Hans Terzer glänzt mit Appius und den TWC Weinen im 100 € Plus Segment

Sauvignon, Pinot noir und der weiße Burgunder aus Südtirol, aus Eppan Berg.

Foto oben: Appius -Vertikale mit den individuell gestalteten Etiketten von 2010 bis 2018.

Solche Weine sind Gesprächsthema, werden kontrovers diskutiert. Diejenigen, für die der Weinliebhaber mehr als 100 € pro Flasche zahlt. In Südtirol gibt es in dieser Liga meines Wissens weniger als 10 Weine und ganze Drei davon erzeugt Hans Terzer Kellermeister der Cantina St. Michael-Eppan. Es sind der Weißweinblend Appius und die beiden TWC-Weine vom Sauvignon blanc und Pinot Noir.
Welche Berechtigung haben Weine jenseits der 100 €? Dies fragen sich Weinliebhaber zu Recht bei Weingütern, die vom Start weg solche Preise verlangen. Doch in Südtirol ist das anders! Hier ist die Weinszene aufgeschlossen und kritisch, diskutieren die Kellermeister miteinander, fahren gemeinsam zum Skifahren (und Weintrinken). Und wenn einer dann diesen Schritt der Einführung eines Superpremiumweines geht, ist dies ein wohlüberlegter und gewissenhaft überprüfter Schritt. Zudem werden solche Weine von der ausgezeichneten Spitzengastronomie Südtirols genauestens unter die Lupe genommen….

Hans Terzer ist ein berühmter Kellermeister mit heuer 45 Jahren Erfahrung in Eppan. Und „seine“ Cantina St. Michael-Eppan zählt zu den Meistdekorierten der letzten 30 Jahre in Italien. Schon in den 80er Jahren begann der Aufschwung mit der Einführung der Sanct Valentin Linie 1986 und der entschlossenen Umstellung von einfacher Rotweinherstellung auf qualitativ hochwertige Weißweine. Damals wie heute stehen für Terzer die Sanct Valentin-Weine im Fokus. Auch deshalb sind es gefragte Premium-Weine, die bei einem Preis von 25 – 35 € im Laden vergleichsweise preiswert sind. Darauf legt er großen Wert. Mit der Einführung von Superpremium-Weinen hat er sich lange auseinandergesetzt, und den Wachstumstrend in diesem Segment nach der relativ rasch ausgestandenen Finanzkrise 2008 erkannt. 

Der Weißweinblend Appius ist begehrt!

Der erste Jahrgang des Appius – des Besten eines Jahrgangs – war der 2010er; jüngst wurde der 2018er lanciert. Die Erzeugung ist die Quintessenz der Erfahrung eines Kellermeisters und natürlich akribische Detailarbeit im Vorfeld bei der Auswahl der Parzellen und Fässer. Mehr als 50 % Chardonnay und in absteigender Reihenfolge Pinot Grigio, Sauvignon und Weißburgunder; das ist für Terzer der perfekte Blend eines weißen Spitzenweins aus Eppan bzw. Eppan Berg. Die Rebsorten werden einzeln im hochwertigen Eichenholz (500 l und 225 l) vergoren und ausgebaut. Alle bis auf den Sauvignon machen in der Regel den biologischen Säureabbau. Nach ca. einem Jahr werden die Sorten zum finalen Wein vereint und verbleiben danach rund 3 Jahre auf ihrer Feinhefe; Verkaufsstart ist erst 4 Jahre nach der Ernte!

Mit dem 2015er Jahrgang hat der selbstkritische Kellermeister zwei weitere Weine aus der Taufe gehoben: Den TWC (The Wine Collection) Sauvignon blanc und den TWC Pinot Noir. Der Sauvignon ist für die allmeisten Weinkritiker seine Paradesorte. Natürlich möchte der ehrgeizige Typ auch mit dem roten Burgunder ganz vorne mitmischen. „Alles braucht seine Zeit und Entwicklung“, formuliert Terzer, der weiß, dass in diesem Preisbereich nur Weine mit gutem Namen funktionieren. Der Verkauf des Appius habe sich Jahr für Jahr stetig nach oben entwickelt, so dass er seit 2-3 Jahren in der Zuteilung ist. Auch der Sauvignon entwickele sich mit seinem vierten Jahrgang sehr gut, einzig beim Pinot Noir – wo der 2017er nicht seinen Ansprüchen genügte und ausgelassen wurde – bedarf es einfach noch etwas Zeit der Marktdurchdringung. Für ihn geht es darum die Rebsorte im Terroir von Eppan Berg eigenständig zu interpretieren und ihr nicht den üblichen Burgunderstempel zu verpassen.

