Chianti Classico mit Gran Selezione und der Aufwertung von Radda, Panzano, Greve und Co.

Das Spezial zum Sangiovese im Chianti, ein Weingeschmack, der begeistert und voll im Trend liegt!

Manche nennen das, was im Jahre 2013 geschah, die Revolution im Chianti Classico: Damals stimmten die Mitglieder des Konsortiums bedeutsamen Neuerungen zu. Italienisch kann ja eine recht pathetische Sprache sein, so klingt es nach einem “historischen Wendepunkt für das DOCG-Gebiet des Schwarzen Hahns“. Der Gallo Nero (Schwarze Hahn) ist da das bekannte Markenzeichen dieser Weine. Dabei wurde doch lediglich die Qualitätspyramide neu geordnet und ein drittes Produkt an der Spitze der Qualitätspyramide des Weines eingeführt, könnten kritische Menschen erwidern. Doch liegt darin eine große Chance für das Anbaugebiet, die viele erkannt haben. Es gibt nach rund 10 Jahren deutlich weniger kritische Stimmen auf Winzer- wie auf Marktseite. Einige Winzer haben sich sogar die strengen Anbaukriterien für ihre älteren Jahrgänge absegnen lassen, so dass zb. Isole e Olena mit der GS 2010 gestartet ist und auch das kleine Weingut Querciavalle Losi bereits mit dem Jahrgang 2009 seine Gran Selezione eingeführt hat.

NEWS: Mit der Einführung der UGA-Bezeichnung auf dem Etikett der Gran Selezione im Jahre 2022 tritt auch die neue Regelung in Kraft, dass die Gran Selezione nur aus Sangiovese und einheimischen Rebsorten wie Canaiolo, Colorino erzeugt werden darf. Für Weingüter wie Castello di Ama oder Ruffino ist das ein herber Schlag, setzten sie doch auf kleine Anteile französischer Rebsorten und erzeugten davon vergleichsweise große Mengen.

Befürworter der Gran Selezione nehmen zu

Die Zeit wird es zeigen, ob sich die Hoffnungen erfüllen, die an die Chianti Classico Gran Selezione (GS) geknüpft sind, die der Anführer des Dreigestirns mit Chianti Classico Annata (Jahrgangswein) und Chianti Classico Riserva geworden ist. Ein klar definiertes Spitzenprodukt, das für Weinliebhaber und Sammler auf einer Stufe mit Barolo und Brunello steht. Wie sieht die neue Pyramide aus? Alle drei Weinkategorien sind klar definiert, müssen sich im Alkoholgehalt, Traubenqualität, der Reifezeit im Keller und natürlich im Geschmack unterscheiden.

Für die „Annata“ (Jahrgangs-Chianti Classico) sind mind. 12 Monaten Lagerung und mind. 12 Vol% Alkohol vorgeschrieben. Er ist der klassische Typ des jungen, fruchtigern und charaktervolllen (nicht banalen) Rotweins. Es ist ein ausgewogener, typischer Chianti Classico, der für pures Trinkvergnügen steht und vor allem die jungen Weintrinker ans Gebiet heranführen soll. Für etwas Verwirrung sorgen in der Vergangenheit die Tatsache, dass manche Winzer den Chianti Classico eher wie eine kleinen Riserva ausbauten. Die Preise liegen dafür entweder im Segment von 11-14 € oder 18-22 € Ladenpreis, je nachdem wie bekannt oder wie gross oder wie entschieden die Winzer sind. 

Die klassische Riserva muss mind. 12,5 Vol% und einer Lagerung von 24 Monaten vorweisen. In der Verkostungskommission wird Wert darauf gelegt, dass es ein vielschichtiger Rotwein mit präsenter Struktur und einer großen Lagerfähigkeit ist. Auch hier gibt es wahre Schnäppchen zu entdecken, wie die Riserva von Castello di Monsanto für ca. 16 € pro Flasche. Die meisten Weine kosten zwischen 20 und 30 € EVP.

