Winzer und Weine - I Favati und Villa Raiano aus Avellino

Fiano, Greco, Falanghina - aber auch Aglianico und Taurasi in bestechender Form

„I Favati ist eines der besten, kleinen Weingütern in der Provinz Avellino. Im deutschen Markt ist ein „new entry“, denn die spannenden Weine dieser Anbauregion haben bislang wenig Beachtung gefunden.“ Das hat nun die Auszeichnung „Weißwein des Jahres in Italien“ vom Weinführer Gambero Rosso 2018 grundlegend verändert. 
Es ist eine mehr als gerechtfertigte Auszeichnung für Rossana Petrozziello, denn sie behandelt ihre Weine wie eigene Kinder, mit viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Dabei stützt Sie sich auf die fachkundige Beratung des ansässigen Weinmachers Enzo Mercurio und setzt sich für das Frauen-Power-Projekt von Avellino, zu dem weitere drei weibliche Weingutsbesitzerinnen zählen, ein. Im männlich dominierten Kampanien ist das eine Ansage. Rossana ist eben eine Ausgeburt an Teamgeist und Menschlichkeit, die Respekt und Anerkennung abverlangt. 

Was zeichnet den Fiano aus?

Aromen von Lindenblüte, Trockenfrüchten, Haselnuss, Mandel, wilder Fenchel sind nur einige der komplexen Aromen, immer begleitet von einer herrlichen Mineralität und Saftigkeit am Gaumen, die zum Weitertrinken einlädt. Herrlich eigenständig und nicht mit irgendetwas aus dem italienischen oder französischen Rebsortenschatz zu vergleichen. Am ehesten lässt sich eine Assoziationsbrücke zum Verdicchio aus den Marken schlagen.
Greco ist maskulin, aggressiv auf der Zunge und in regnerischen Jahren aufgrund seiner dünnen Beerenhaut sehr anfällig im Weinberg. Die dicke Beerenhaut des Fiano, die lockerbeerigeren Trauben sind ein Vorteil für den Fiano, und lassen ihn auch in trockenen, heißen Jahren zu einem charaktervollen Weißwein heranreifen. Zudem ist der Greco nach Aussage der Weinmacher im Keller deutlich schwieriger zu verarbeiten, da er reich an Proteinen ist, die den Wein rasch oxidieren lassen können. Fiano ist oxidativ weniger anfällig, trotzdem verwandetl sich die Farbe von einem Blassgelb in ein intensives Gelb-grün nach 5-6 Jahren.  Nicht alle Weine zeigen die Petrol-Alterungstöne.

In einem kleinen Gebiet von 8 Gemeinden wird nahezu doppelt so viel Greco erzeugt wie Fiano, der in einem viel weitläufigeren Gebiet von 24 Gemeinden angebaut werden darf. Das ist auch der Grund für die große Bandbreite im Charakter des Fiano und seiner Langlebigkeit, abhängig von Bodenzusammensetzung, Ausrichtung und Höhenlage. Ein faszinierendes Unterfangen, den Fiano in seinem Anbaugebiet zu entschlüsseln. 

Fiano di Avellino ist DER komplexe und langlebige Weißwein Kampaniens. Bei einem Abendessen mit Weinen von I Favati, Sarno 1860, Colli di Lapio und Villa Diamante (Jahrgänge 2011, 2012, 2013) wurde diese Beobachtung gestärkt. 

