Sizilien - Die Wein-Anbaugebiete im Osten und Südosten

Sizilien und die unterschiedlichen Ecken einer großen Insel

Sizilien ist eine große Insel, Nero d'Avola wird fast überall angebaut, doch daneben gibt es kulturelle, historische, kulinarische Besonderheiten und landschaftliche Unterschiede, die größer nicht sein können. All dies macht Sizilien zu einem Feld für Entdeckungen und Geschichten, die eine feste Wurzel in der Vergangenheit und der guten Tradition haben.

Nordosten und Südosten in Kürze

In den Gebieten Nebroidi-Mamertino, Messina-Faro und Eolie stehen vergleichsweise wenig Reben und es gibt es nur eine Handvoll Weingüter mit Exportabsichten. Die Stärken sind die Rotweine aus den Etnasorten, ein fast unbekannter Mamertino und der  Süßwein Malvasia delle Lipari, der zu 70% auf der Insel Salina und weniger auf Lipari angebaut wird. Dagegen strahlt die Weingegend am Etna wieder in hellem Glanz. Etna Rosso aus Nerello Mascalese und etwas Cappuccio ist der "rising star" Siziliens, einzig die Menge ist im letzen Jarhhundert stark geschrumpft, aber die Wiederbelebung in den späten Neunzigern durch ein Dutzend "Investoren" haben der historischen Weinregion spürbar gut getan.
In der Umgebung von Vittoria bis nach Ragusa ist der Rotwein Cerasuolo di Vittoria zuhause, der aus den Sorten Frappato und Nero d'Avola erzeugt wird. DOCG-Wein hin oder her, der Rotwein ist angesagt. Angesagt ist auch die Gegend von Noto. In Noto und Pacchino ist die Wiege des Nero d'Avola, von hier hat er sich in den letzten 15 Jahren über die ganze Insel verbreitet und feiert überall Erfolge. Einige Investoren haben auch diesen entlegenen Landstrich mit neuer Energie gefüllt.

ETNA -  Ein uralter Mikrokosmos der Weincharaktere

Durch Europas größten aktiven Vulkan ist hier eine der bedeutsamsten Naturwelten Italiens entstanden. Das Land, dunkelrot wie Lava, reicht vom Berg Ätna bis zu den charakteristischen Dörfern. Alte Gemeinden, die mit einem großen Erbe an Historie, Kultur und Natur ausgestattet sind. Seine Geschichte ist eng mit der Morphologie und Typologie seiner Naturwelt verwoben: Kultivierungen auf 1.000 Höhenmetern, Anhöhen voller Wälder, Serpentinen, üppige Frucht- und Pistazienplantagen, charakteristische Grenzmauern aus vulkanischem Gestein, bebaute und unbebaute Flächen. Der Weinanbau dieser Region ist einmalig. Aufgrund der unterschiedlichen Klimate und Böden, durch die der Berg Ätna mit einem kleinen Kontinent vergleichbar ist, ändern sich die Eigenschaften der Weine, die auf den Hängen des Vulkans heranwachsen, stetig.
Die außerordentlichen Klima- und Bodenverhältnisse in diesen Höhen machen den Berg Ätna zum Grenzland für Siziliens Weinexzellenz. Seine Interpreten sind historische Marken aus dem Vulkangebiet wie Benanti, Cottanera, Scamacca del Murgo und Torre Palino; aber es gibt auch einige sizilianische Weindynastien wie Firriato, Tasca d’Almerita und Planeta, die in das schwarze Land investieren.
Der Weinbau hat hier eine sehr lange Geschichte. Mit ihren drei Typologien (rot, weiß und weiß superioriore) waren die Ätna-Weine die ersten sizilianischen Tafelweine, die die Anerkennung zur Doc erreichten. Sie sind die Früchte des heldenhaften Anbaus der autochthonen Rebsorten Nerello Mascalese, Nerello Cappuccio, Carricante, die nur hier im Ätna-Land ihr Talent zum Besten geben.

