Weißweine in Sizilien und die berühmten Süßweine

Catarratto, Inzolia, Grillo, Zibibbo plus etliche internationale Sorten

Vor allem die Engländer liebten ihn, den in der Regel aufgespriteten Süßwein, der aus dem „Hafen Gottes“ (Marsa Allah) von Sizilien kam. Der Run ist vorbei, die Traubensorten noch immer in Massen vorhanden. Der Cataratto könnte der zukünftige Weißweinstar Siziliens sein, denn er kostet wenig, und es gibt davon unvorstellbar viel, mehr Wein, als im Südtirol, Trentino und Friaul zusammen erzeugt wird. Rund 40.000 Hektar Rebfläche sollen es heute noch sein. So genau weiß das keiner, denn die letzten Erhebungen sind einige Jahre her. Sicher ist, dass es in der Vergangenheit deutlich mehr war. Denn Cataratto war die Hauptrebsorte für die einst florierende Marsala-Erzeugung im Westen der Insel.

Weißweine aus Grillo und Inzolia

Marsala ist passé, und trockene Weißweine sind gefragt. Und mit Hilfe der kühlen, der Frucht dienlichen Gärung ergibt der Cataratto einen fruchtigen Weißwein, der aber rasch getrunken werden sollte. Ganz allgemein reifen Weine aus heißen Gegenden – vor allem aus den weniger edlen einheimischen Sorten – schneller als andere. Die große Hitze, die für den Marsala noch von Vorteil war, ist für die moderne Weißweinerzeugung wenig förderlich. Durch sie werden nämlich die fragilen Fruchtaromen und die Säure am Weinstock zermürbt. Recht gut hingegen verträgt die ehemalige Marsala-Rebsorte Grillo die Hitze, weshalb er als trockener Weißwein von einigen Kellereien erfolgreich im Markt positioniert werden konnte. Andere Weingüter arbeiten lieber mit Insolia (Synonym Ansonica) oder dem Grecanico. Ein einheitliches Bild von sizilianischen Weißweinen existiert aber nicht – außer dass sie aus einer heißen Erde stammen.

Die Geschichte des mit Alkohol verstärkten Weins Marsala ist eine Erfolgsgeschichte vergangener Jahrhunderte. Einst beherrschte er den Markt. Heute führt Marsala nur noch ein Nischendasein; für viele ist er eher Kuriosität als Weinalternative. Nur wenige Marsala-Häuser pflegen deshalb das historische Erbe. Wer heute in die Marsala-Geschichte eintauchen will, kann das in den riesigen Hallen der Cantina Florio. Dort lagert der Marsala noch sehr lange in beeindruckend großen Holzfässern. Es kommt einer Offenbarung gleich, wenn man einen 20 Jahre jungen Marsala Vergine mit seinem Bernsteinton, den Oxidationsnoten und dem fast salzigen Geschmack auf der Zunge hat. Anders als der handelsübliche Marsala wird diesem Vergine nämlich nur Weingeist und kein süßer Most zugesetzt.

Moscato di Pantelleria oder Malvasia delle Lipari

Für die Süßweinfraktion hält Sizilien mit dem Moscato di Pantelleria, dem Moscato di Noto und dem Malvasia delle Lipari gleich drei hocharomatische weiße Dessertweine bereit. Einzelne Winzer kultivieren dieses Kulturgut des Südens mit Erfolg, einzig vom Moscato di Pantelleria gibt es mengenmäßig mehr als einen Fingerhut. Es mag manche überraschen, dass es trotz des heißen und trockenen Klimas in Sizilien deutlich mehr Weißwein als Rotwein gibt. Dafür ist, wie gesagt, der Marsala verantwortlich. Seit Mitte der Neunziger ist jedoch der Rotweinanteil gewachsen, auch weil die einheimischen und neu angekommenen Weingüter internationale Sorten wie Cabernet, Merlot und Syrah gepflanzt haben. Diese Neupflanzungen befinden sich fast alle im Inselwesten in Reichweite der Hauptstadt Palermo.

Das Gefälle ist beim Weißwein deutlich größer, hier dominiert der Chardonnay mit 5.000 ha, allein  deswegen, weil er als erster in großen Mengen ausgepflanzt wurde. Viognier und vor allem Pinot Grigio kamen später hinzu, der Trend ist vor allem beim Pinot Grigio ungebrochen. Dennoch hat sich das Interesse an den Weißweinen aus Sizilien abgeschwächt, da die Chardonnays einfach austauschbar sind, greifen die Weintrinker, wenn schon, dann eher zu einer einheimischen Sorte, meist einer Marsala-Sorte, die als trockener Weißwein gefallen kann.