Rotweine im Friaul - Weit ab vom Mainstream

Refosco, Pignolo, Schioppettino und die beliebten Sorten Merlot und Cabernet

Ist das Friaul ein Rotweinland? Eine Gretchenfrage ist das keineswegs, denn in Friaul-Julisch Venetien gibt es mehr Rotwein als allgemein geschätzt: Knapp 40 Prozent der Trauben färben sich im Herbst dunkelrot bis violett. Einzig im Collio dominert der Weißwein. Die Friulaner schätzen und lieben den herben Geschmack ihrer Rotweine. Denn alle Rebsorten harmonieren im Zusammenspiel mit Wildschwein oder Rinderbraten und einer Winterküche mit Maronen fantastisch. Die komplexesten Rotweine wachsen im Colli Orientali del Friuli (COF) und dem angrenzenden Isonzo. In der ausgedehnten Ebene im Grave- und im Aquileia-Gebiet entstehen auf den Schwemmlandböden gehobene Weine für den Alltag.

Cabernet/Merlot und Refosco/Pignolo

Die internationalen Sorten Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Merlot, der friulanisch „Merlott“ ausgesprochen wird, sind besonders im weitläufigen und größten Anbaugebiet der Region, der DOC Grave zwischen Pordenone und Udine, fester Bestandteil. So schmeckt ein Merlot im Friaul deutlich kühler als ein Merlot aus Sizilien oder der Toskana, denn er behält seinen angenehm bitteren Geschmack, wird selten überreif und schmeckt nach Pflaumenmarmelade oder Rumfrüchten. Der Cabernet Franc ist mit seinem herbwürzigen Geschmack besonders bei den Weintrinkern in der Region angesagt.

Autochthon sind der Refosco dal peduncolo rosso, der Schiopettino und der Pignolo. Alle diese Rotweine schätzen Weinkenner in Deutschland und Amerika bereits für ihre Unverwechselbarkeit. Wie viele in Italien beheimatete Rotweinsorten bringen sie alle ein ausgewogenes Maß an Tannin und eine lebendige Säure mit. Am Weichesten ist zweifelsohne der Schioppettino, der auch der Leichteste aus diesem Dreigestirn ist. Am weitesten im gesamten Friaul verbreitet ist der Refosco, der sich durch seine präsente Säure und die markanten Gerbstoffe auszeichnet. Die Sorte Pignolo war Anfang der Neunzier bis auf wenige Rebstöcke in der Umgebung der Abbazia di Rosazzo fast ausgestorben. Mittlerweile hat die Rebfläche wieder zugenommen. Die Winzer im Colli Orientali-Gebiet sind stolz auf diesen Rotwein, der für viele Kenner der spannendste, weil langlebigste der Drei ist. Häufig bringen die Winzer ihn erst nach fünf Jahren auf den Markt, und empfehlen, ihn noch einige Jahre zu reifen, wie den berühmten Rotwein Brunello di Montalcino.

Weitere Rotweinsorten warten im Friaul darauf, entdeckt zu werden, wie der Terano im Carso-Gebiet oder der seltene Tazzalenghe. Friaul Julisch-Venetien ist genau die richtige Spielwiese für diejenigen, die neue Rebsorten und Terroirs kennen lernen wollen. Im häufiger landen die Winzer der Region mit ihren Erzeugnissen auf den vorderen Plätzen im Reigen der italienischen Rotweine. Aber auch alle, die im Friaul den Kofferraum mit Alltagsweinen füllen möchten, werden bei den Rotwein des Friaul fündig.