MESSINA FARO - Zwischen Meer und Peloritani Gebirge

Messina, das auch den Beinamen “Tür zu Sizilien” trägt, befindet sich nahe der Spitze im nordöstlichen Teil der Insel. Die Ursprünge der Stadt reichen in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. zurück, als die Griechen expandierten und ihr den Namen Zancle gaben.
Messina ist eine reiche Handelsstadt, die strategisch perfekt ausgerichtet an den historischen Handelsrouten zwischen Italien und Europa liegt. Sie ist vom Meer und den Peloritani Bergen umgeben und beherbergt eine Fundstätte für Archäologie und Malereien von berühmten Künstlern wie Antonello da Messina und Caravaggio. Die Wurzeln des Weinbaus gehen hier bis ins mykenische Zeitalter zurück, was in Naxos und Lipari ausgegrabene Münzen aus dem 6. bis 9. Jahrhundert v. Chr. beweisen. Von den Bergen (Faro, S. Agata, Ganzirri) blickt man über die Straße von Messina. Hier entstehen sehr interessante Rotweine, die schon seit langer Zeit für ihre klare Persönlichkeit und Präsenz geschätzt werden. Faro, ein roter D.O.C.-Wein par excellence, ist das Wahrzeichen dieses Gebietes. Seinen kräftigen Körper und seine Struktur hat er den drei Rebsorten Nerello Mascalese, Nerello Cappuccio und Nocera zu verdanken.

MAMERTINO - Berge im Tyrrhenischen Meer

Die Region ist nach den Menschen benannt, die zu Zeiten der Römer  die Berge um Milazzo als Erste kolonisierten. Zu dem Areal gehören auch Santa Lucia del Mela und Merì. Kommunen, die historisches, kulturelles und natürliches Erbe bergen, wie den Nebrodi Regionalpark und das Kap Tindari, dessen antike Ausgrabungsstätte ein griechisches Theater und die Wallfahrtskirche mit der berühmten schwarzen Madonna zeigt, eine aus Zedernholz gefertigte Skulptur, die wundertätig sein soll.
Es war das Volk der Mamertini, das 289 v. Chr. auf den Bergen von Santa Lucia del Mela und Merí die ersten Weinreben pflanzte, aus denen heute die unterschiedlichen Variationen des Mamertino hervorgehen. Die glänzenden Errungenschaften des Anbaugebietes präsentieren sich in verführerischen, duftigen, intensiven und körperreichen Rot- und Weißweinen, die bereits seit römischen Zeiten bekannt sind.

EOLIE - Die sieben Perlen mit Salina und Lipari

Das Eolie-Archipel (von König Eolo, Liparos Schwiegersohn und mythischer Meister der Winde) mit seinen ursprünglichen und panoramischen Schönheiten, seinen überraschenden archäologischen Funden, seiner jahrtausendealten Geschichte und authentischen Gastronomie, präsentiert sich heute als eines der größten Touristenziele. Es liegt gegenüber Siziliens Tyrrhenischer Ostküste und besteht aus sieben vulkanischen Inseln: Lipari, die Insel der Legenden und des Bimssteins; Vulcano, die für die therapeutischen Eigenschaften ihres schwefligen Schlamms geschätzt wird; Panarea, die kleine Herrschaft der movida; Stromboli mit ihren aktiven Vulkanen; die wilderen Inseln Alicudi und Filicudi und schließlich Salina, eine Insel, die sich der Produktion des Malvasia widmet, einem weltweit bekannten natürlichen Süßwein. Der Dessertwein Malvasia delle Lipari besteht aus der aromatischen Malvasia-Traube und der ungewöhnlichen Rotweinsorte Corinto (bis zu 8%). Im Glas leuchtet er goldgelb mit bernsteinfarbenen Schattierungen. Im Duft erinnert er an Ginsterblüten und reife Aprikosen. Mit seinen honigähnlichen Aromen, seinem extraktreichen Körper und langem Nachhall passt der exzellente Meditations- und Dessertwein wunderbar zu feinem Gebäck.

VITTORIA - Ein Glas Cerasuolo mit Aussicht aufs Mittelmeer

Die Stadt Vittoria liegt inmitten der Provinz Ragusa und blickt im Süden in Richtung des Meeres. Die Mitte dieser Region ist bekannt als “Tavolato ibleo” und besteht aus einer vulkanischen Formation, die durch ein komplexes Faltensystem gegliedert wird. Berühmt ist seine barocke Architektur. Städte wie Scicli, Modica, Ragusa Ibla, und Caltagirone zählen zu den UNESCO Welterbestätten. Bekannt sind ebenso der Liberty Stil von Vittoria, die Steinbrüche von Ispica, die Nekropolis von Camarina, die Landschaften von Chiaramonte Gulfi, Comiso, Punta Secca, Marina di Ragusa und das traditionelle Schokoladenhandwerk von Modica.
Namensgeberin der Stadt ist seine Gründerin Vittoria Colonna Rodriguez. Sie übergab das Land Siedlern, die gemäß Vereinbarung Weinberge pflanzen und Wein produzieren sollten. Sie machten ihre Sache wohl gut, denn heute rühmt sich das Anbaugebiet seines begehrten D.O.C.G. Cerasuolo di Vittoria, der mit außergewöhnlichen sensorischen Eigenschaften beeindruckt. Er entstand durch die Fusion von Nero d’Avola und Frappato und präsentiert sich mit kirschroter Farbe unterschiedlicher Intensität, leicht violetten Nuancen und einem Bukett, das mit Aromen von Erdbeeren und Mascara-Kirschen verführt. Am Gaumen ist der Cerasuolo samtig und harmonisch mit einer schönen Balance zwischen Säure, Polyphenolen und Alkohol und zeigt einen angenehm intensiven und fruchtigen Nachgeschmack. Es sind die Früchte eines konstanten Engagements von Frauen und Männern, die ihr Land und dessen Weine mit großer Passion leben. COS, Valle dell’Acate, Avide, Gulfi, Casa di Grazia sind die bekanntesten Unternehmen, die dieser Inselregion zu hohem önologischen Ansehen verholfen haben.

