Sauvignon Experience in Penon

Alles dreht sich um die  Sorte Sauvignon blanc beim Wettbewerb in der Gemeinde Kurtatsch

Foto ganz oben: Die Aromen in den Trauben des Sauvignon sind heikel
Foto oben: Zwei 2014er Sauvignon blanc von Dipoli und Kurtatsch beweisen eindrucksvoll die Güte dieser Sorte in Südtirol.

Der Sauvignon blanc ist ein Biest. Mehr als 50 Weine dieser Sorte an einem Vormittag zu verkosten, das verlangt selbst einem erfahrenen Verkoster viel Konzentration und Kraft ab. Auch, weil diese intensiv aromatische Rebsorte ihre Farbe wie ein Chamäleon wechselt. Die Stilistik kann von zurückhaltend in der Nase, grasig in den Aromen und herb am Gaumen, fast distinguiert (zumeist französischer Stil) bis hin zu ausladend am Gaumen, gelbe Früchte in der Aromatik, ein Körper mit Schmelz und Kraft (zumeist Südtiroler Stil) variieren. Und die Friulaner Sauvignon-Weine verwirren wiederum mit einer ganz eigenen Stilistik in der Aromatik und dem Mundgefühl. 

Die Eigenheiten des Sauvignon blanc

Genug gejammert: die Verkostung war sehr lehrreich und die Bandbreite derart groß, dass sogar die Verkoster vorab bei den Pegelweinen diskutierten, welche Stilistik nun die zu Prämierende sei. Gewonnen hat auf jeden Fall die Rebsorte - und jeder Weinliebhaber, der sich dafür begeistern kann, den Eigenarten des Sauvignon auf den Grund zu gehen. 

Der Wettbewerb Sauvignon Experience, der relativ neu ist und erst zum 4. Mal im hochgelegenen Ortsteil Penon der Gemeinde Kurtatsch ausgetragen wurde, half dabei und ist ein wichtiges Instrument für die Steigerung der Popularität des Südtiroler Sauvignons. Denn die meisten Weines stammten aus dieser Region, die sicherlich heute zu den Hochburgen des Sauvignon blanc weltweit gezählt werden darf. 

Das Buch von Peter Dipoli und Felix Bampi zum Sauvignon aus dem Jahre 2019 zeigt die Entwicklung auf. Im Jahre 1982 stand in Südtirol auf gerade einmal 11 ha Sauvignon blanc. Stetig wurde diese ausgebaut und im Jahre 2017 waren es dann bereits 405 ha Rebfläche, die Tendenz weiterhin leicht steigend. Immerhin fast 10% der Gesamtfläche Südtirols. Dabei sind die Gemeinden Eppan, Kaltern und Terlan die Hochburgen mit 100 respektive 60 bzw. 50 ha Rebfläche pro Gemeinde. 

Aromenpalette ist herausfordernd beim Sauvignon

Es gibt jedoch anders als beim Pinot Noir mit Mazon noch keine territoriale Zuordnung der Rebsorte zu einem eng begrenzten Gebiet, wenn man einmal vom Terlaner als historischem Rebsortenmix mit eben Sauvignon blanc absieht. Für Hans Terzer, einer der berühmten Weinmacher und Pioniere Südtirols – für viele der unbestrittene Sauvignon blanc-König des Landes - ist die Komposition aus unterschiedlichen Lagen maßgeblich, die den Spitzenwein Sauvignon blanc veredelt. Demgegenüber steht die Haltung des anderen, eigenwilligen Sauvignon-Halbgottes Peter Dipoli aus Neumarkt, der postuliert: „Sauvignon wurde in den Weinbergen ders Hofes Voglar Ende der 80iger Jahre gepflanzt und ersetzte dort wie so oft den Vernatsch, denn Ausrichtung, Höhe und Kalkgehalt des Bodens, die terrassierten Hanglagen zwischen 500 und 600 m in Penon sind ideal für den Sauvignon. Die relativ hohe Lage lässt die Trauben ohne Säure- und Aromaverlust völlig ausreifen. Ziel war und ist es, einen Wein mit komplexen Aromen von tropischen Früchten zu erzeugen, der den weißen Sauvignon ohne pflanzliche und unreife Töne spüren lässt. Einen Wein mit deutlicher Säure, mit Nerv und Körper und einer Struktur, sodass er sich noch einige Jahre in der Flasche entwickeln kann."