Foto oben: Das Gewand der TWC Weine vom Sauvignon und Pinot
Foto unten: Gärkeller der Kellerei St. Michael-Eppan 

TWC Pinot – Alles vom Feinsten  

Was ist das Besondere des Pinot aus Eppan? Die Weinbereitung ist klassisch: Nach 10 Tagen Kaltmazeration wird der Most kontrolliert im Stahltank vergoren. Je nach Jahrgang geschieht das Bewegen des Mostes durch Dellestage (Saftabzug) bzw. Überschwallen des Tresterhutes. Da ist Feingefühl und moderne Technik gefragt! Dazu passt, dass die die große Investition der jüngsten Vergangenheit ein neuer Rotweinkeller gewesen ist, der 2018 zum ersten Mal genutzt wurde. Das erste Jahr reift der junge Wein in Barrique bzw. Tonneaux-Fässern und anschließend im Stahltank. Ausgewählte, erwachsene Filestücke seiner Weinberge in der Lage Eppan Berg und Rungg, wo Kalkschotterboden mit Lehmanteil sowie Moränenschuttboden bestimmend sind, prägen die Aromatik und Gerbstoffstruktur..
Für mich ist der 2018er der facettenreichste Pinot bisher mit sehr griffigen Tanninen und einem eindringlichen PN-Charakter. Trotz des warmen Jahrgangs besitzt er eine Frische der Aromen und einen bemerkenswerten mineralischen Kern. Bei aller Konzentration und Kraft ist dieser Pinot ein eleganter Wein und man kann gespannt sein, wie der Pinot aus Eppan nach 10 - 15 Jahren Flaschenreife schmecken wird. TWC definiert die Stilistik Eppan Berg auf höchstem Niveau. Dass honorieren auch die Weinführer. So hat der Gault&Millau den 2018er zum besten Südtiroler Blauburgunder gekürt.

TWC Sauvignon 2018 – Keiner macht mich mehr an

Beim Sauvignon kann Terzer aus dem Vollen schöpfen, er verfügt über einen so großen Bestand an älteren Rebanlagen der Sorte, dass er die TWC-Selektion ins Leben rufen konnte, ohne beim Sanct Valentin Sauvignon Kompromisse machen zu müssen. Die Trauben stammen aus ausgewählten Parzellen der Lage Eppan Berg, wo die Reben in erster Linie auf einem Kieselboden mit Kalkanteil wachsen. Im modernen Keller ist dann alles auf die Erhaltung der Qualität der Aromen und das Erzeugen eines wahrhaft besonderen und langlebigen Weißweines ausgerichtet. Nach 3 Tagen Kaltmazeration und sanfter Pressung wird der Most im Barrique bzw. Tonneaux-Fässern bester Eiche vergoren und ausgebaut. Nach einem Jahr wird abgestochen und der Wein reift auf seiner Feinhefe für 18 Monate im Stahltank. 
Der 2018er besitzt eine eindringliche Sauvignonfrucht mit Kalkbodentextur am Gaumen und integriertem Säurespiel. Es ist ein Wein mit viel Intensität und Körper, der reifen kann. 20 Jahre sind locker möglich, das hat Terzer schon mit seinem Valentin Sauvignon bewiesen. Der Holzausbau ist sensorisch kaum spürbar, der Wein glänzt schon beim Einschenken und findet nach einiger Zeit im Glas seine großartige Balance. In der Aromatik zeigt sich anfangs die Passionsfrucht und im Laufe der Geschmackserfahrung wechselt er von Gelb auf grüne Stachelbeere. Ein Rebsortenwein vom Sauvignon für 110 € ist eine Ansage, für mich ist der Wein ein stimmiger Ausdruck des Wirkens vom Sauvignon-Magier Hans Terzer in Eppan, der im Segment der Luxuspullen ein faires Preis-Leistungsverhältnis besitzt.

TWC Collection – Ältere Jahrgänge

Alles hat seine zwei Seiten! Die beiden Corona-Jahre hat das Keller-Team genutzt!  Allen voran der nimmermüde Hans Terzer, der selbst jede Flasche der älteren Jahrgänge im Keller verkostet hat und dann entschieden hat, welche Weine neu verkorkt werden. Diese werden nun in der Dreierbox in begrenzter Stückzahl angeboten. Meine Erfahrung mit dem 1995er und 2002er Sauvignon bzw. dem 2006er und 2007er Chardonnay nach mehr als 10 bzw. 15 Jahren haben mich von der Lagerfähigkeit der Sanct Valentin-Weine überzeugt. Mit dem neuen Kork einer kleinen SO2-Dosage lässt sich nun durch die Jahrzehnte und die faszinierende Geschichte des Südtiroler Weines reisen. 

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