NOTO - Welthauptstadt des Barock und des Nero

Der äußerste Streifen im Südosten von Sizilien wird von den Seefahrer-Dörfern Portopalo di Capo Passero und Marzamemi sowie den Städten Pachino, Ispica, Rosolini und Noto repräsentiert. Gleich mehrere Stätten von historischem und natürlichem Reiz befinden sich in dieser Region, wie beispielsweise die Cava Grande del Cassibile, die Vendicari Wildtierreservate, die Stadt Castelluccio und die Mosaike in Romana del Tellaro. Die schönste Perle ist jedoch die Stadt Noto, die nach dem Erdbeben im Jahr 1693 neu aufgebaut und als UNESCO Weltnaturdenkmal zur “Welthauptstadt des Barocks” ernannt wurde. Das gesamte historische, künstlerische und kulturelle Erbe der Region profitierte von Notos „Erhebung in den Adelsstand“, so dass auch die traditionelle Landwirtschaft und önogastronomische Kultur eine deutliche Aufwertung erfuhren.
In der Vergangenheit entstanden aufgrund der außergewöhnlichen Böden und Klimate alkoholreiche und sehr kräftige Rotweine (Nero Pachino), die oft zum Aufbessern von kraftlosen Weinen aus renommierten Anbaugebieten Norditaliens verwendet wurden.
In den letzten Jahren wurden die önologischen Standards überarbeitet, Qualitätsmaßnahmen durchgeführt und der Ausbau von einheimischen Rebsorten in den Fokus gestellt. Zurzeit erfährt das Gebiet, das ehemals für seine Dessertweine aus der Sorte Moscato di Noto bekannt war, einen Auftrieb in der Produktion von großen Rotweinen, die – rebsortenrein oder als Blend - von den Sorten Nero d’Avola, Pignatello und Frappato gewonnen werden und angesehene Namen tragen. Zisola, Assennato, Elorina, Marabino, Feudo Maccari, Bufalefi, Rudinì zählen zu den Unternehmen, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und sich für die Förderung und Erhaltung der wiederbelebten Traditionen einsetzen.

SIRACUSA - Die Ursprünge des Griechischen

Siracusa liegt an der Küste im Südosten der Insel. Seine zahlreichen Namen (Surakoousai, Syracusae, Syracusa, Saragoza) verraten die komplexe Geschichte der Stadt, die mit der Kolonisierung durch die Korinther begann. Die politische und städtische Entwicklung der Stadt durchlief Phasen der Expansion und Isolation sowie der Krisen und des Ruhmes, die sich in seiner Architektur, Sprache und den lokalen Traditionen widerspiegeln. Das Griechische Museum, das Ohr des Dionysios und die Latomie sind nur wenige der Zeugnisse seiner reichen Vergangenheit. Siracusas Insel Ortigia und die Nekropolis von Pantalica gelten als “außergewöhnliche Zeugnisse der zivilisatorischen Entwicklung über drei Jahrtausende” und wurden von der UNESCO zu Weltkulturerbestätten ernannt. Außerdem rühmt sich Siracusa des legendären Pollio, eines der ältesten Weine Italiens, dessen Name von dem im 7. Jahrhundert v. Chr. über Siracusa herrschenden König Pollio Tracio stammt. Er wird aus den Sorten Moscato (Muskateller) oder Moscato Giallo (Goldmuskateller) gekeltert und gilt als der bekannteste Dessertwein Italiens. Die goldene Farbe, seine floralen und fruchtigen Noten, der harmonisch weiche Körper und angenehme Süße machen ihn zum idealen Begleiter für feines Gebäck. Pupillo, Gulino, Monterosso, Casa del Feudo zählen zu den angesagten und modernsten Produzenten.