Die untadelige Sauvignon blanc Riege der Kellerei St. Michael-Eppan

Hans Terzer und das Interview zum Thema Sauvignon aus Eppan

Der Sauvignon-Magier Terzer verrät uns das Wesentliche im Interview

1) Was muss man beachten, wenn man großartigen Sauvignon blanc Weine erzeugen will?

Man braucht ein geeignetes Terroir und Südtirol, sowie spezifisch die Gemeinde Eppan, ist sicher eine Anbaugegend, die Sauvignon kann. Ich bevorzuge kühleres Terroir zwischen 450-650 m mit Südost-, aber auch mit Südwestausrichtung mit einem Kalkschotter/Lehm bzw. Porphyr-Untergrund.
Man kann wie immer viel über die richtigen Klone reden, aber ebenso wichtig ist der Erntezeitpunkt, weil ich reife, aber nicht überreife Trauben ernten möchte. Das Laubwandmanagement ist deshalb sehr wichtig beim Sauvignon, damit die Aromen in unserem sonnigen und warmen Klima erhalten bleiben. Unsere Sauvignon-Weine liegen am Ende dann bei etwa 14 Vol% Alkohol (Lahn 13,8 und Valentin 14,1), und das dürfte passen. Wichtig ist das Zusammenspiel von Säure und ph-Wert, der nicht zu hoch sein darf. Je niedriger er ist, umso eleganter präsentiert sich der Wein am Gaumen. 

2)Welche Fehler verzeiht der Sauvignon im Keller nicht? 

Je nach Reifesituation werden die Trauben nicht oder max. für 3-4 Stunden bei einer Temperatur von ca. 12-15°C mazeriert. Davon profitieren die Aromatik und die Geschmacksbalance, insbesondere die Struktur. Durch die Mazeration wird ein Teil der Säure bereits ausgefällt und die Weine sind weniger reduktiv. Im Stahltank bleibt der Jungwein dann ca. 2-3 Monate auf der Vollhefe, was sich in einem dichten Mundgefühl positiv bemerkbar macht. Beim Sanct Valentin verwenden wir ein Drittel gebrauchte Tonneaux-Fässer (3-5 Jahre alt). Hier dauert der Kontakt mit der Vollhefe ca. 8 Monate. Besonders im Stahltank verzeiht es der Sauvignon nicht, wenn man ihn zu spät von der Hefe holt. Die Reduktion kann dann leider sehr negativ sein. 

3) Wie erreiche ich Komplexität? Mehrere Erntedurchgänge, viele Partien im Keller fürs Blending, ein Ausbau im Holz oder Stahl?

Von jedem Etwas und jeder hat da so seine Philosophie. Ich finde es sehr wichtig, dass man als Kellerei mit vielen Traubenpartien spielen kann, nahezu 70 verschiedene Weinberge mit Sauvignon ernten wir. Unsere Weine sind Kompositionen, die stets vielschichtiger sind als eine einzelne Note. Wichtig ist eine gekonnte Assemblage verschiedenster, auch unterschiedlichster Weinberge, die unserer Vision entsprechen.
Die Erfolgsformel für unseren HIGH END TWC Sauvignon ist zum Beispiel folgende: Traubenmaterial aus alten Rebbeständen mit ca. 5t/ha Ertrag, 3 Tage Kaltmazeration, sanfte Pressung, gefolgt von Vergärung und einjährigem Ausbau in Tonneau (1-3 Jahre alt) und anschließend weitere Lagerung auf der Feinhefe für insgesamt 18 Monate im Stahltank.

4) Welche Aromen sucht man in einem Südtiroler Sauvignon? Was sind für Dich große Sauvignons aus dem Ausland oder Italien?

Nicht unbedingt grüne Aromen, wie wir sie z.B. aus Neuseeland kennen, sollen im Vordergrund stehen. Gelbe Früchte spielen in unseren Sauvignon eine große Rolle, wenngleich sie nicht die Hauptkomponente darstellen. Holunderblüte und Stachelbeere sind die Marker des Südtiroler Sauvignons und natürlich die Terroir-Charakteristik, die beim Terlaner Quarz anders ist als bei unserem Sanct Valentin und wiederum anders als bei den großen Loire-Weinen oder den Weinen von Gianfranco Gallo von Vie de Romains im Friaul. 
Ein großer Sauvignon ist ein Langläufer, deshalb ist unser Sauvignon Sanct Valentin auch in der TWC Annate Storiche gut vertreten. Spannend finde ich auch stets die Vergleiche benachbarter Jahrgänge, die bereits bei unserem Sauvignon Lahn/Fallwind sehr aufschlussreich sind.

Weintipp Sauvignon aus Eppan von Hans Terzer 

Sauvignon Lahn 2020 (ab Jahrgang 2021 Sauvignon Fallwind)
Sanct Valentin 2020 bzw. 2021 (ab Juni 2022)
TWC 2017 bzw. 2018 (ab ca. Mai 2022)
TWC Annate Storiche (2010, 2002, 1995)

ABSTRACT: Die Cantina St. Michael-Eppan in Südtirol zählt zu den Hochdekoriertesten der letzten 25 Jahren in ganz Italien. Diesen Erfolg verdanken die Genossen – in erster Linie – einem Mann, Hans Terzer, der 1977 das Ruder als Weinmacher übernahm. Damals stand es nicht gut um die Kellerei, die Auszahlungspreise waren der harten Arbeit unwürdig, dementsprechend unzufrieden waren die Bauern, und es bedarf schon eines dicken, sehr dicken Schädels, sich in diesem Umfeld mit seinen revolutionären Ideen für eine hochwertige Flaschenqualität durchzusetzen. Mit den 80er Jahren begann der stete Aufschwung, Grund dafür war hauptsächlich die Entstehung der Sanct Valentin Linie (ab 1986) und die radikale Umstellung von einfacher Rotweinherstellung auf qualitativ hochwertige Weißweine, sowie die Erschließung des italienischen Marktes, aber auch eine Expansion in Sachen Export. Hans füllt nicht nur den Job des Kellermeisters und Ideengebers aus, er spielt auch nach wie vor eine wichtige Rolle im Vertrieb. Und er brennt weiter, auch nach 43 Weinernten will er sicher bis 2024 weitermachen, Pensionsalter hin oder her.