Berühmte Sauvignons in Südtirol

Die bekanntesten Sauvignon-Weine sind zweifelsohne der Sanct Valentin von Eppan, der bereits in den Achtzigern zum ersten Mal erzeugt wurde, (und mittlerweile der TWC Sauvignon im HIGH-END-Segment), der legendäre Quarz von Terlan, der mitunter launige Lafoa von Schreckbichl, der kraftvolle Kofl von Kurtatsch und natürlich der langlebige Voglar vom Weingut Dipoli.

Zum Ablauf der verdeckten Verkostung zur Krönung des besten Sauvignon Italiens sei folgendes erklärt: Rund 30 Verkoster probierten jeweils 50 Weine nach einem Zufallsprinzip, jeder in einer anderen Reihenfolge, deshalb verkostete keiner alle 76 eingereichten Weine. Im Finale probierten dann alle Verkoster die besten 15 Weine der Vorentscheidung in einer vom Zufall bestimmten Reihenfolge. Dieses Vorgehen garantiert die größte Fairness den einzelnen Weinen gegenüber. Auch ist ein Austausch von Tisch zu Tisch nicht möglich, weil jeder andere Weine im Glas hat! Dieses Mal stand der 2020er Jahrgang auf dem Prüfstand, es war ein warmer Jahrgang, für den Sauvignon herausfordernd…

Meine Favoriten der Finalrunde aus dem Kreise…

… der Weingüter: Ansitz Waldgries „Myra“ aus Bozen, Weingut Franz Haas, Tenuta Kornell „Oberberg“ aus Terlan, Weingut Unterhofer „Mirum“ aus Oberplanitzing/Kaltern 
… der Kellereien: Kellerei Kurtatsch Riserva Kofl, Kellerei Andrian Riserva Andrius, Kellerei St. Michael-Eppan Sanct Valentin

Wettbewerb 2022 Jury Verkostung

1)    Franz Haas aus Montan
2)    Tenuta Kornell „Oberberg“  aus Terlan
3)    Weingut St. Quirinus aus Oberplanitzing
Auf den Plätzen:
Kellerei Andrian Riserva Andrius
Kellerei Kurtatsch Riserva Kofl
Weingut Unterhofer „Mirum“ Oberplanitzing
Ansitz Waldgries „Myra“ Bozen
Kellerei St. Michael-Eppan Sanct Valentin
Azienda Borgo dei Posseri Furiel im Friaul
Weingut Kandlerhof St. Magdalena
Weingut Ebner Eisacktal

Loire-Verkostung der Finalisten-Weine

Die besten 36 Sauvignon-Weine des Jahrgangs 2018 wurden zusätzlich von einer Jury in Frankreich an der Loire verkostet. 

1)    Azienda Borgo dei Posseri Friaul
2)    St. Michael-Eppan Sanct Valentin
3)    Tenuta Falkenstein
Auf den Plätzen
Kellerei Terlan Quarz
Weingut Franz Haas
Weingut Prackfolerhof in Völs am Schlern
Kellerei Kurtatsch Riserva Kofl
Silvio Jermann im Friaul
Kellerei Tramin „Pepi“
Kellerei Bozen Riserva Greel

Die Gewinner des Wettbewerbs des Vorjahres mit den 2019er Sauvignons finden Sie im Artikel Südtiroler Weine

Foto unten: Ausgezeichnte Weißweine: Die Gewinner einer Vorjahresausgabe