Franciacorta - Das passende Essen und der angemessene Preis

Was darf ein guter Franciacorta kosten? Was schmeckt dazu am besten?

Der Franciacorta ist in den vergangenen Jahren in Italien in den Rang eines Nationalheiligtums aufgestiegen. Voller Stolz wird fast die gesamte Produktion dieses edlen Schaumweins im eigenen Land getrunken. Champagner? Brauchen wir nicht mehr! Aber deshalb hat die Region Franciacorta nun ein Problem, um das sie andernorts beneidet wird. Denn kaum einer hat sich in den vergangenen Jahren um den Export gekümmert - und seit dem vergangenen Jahr stagniert der Absatz innerhalb Italiens. Deshalb ist das Konsortium nun sehr bemüht, den Schaumwein auch außerhalb Italiens bekannter zu machen.

Die 10 Topweine - Der Erfahrungsbericht von Patrick Hemminger, 12/2014

Um halb neun Uhr in der Früh sind wir aufgebrochen, haben seitdem zahlreiche Weingüter besichtigt und zig Schaumweine probiert, einen nach dem anderen. Inzwischen ist es sechs Uhr abends, die Gaumen sind müde, die Mägen leer. Doch bis zum Abendessen dauert es noch eine Weile. Mit müden Gesichtern sitzt die Gruppe um einen Tisch. Zehn Topweine der Franciacorta haben wir vor uns. Eine Sommelière in gestrenger Uniform begleitet uns durch die Verkostung. Der Kollege neben mir macht sich über die salzlosen Gebäckstücke her, die in kleinen, weißen Schalen auf dem Tisch stehen.
Zum Glück weckt der erste Schaumwein wieder die Lebensgeister - passend heißt er Emozione, ist aus dem Jahr 2009, Brut, und kommt aus dem Hause Villa Franciacorta. Der Kollege schräg gegenüber nimmt einen Schluck und spuckt ihn in den bereitgestellten Spucknapf. Er dreht er sich zum Koch des Hotelrestaurants, Fabrizio Albini, um, der hinter ihm am Fenster sitzt und mit seinem Mobiltelefon spielt. Auch Fabrizio hat ein Glas vor sich stehen hat. Er bittet die Sommelière, ihn auf italienisch zu fragen, was er denn dazu kochen würde. Der Koch probiert einen Schluck. „Das ist leicht: Fisch oder Krustentiere“, sagt er. Wir nicken zustimmend. Als nächstes bekommen wir einen Zero 2008 von Contadi Castaldi. Bei diesem Wein gehen die Meinungen etwas auseinander. Albini schlägt rohen Schinken oder Carpaccio vor, ein Nebenmann findet Weichkäse besser.

Dann schenkt uns die Sommelière die Riserva Francesco Iacono 2006 von Villa Crespia ein. Da der Koch gerade in der Küche kurz nach dem Rechten sieht, bleibt der Vorschlag des Kollegen, diesen Wein mit Tartare mit Dijonsenf zu kombinieren, bis auf einige gerunzelte Stirne am Tisch unwidersprochen.
Beim vierten Wein aber kommt Schwung in die Runde, allmählich findet selbst der müdeste unter uns Gefallen an diesem kleinen Spiel. Wir trinken die Riserva Girolamo Bosio 2006 von der Kellerei Bosio. „Ich stelle mir vor…“, sagt der Kollege  gedehnt und spielt mit seinen Fingern am Stiel seines Glases. „…gefüllte Wachteln.“ „Oder Tauben“, werfe ich ein. „Hummer à l'armoricaine“, sagt der zurückgekehrte Albini. „Foîe gras“, brummt der Kollege gegenüber in seinen Bart. „Aber frische, gebratene!“, ruft der Kollege  jemand neben mir und greift in die Gebäckschale.

Auch bei der Riserva 33 aus dem Jahr 2006 von Ferghettina sind die Vorschläge zahlreich: Sie reichen von rotem, gegrilltem Fleisch über irgendetwas mit Kalb bis hin zu gegrilltem Perlhuhn oder Hummer und uns allen wird deutlich bewusst, dass wir seit dem Mittag nichts mehr gegessen haben.
Als nächstes bekommen wir den Palazzo Lana Extreme 2006 von Guido Berlucchi eingeschenkt. Zunächst herrscht Schweigen rund um den Tisch, nachdenkliche Gesichter beugen sich über die Gläser. „Lasagne…“ sagt Albini schließlich zögernd. „Oder rohe Entenmuscheln.“ Zustimmendes Nicken in der Runde. „Hähnchen in Schokolade, das kenne ich aus Peru. Oder eine Forelle in der Wolle.“, schlägt der Kollege schräg gegenüber vor. Auf die fragenden Blicke antwortet er: „Das ist gekochte Forelle mit einer Soße aus Krabben, die den Fisch wie Wolle umhüllen.“ Auch meine Idee, es mit einem schlichten Krabbenbrötchen zu versuchen, kommt gut an.

