Kurz eingeschenkt (in wenigen Worten) - Das Piemont und der Nordwesten

Barolo, Barbaresco, Barbera und ein bunter Strauß von Perlen

FOTO: Feuchte Nebbiolotrester werden zweitverwertet, nicht nur für Grappa, sondern auch zum Verfeinern regional-typischer Kuhmilchkäse eingesetzt.

Anspruch auf die schönsten Weinberge Italiens können mit Recht manche terrassierten Hänge der Cinque terre erheben. Doch die Weinberge Liguriens, die um den Golf von Genua verstreut liegen, liefern nur geringe Mengen, insbesondere an Weißweinen, die im Land genossen werden. Nicht viel anders verhält es sich mit dem Aosta-Tal in den Alpen. Auf seinen sich bis zu 1300 Metern Höhe erstreckenden Terrassen reifen Weiß- und Rotweine, die durchaus Finesse besitzen, aber selten das Tal verlassen.

Die Großen und Berühmten

Ganz anders die großen Gewächse des Piemonts. DOCG Barolo und Barbaresco stehen an der Spitze der italienischen Weinhierarchie und ganz besonders ihre Einzellagenweine. Ihre besten Lagen finden sich – nicht weit von Alba – auf nach Süden und Südwesten ausgerichteten Hängen der Langhe. Denn der Nebbiolo, die Sorte, die ihnen ihre Klasse verleiht, ist heikel im Anbau, liebt Kalkmergel oder Sandstein und benötigt viel Wärme für die Reife seiner edlen Tannine. Sie geben ihm die Struktur, die ihn Jahrzehnte altern lässt.  

Tradition oder Innovation?

Bei den beiden Wein-Aristokraten gibt es zwei Schulen: die Traditionalisten, die mit eher langer Maischegärung und langem Ausbau in großen Holzfässern arbeiten und die Modernisten, die auf kürzere Vinifikationszeit und kürzeren Ausbau in neuen Barriques schwören. Längst hat sich herausgestellt, dass beide Ansätze zu herausragenden Weinen führen können.  
Im Zuge des Erfolgs dieser beiden Giganten haben die Winzer auch den anderen Sorten wie Barbera und Dolcetto mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen. Ebenso färbte der Erfolg etwas auf DOCGs des nördlichen Piemont, vor allem Gattinara ab. Mehr aber noch ließen sich die Güter in Alba, Langhe, Roero, Asti und Monferrato anspornen. Dabei feiert der aromatische Asti Spumante aus Moscato Bianco eigene Triumphe.  

Es darf auch schäumen

Die Lombardei mit ihrer Kapitale Mailand erzeugt eine ganze Anzahl an Weinen, von denen sich die meisten bislang nicht profiliert haben. Doch bei Brescia um den Lago d’Iseo hat sich Franciacorta zur angesehensten Schaumweinregion Italiens gemausert, während sich die DOC Lugana am Gardasee mit angenehm trockenen Weißweinen einen Namen macht. Im mit 17.000 Hektar größten, südlich von Mailand gelegenen Anbaugebiet Oltrepò  Pavese wächst die eigene Schaumweinproduktion, doch mehr Beachtung finden Rotweine aus Pinot Nero.   

Lambrusco aus der Umgebung von Bologna

Zum Nordosten zählt auch die Emilia-Romagna mit ihrer Hauptstadt Bologna, bekannt für üppige Küche, Käse, Schinken, Balsamico und den schäumenden roten Lambrusco. Man mag prickelnde Weine, die aber selten überzeugen. Die besten trockenen Weine findet man bei einzelnen Erzeugern in der Romagna.