Montefalco Rosso und Rosso Riserva DOCG

Die Rebsorten machen den Unterschied 

Eine Rebsorte prägt das Anbaugebiet rund um das Städtchen Montefalco („Falkenberg“), das rund ein Sechstel der Weinanbaufläche Umbriens umfasst: der Sagrantino mit seinen kleinen tiefdunklen Beeren und dem ungewöhnlich hohen Gehalt an Gerbstoffen. Ein Biss in die Frucht bewirkt, dass sich die Mundschleimhäute zusammenziehen und ein Gefühl von Trockenheit hinterlassen. Keine andere Sorte in Italien weist auch nur annähernd so viel Tannin auf. Keine leichte Aufgabe für einen Winzer, daraus einen angenehm zu trinkenden Wein zu keltern. Wenn also der reinsortige Montefalco Sagrantino DOCG auch unbestritten der Star des rund 300 Hektar großen Anbaugebiets Montefalco ist, so spielt doch mengenmäßig der Rosso DOC die größere Rolle. Darin hat der Sagrantino, um ihn etwas umgänglicher zu machen, einen Partner zur Seite gestellt bekommen: die prominente Toskana-Rebe Sangiovese. Und weil der Sagrantino ein gar so schwieriger und ruppiger Geselle ist, hat man ihn sogar in die Minderheitenrolle verwiesen. Gerade mal zu 10 bis 15 Prozent darf er im Rosso vertreten sein, die Hauptrolle spielt mit gut zwei Dritteln der Sangiovese. So wird der Montefalco Rosso deutlich geschmeidiger und leichter konsumierbar. 

Die ideale Verbindung zweier starker Partner

Ein Bruder Leichtfuß ist er deshalb aber noch lange nicht. Der Montefalco Rosso DOC ist ein Wein mit Persönlichkeit, in dem zwei große Partner eine spannende Verbindung eingehen. Auch als Minderheitspartner ist der charakterstarke Sagrantino noch gut wahrnehmbar, allein deshalb ist der Rosso ein Rotwein voller Kraft und Struktur. Aber auch der zu gut zwei Dritteln enthaltene Sangiovese ist ja eine ausgesprochene Premium-Sorte, bringt sie doch in der Toskana den grandiosen Brunello, Vino Nobile und Chianti hervor. Ergänzt durch Merlot und noch weitere im Gebiet zugelassene rote Rebsorten, kommt der Montefalco Rosso also fruchtiger und weniger monumental als sein großer Bruder daher, trotzdem ist er kräftig und durchaus herb und häufig auch gerbstoffbetont. 18 Monate muss er mindestens reifen, bevor er in den Handel gelangen darf, um dann als Essensbegleiter zu Pasta oder Risotto, zu gegrilltem und gebratenem Rind oder Schwein, zu geschmortem Wild wie auch zu gereiftem Käse bella figura zu machen. 

Freiheit für die Winzer

Weil die Paarung aus Sangiovese und Sagrantino gar so gut passt, gibt es den Montefalco Rosso auch als Riserva, für die ebenso wie für den reinsortigen Sagrantino mindestens 30 Monate Reife in Fass und Flasche vorgeschrieben sind. Den Winzern bietet die Rosso-Cuvée im Vergleich zum Montefalco Sagrantino mehr Freiheit. Sie dürfen – wenn auch in Grenzen – die Anteile an Sagrantino und Sangiovese variieren und darüber hinaus andere Rebsorten wie Merlot oder Cabernet Sauvignon hinzuziehen. So können, mit etwas Glück, große Rotweine entstehen, die sich hinter den berühmteren Namen anderer italienischer Regionen nicht zu verstecken brauchen. Vor allem, weil es der der hohe Anteil an Sangiovese – mehr als der so dominante Sagrantino – schafft, das Terroir zum Ausdruck zu bringen. In dieser Richtung ist also für die nächsten Jahre von den hochklassigen Erzeugern bestimmt noch allerhand Erfreuliches zu erwarten. 

Foto unten: Das Städtchen Montefalco im Herbst vor Bergkulisse - Foto oben: Sagrantino-Trauben vor der Ernte