Geschmacksprofil des Dolcetto und die harten Fakten

Aufbruchsstimmung im Piemont - Jung und dynamisch

Wie schmeckt nun Dolcetto? Die Weine sind weniger kantig als die Brüder Nebbiolo und weniger säurebetont als der Barbera, weshalb sie „süßer“ schmeckend empfunden werden. „Von Süße ist der tiefschwarze, kernige Naturbursche aus den Hügeln der piemontesischen Langhe aber weit entfernt. Knochentrocken wirkt er im Trunk, allerdings mild in den Gerbstoffen, und die besten Exemplaren schmecken angenehm rund, saftig und fruchtig, mit dem typischen leicht bitteren Mandel- und Süßholzaroma der Rebsorte in Duft und Geschmack“, erklärt Martin Kössler von der Weinhalle in Nürnberg und ergänzt: „Einen Dolcetto serviert man am besten dezent gekühlt. Er begleitet die deftige Küche des Piemont hervorragend, ist im Sommer Idealkandidat für die Grillküche und mundet im Winter zu wärmenden Braten und Regionalgerichten gar köstlich. Ein fröhlich fruchtbetonter Rotwein, der zum Essen getrunken werden sollte, wie so vieles, was authentisch Italien ins Glas bringt.“

Geschmack lässt sich nicht vorschreiben 

Für den Alba gilt sicher: Die Rebsorte ergibt trockene, harmonisch ausgeglichene Weine mit leicht bitterer Mandelnote. Charakteristisch ist sein fruchtiger Geschmack gepaart mit ausgewogener Säure und dezenten Tanninen. Sein Bouquet ist geprägt von Brombeeren, Pflaumen und einem Hauch Lakritz. Dolcetto ist ein Wein, der am besten jung genossen wird, weil er kein allzu ausgeprägtes Alterungspotenzial aufweist. Ideal ist er, wenn er ein Jahr im Fass gereift ist. Wegen seines leichten, harmonischen Charakters und des geringen Säure- und Alkoholgehalts ist der Wein besonders verträglich und passt zu den verschiedensten Mahlzeiten. 

Nach einer Verkostung in der Enoteca di Ovada sieht mein Fazit folgendermaßen aus:Die besten Weine zeichnen sich durch eine präsente Säure und harmonische Gerbstoffe aus, sind selten aggressiv und unverbunden, aber auf der grünen und bekömmlichen Seite. Alkohol ist moderat bei 13,0 bis 13,5 Vol%. Die Mineralität und die grün-dunkle Tonalität erinnert an Barbaresco und das Piemont. Ein samtig und glyzeringeprägtes Mundgefühl (middle palate) mit dezenter Fruchtsüße, Oliven, Lakritz, Waldboden, zurückhaltende, feine Frucht, mitunter ein angenehmer Duft aus einem alten Holzschrank. # Heiße und trockene Jahre sind gut für Ovada!!

Warum lieben ihn viele Winzer so?

„So einfach es der Dolcetto dem Winzer im Weinberg macht, dort hat er keinerlei Allüren, so zickig verhält er sich im Keller. Die Beerenschalen der Rebsorte sind so reich an Anthocyanen, also an Farbpigmenten, dass selbst sehr kurze Maischestandzeiten schon tiefdunkle, lilafarbene Farbintensität liefern. Weil Dolcetto im Jungwein zu kräftigem Bodensatz neigt, riechen so viele Dolcettos mehr oder weniger intensiv nach Mercaptanen, also nach Chinakrachern und faulen Eiern; diese Reduktionsnoten entstellen viele Dolcettos und sind ein Zeichen für Ungeduld und falsche Kellerbehandlung. Dolcetto will schonend behandelt werden im Keller, er will nicht zu kalt vergoren und zum richtigen Zeitpunkt von der Hefe abgestochen werden. Er wird deshalb bei den besten Produzenten wieder mehr im großen alten Holzfaß ausgebaut, als im technischen Edelstahltank. Ein typisch regionaler Rotwein des Piemont, den man am besten in den ersten 2-4 Jahren auf der Flasche genießt“, Weinhalle Nürnberg Auszug.

DIE FAKTEN – Wieviel Reben stehen wo?

Rund 6.000 ha sollen in Italien wachsen, doch sind dies veraltete Zahlen. Weinwelten geht von knapp 4.000 ha Rebfläche aus. Daneben gibt es winzige Mengen in Frankreich, den USA, Neuseeland. Australien besitzt mit 150 ha Dolcetto einen nennenswerten Umfang.
Anno del Dolcetto (DATEN 2019, Region Piemont) 
DOCG‘S – Rebfläche – Kategorie - Ausbau
Dogliani - 610 ha - Superiore 13 Vol%, 12 Monate 
Diano - 155 ha - Superiore 12,5 Vol%, 10 Monate
Ovada - 47  ha - 12 Vol%, 12 Monate
DOC‘S – Rebfläche – Kategorie - Ausbau
Ovada 360 ha - 11,5 Vol%
Alba - 950 ha - Superiore 12 Vol% - 12 Monate
Aqui - 400 ha - Superiore 12 Vol% - 12 Monate
Asti - 120 Ha - Superiore 12 Vol% - 12 Monate
100% Dolcetto ist bei diesen Weinen vorgeschrieben. Das Anbaugebiet ist die genannte Gemeinde und angrenzende Gemeinden. Asti und Alba sin die flächenmäßig größten Anbaugebiete. Für die nächsten Weine gelten die Richtlinien mind. 85% Dolcetto und mind. 11 Vol% Alkohol: Monferrato 330 ha - Langhe 205 ha - Piemonte 150 ha - Colli Tortonesi 25 ha. Das Potenzial des Dolcetto DOC im Piemont beträgt rund 20 Mill. Flaschen pro Jahr. Insgesamt sind es 3.130 ha Rebfläche, die im Kataster im Jahr 2018/19 gemeldet wurden, eingeschrieben sind 3.830 ha Rebfläche.

Foto oben: Steffen Maus mit Daniele Ccascina Gentile) und Annalena, Jungwinzer mit Format im Herbst, Foto unten: Dolcettoreben vor dem Castello di Tagliolo im Herbst - Foto ganz unten: Eigentümer von Ca del Bric in Montaldo Bormida