bereits erwähnten TWC-ICON-Weinen ist Terzer ein überzeugender Wurf gelungen. Und wer den qualitätsbesessenen Südtiroler kennt, der weiß, dass dies sicherlich keine Eintagsfliege sein wird. Bei dieser Phalanx müssen sich auch die anderen Kellereien, die auf Pinot Noir setzen, warm anziehen. Vor 10 Jahren war ich einer der ersten Kritiker des Pinot Noir in Südtirol, der mir nicht wettbewerbsfähig genug erschien, auch im Vergleich mit den Badenern oder den Südpfälzern, ganz zu schweigen von den Legenden aus Burgund. Mittlerweile habe ich meine Meinung relativiert. Die Sorte hat eine große Zukunft in Südtirol, darin sind sich Journalisten und Weinmacher einig. Hans Terzer war und ist wieder einmal ganz vorne mit dabei, wen wundert es noch? Für die nächsten Jahre kann er dabei auf den Im Jahre 2018 fertig gestellten Rotweinkeller bauen, da wird die Grundlage für die Güte und Langlebigkeit gelegt. Eine schonende, möglichst wenig beeinflussende Verarbeitung ist eben genau so wichtig, wie die Qualität im Weinberg, ganz besonders beim Pinot Noir, wenn die Lage nicht Clos de Vougeot oder Echezeaux lautet.

EINKAUF: Das Angebot von Weinen der Cantina ist online groß, wenn sie bei der Suche "Pinot Noir St. Michael-Eppan" eingeben. Am Besten jedoch planen Sie einen Stop im Weinshop in Eppan ein, um die Faszination des Ortes und der Weine hautnah und mit etwas Zeit erleben können. Mehr erfahren über die Kellerei St. Michael-Eppan

Foto oben: Hans auf seinem Weinbergsinspektionsfahrzeug mit dem Sortiment des Hauses im Jahre 2021, Foto unten: Hier wird die Qualität bewahrt, im neuen Rotweinkeller der Cantina St. Michael-Eppan.