Fiano di Avellino Pietramara - Weisswein des Jahres 2018 im Gambero Rosso

Einen Fiano zum Weißwein des Jahres zu machen, das setzt ein Ausrufezeichen. Es sind Weine, die nicht ins Pinot Grigio-Schema passen und somit eine Auseinandersetzung einfordern. Dann erkennt Mann oder Frau die mineralische Finesse und den Spannungsbogen der Weine, die einen neugierig machen.
Schwarz ist keine Farbe, und dennoch ist es eine Farbe mit großer Tiefe, die auch die Schattenseiten des Lebens kennt. Der Wein hatte eine schwere Zeit, er verschwand fast ganz von der Bildfläche, war vom Aussterben bedroht. Umso mehr zeigt sich dank der Weine von I Favati und Kollegen wieder ein goldener Schimmer am Ende des Tunnels. Wem dies zu bildreich ist, dem sei gesagt: Der Wein ist finessenreich, faszinierend eigenständig und mit einem mineralischen Biss ausgestattet, den im Süden Italiens selten findet.
Der Wein – 100% Fiano di Avellino - Der Wein hat etwas Tänzelndes in seinen Aromen, und eine Tiefe in seiner Mineralität, die seinen Kern ausmacht. Trinken Sie ihn nicht zu kühl, er passt zu Antipasti auf Gemüse oder Fischbasis, doch steckt er auch beim luftgetrockneten Schinken nicht zurück. Trinken Sie ihn jung, und legen Sie sich einen kleinen Vorrat an, damit sie den Wein in seiner spannenden Entwicklung verfolgen können, seine Tertiäraromatik ist beachtlich, wenn er nach  3-5 Jahren Geduld aus der Flasche fließt. 

Greco di Tufo Antica terra von I Favati - Am Gaumen sehr trocken und mineralisch, fast salzig mit gutem Grip, eine Mundvoll Wein, der trocken lange nachklingt, sehr rebsortentypisch, mediterane macchia, Macademia-Nuss, floral, Steinobst, weisser Pfirsisch, animierende Säurestruktur, lädt zum Weitertrinken ein, ein würziger Obsalat entwickelt sich im Glas, jedoch ohne jegliche aufdringliche Exotik.

I Favati - Die rote Zukunft Kampaniens

Die rote Zukunft Kampaniens ist der Aglianico Irpinia oder Campi Taurasini. Diese Weine kommen nicht erst nach 5 Jahren wie der Taurasi auf den Markt, sondern nach 1-2 Jahren. Sie werden im Stahltank oder dezent im Holz ausgebaut und präsentieren sich mit zugänglichen, stets präsenten Gerbstoffen und einer frischeren Frucht als etliche Taurasi-Weine. 

Aglianico Irpinia Campi Taurasini Cretarossa Der Wein übererfüllt die Erwartungen, sein kraftstrotzender kleiner Bruder vom Taurasi, der in einer Blindprobe als solcher durchgehen würde. Zu 100% aus Aglianico überzeugt der Taurasini durch seine präzise und frische Frucht.
Verkostungsnotiz - Reifepotenzial und Trinkfreude - In der Nase: Fruchtbetont, einladend, cranberries, rote Früchte, intensiv, würzig, mit Zeit im Glas dann: Sauerkirsche, Veilchen, irre Fruchtsüße - Am Gaumen: Sauerkirsche, feines Tannin, erfreulicherweise ein Mittelgewicht,  Eleganz, Veilchen, leichtfüßig bei aller Kraft, Reifepotenzial, frische Frucht, weiniger Nachklang - Der Gesamteindruck: Eleganter Rotwein, sehr rein in den Aromen und mit einer frischen Frucht ausgestattet, was in dieser Gegend im Süden eher selten ist, Reifepotenzial und Trinkfreude

Der neue Wein - Taurasi Terzotratto - Mit dem Taurasi DOCG tritt Rossana Petrozziello zum Wettbewerb der großen Rotweine Italiens an, die komplexen Tiefgang, markanter Charakter und Reifepotenzial auszeichnet. Ein Wein für Liebhaber großer italienischer Rotweine, ein Wein aus einem kleinen Familienweingut, das den Großen Feudi di San Gregorio und Mastroberardino Paroli bieten kann. Und Rossana besitzt auch im roten Taurasi-Gebiet wirkliche Filetstücke mit alten Aglianico-Reben, da wird eine Auszeichnung wie beim Weißwein (Bester Weißwein des Jahres 2018 im Gambero) nicht lange auf sich warten lassen. Großartige Langläufer sind diese Taurasi-Weine, Der Terzotratto zeigt nach fast 10 Jahren keinen Ansatz von Müdigkeit.