Zur Riserva Bagnadore 2006 von Barone Pizzini stelle ich mir ein Kalbsschnitzel wunderbar vor. Die Kollegen nicken Allgemeine Zustimmung. „Oder einen Hecht mit weißer Soße“, sagt einer Mitstreiter. Wieder wird rund um den Tisch genickt. Ebenso bei den Ideen, es mit Culatello zu versuchen, dem Filetstück vom getrockneten Schinken, oder großen Austern. Drei Weine haben wir noch vor uns, als Albini langsam nervös wird. Schließlich steht in der Küche unser Abendessen auf dem Herd. So reißen wir uns nochmal zusammen und beeilen uns. Konzentriert verkosten wir die Riserva Giovanni Cavalleri 2005 von Cavalleri und einigen uns rasch auf Carpaccio vom Rind oder Thunfisch. Ebenso schnell verständigen wir uns auf geschmorte Pfifferlinge mit blauen Pflaumen zur Riserva 2006 Vittorio Moretti von Bellavista.
Erst als wir sozusagen den Zielstrich vor Augen haben, lehnen wir uns beim Annamaria Clementi 2005 von Cà del Bosco entspannt zurück. „Spaghetti aus dem Parmesan“, sage ich herausfordernd zum Kollegen schräg gegenüber. „Spaghetti Carbonara mit geraspelten Trüffeln“, kommt es zurück. Ich will noch etwas erwidern, doch in dem Moment erhebt sich Albini und sagt: „Hierzu passt alles außer Fleisch und Süßspeisen.“ Dann bittet er uns zu Tisch. Gott sei Dank!

Praktische Tipps - Vor Ort genießen

Die Franciacorta ist kulinarisch zweigeteilt. In Seenähe werden Süßwasserfische als Spezialität serviert. Der Ort Clusane gilt als Hochburg der tinca al forno, mit Käse, Semmelbröseln und Kräutern gefüllte, mit Olivenöl beträufelte und im Ofen gebratene Schleie, die mit Polenta serviert wird. Je weiter weg vom See, desto fleischlastiger werden die Speisen. Eine der Köstlichkeiten dort ist manzo all’olio, eine stundenlang in Olivenöl gekochte Rinder¬brust, die mit einer Sauce aus Zwiebeln, Karotten, Lauch und Sardellen serviert wird. Mehr zu den kulinarischen Highlights inklusive Restauranttipps finden Sie im Franciacorta-Spezial

Franciacorta - Der faire Preis!

In Deutschland sind die meisten Franciacorta-Künstler vertreten, ihre Weine sind in der Gastronomie eine gute Alternative zum Champagner, vor allem beim gut sortierten Italiener können Sie es ausprobieren. Wie in vielen Weinkarten sind auch hier die bekannten Marken am häufigsten zu finden. Im Fachhandel und Internet gibt es für 20 bis 35 € eine breite Palette an Franciacorta, also lohnt sich das Ausprobieren.
Das sagt der erfahrene Weinhändler Rene Sorrentino zum Franciacorta: Obwohl – oder gerade weil - die Franciacorta-Prickler zu den feinsten Schaumweinen Italiens zählen und i.d.R. nach der Metodo Classico erzeugt werden, fristen sie auf der Fläche ein Nischendasein. U.a. liegt das sicher darin begründet, dass in Deutschland italienisches Prickel-Feeling nach wie vor mit Prosecco (und da auch in der Spumante-Version) gleichgesetzt wird.
Zu finden sind sie eher im gut sortierten Fachhandel und bei italienischen Feinkosthändlern. Und obwohl sie am Ehesten mit Champagne-Schäumern vergleichbar sind, gibt es sehr gute Basis-Spumanti aus Franciacorta dort ab etwa 18 €. Jahrgangs-Cuvées, zumal aus besonderen Jahrgängen, können auch das Doppelte kosten. In der Gastronomie quasi italienischen Restaurants mit Anspruch und gut sortierter Karte vorbehalten.
Franciacorta-Tourismus - Weinstrasse, Restaurants und Sportaktivitäten