Die Verkostung – 100% Aglianico - Im Duft: etherisch, Tiefe, anfangs noch die Süße vom Barriquefass (braucht Luft wie jeder große Rotwein), duftet wie ein großer Rotwein, Eleganz, viel Blüten/Veilchen, mit Zeit im Glas dann Heidelbeere, schwarze Früchte - Am Gaumen: samtiges Mundgefühl, Harmonie von Säure und Gerbstoff, feines Tannin, schwarze Oliven und Teer wie ein Barolo, aber auch Johannisbeere, eine frische Frucht und gute Säurestruktur - Der Gesamteindruck: Tiefgang wie ein Barolo und Eleganz wie ein Burgunder, das vereint der Taurasi Terzotratto, der alles andere als ein grober, rustikaler Klotz ist, was manche den roten Weinen aus Kampanien nachsagen.

Ein zweiter Weißweinheld Kampaniens - Villa Raiano

Wir sind in Kampanien, genauer gesagt in der Provinz Avellino. In dieser historischen Weingegend, hoch in den Bergen, rund eine Stunde vom Meer entfernt, werden Fiano di Avellino und Greco di Tufo auf rund 500 - 700 m über Meereshöhe erzeugt. Mastroberardino und Feudi di San Gregorio sind die großen Kellereien in dieser Gegend. Die Familie Basso hat ihr Weingut erst 1996 gegründet, und 2009 eine imposante, moderne Kellerei errichtet. Man arbeitet auf 22 ha Rebfläche biologisch, nutzt Stahltanks, große Holz und auch die angesagten Betoneier. Sebastiano Fortunato ist der einfühlsame Weinmacher, der seine Handschrift hinterlässt. Das gilt für die langlebigen Crus-Weine Alimata Fiano und Contrada Marotte Greco wie für die Rebsortenweine des Jahrgangs.

Charakterisierung des Weinstils - Handlese, die Ganztraubenpressung für Eleganz, Feinhefe und Stahltank für Klarheit und Stoffigkeit - Super Mundgefühl, yummi!!! - ruck zuck Flasche leer, kräutrig, duftig, bekömmlich, nicht fruchtopulent auf Aprikose ausgelegt wie ein Riesling, eher intrinische Saftigkeit, die für das Fruchtsüßegefühl im Mund verantwortlich ist, sind bone dry.
Sind es Blender in ihrer Jugendlichkeit? NEIN - Sehr gute Bioweine, tolles Mundgefühl, deutet auf gute Humusversorgung des Bodens hin, jetzt nach 20 Jahren sind die Weinberge in der Balance.

Villa Raiano Falanghina - Im Duft saftig, mineralisch, kalkig, noch jung, am Gaumen Feinhefe, schmeckt bekömmlich, Apfel-Birne, Steinobst, kernig, typisches, schlankes Mundgefühl der Rebsorte, doch bleibt er lange am Gaumen, charmanter Wein, weil frisch, lebendig, ohne Kanten.
Zu den klassischen Antipasti auf Gemüsebasis und Mozzarella di Bufala, Gekühlt trinken, Trinken bis 2021

Villa Raiano Fiano - Veilchen, Feinhefe, jung, Sauvignon blanc Anklänge mit Holdunderblüte, steinig, feinwürzig im Abgang, aromatischer Apfel Jona Gold, weisse Blüten, angenehme Schwingung, sehr blumig, Muskateller mit Säure
Zu Orangen-Fenchelsalat mit Pinienkernen und Rosinen, Gekühlt trinken, Trinken bis 2022

Villa Raiano Greco - Kräutrig - mineralisch grün wie Moselschieferriesling, sulfidische Noten, Säure präsent, Zitrusanklänge, steinig, noch jung, Saftigkeit, yummi, viele Kräuter, grün, Säure, Zug, herber Wein passt zum Namen, männlich robust
Zu Grüner Spargel gebraten mit Parmesanschnitten, Frittierte Zucchiniblüten (Mehlteig) Meersalz, Gekühlt trinken, Trinken bis 2023