Lange Lagerfähigkeit und große Finesse, das gilt sowohl für viele Riserva-Weine und natürlich erst Recht für die Gran Selezione. Der Wein hat mind. 13 Vol% Alkohol und reift mind. 30 Monate im Keller, damit sich „ein perfektes Gleichgewicht zwischen Eleganz und Kraft einstellen kann“. Natürlich werden die Grundlagen bei der sorgfältigen Auslese im Weinberg und der behutsamen Verarbeitung im Keller gelegt. Dies alles führt zu Weinen, die eine mächtige Struktur, Extrakt und Aromatiefe besitzen. Sie werden in zwanzig Jahren in Vergleichsproben der besten Jahrgänge mit den Rotweinen Brunello und Barolo bestehen können.

Die Produktionsvorschriften sehen vor, dass die GS aus den eigenen Weinbergen des Weinguts erzeugt wird, also entweder aus einem einzelnen Weinberg stammt oder eine Selektion der besten Trauben verschiedener Weinberge ist. Da diese Partien im Kellerbuch separat geführt und demnach auch vinifiziert werden müssen, ist der Winzer gezwungen, sich schon bei der Ernte für oder gegen die GS zu entscheiden. Und mit der bewußten Entscheidung für die GS entscheidet sich dann auch das Schicksal der restlichen Trauben, ob sie zur Annata oder Riserva verarbeitet werden. Solch eine frühe und bewusste Wahl sei der Qualität zuträglich, so argumentieren die Verantwortlichen des Konsortiums. Am Ende des Tages führt diese Neuregelung des "disciplinare" eine Verbindlichkeit in den Papieren ein, die viele Winzer ohnehin anwenden. Die Gran Selezione macht etwa 6 Prozent der Gesamt-Produktionsmenge des Chianti Classico aus, deutlich mehr als 150 Etiketten und Weingüter sind es derzeit. Schätzungsweise erreicht die GS damit einen Marktwert von rund 300 Millionen Euro. Die Definition der Verantwortlichen des Konsortiums lautet: „Weine aus den besten Lagen, die nach strengen Auflagen verarbeitet werden, um ein Spitzenprodukt zu erzielen, das im internationalen Weinbau neue Maßstäbe setzt.“

Sensorisch soll die Gran Selezione die Charaktereigenschaften eines Anbaugebietes unterstreichen, inbesondere die klimatischen und geologischen Unterschiede der neun Gemeinden des Chianti Classico. Verbindendes Element ist mehr denn je der Sangiovese, der diese Unterschiede auf feinste Weise in seinen Aromen, sowie seiner Säure- und Gerbstoffstruktur zeigen kann. Nach der Vorgabe ist die Gran Selezione ein Wein mit mächtiger Struktur, der dank Traubenselektion und langem Ausbau im Idealfall eine herausragende Harmonie, einen vielschichtigen Geschmack und die aromatische Komplexität großer Weine erreicht. Das Ziel ist die gekonnte Verbindung der charakteristischen Sangiovesefrucht mit der ein langes Leben garantierenden Gerbstoffstruktur. Nur wenn alles passt, dann erhält die Abfüllung die Zertifizierung als GS, d.h. die Verwendung der Marke Chianti Classico Gran Selezione hängt vom Okay nach der chemisch-physikalischen Laboranalyse sowie der Beurteilung durch eine Verkostungskommission ab. Diese prüft, ob der Wein den hohen Anforderungen genügt.

Das Konsortium – Ein wichtiger Erfolgsfaktor

Der interne Aufbau des Konsortiums umfasst alle für die Erfüllung der institutionellen Aufgaben erforderlichen Strukturen,  von den Schutzmaßnahmen und einzelnen Fachabteilungen wie der Rechtsabteilung bin hin zu Fördermaßnahmen durch die Marketingabteilung. Deshalb ist die gesamte Kette von der Produktion der Trauben bis hin zur Abfüllung des Produkts einem festgelegten System unterworfen, deren Daten direkt vom Konsortium verwaltet und in ein Computersystem öffentlicher Zugänglichkeit aufgenommen werden. Ein System, das es den Verbrauchern aus der ganzen Welt ermöglicht, die Herkunft der Flasche die sie erworben haben, per online auf der Webseite www.chianticlassico.com nachzuprüfen. Das Konsortium übt außerdem eine strenge Kontrolle über das bereits in den Verkaufskanälen vorhandene Endprodukt aus, um die Übereinstimmung mit dem zertifizierten Produkt zu überprüfen.

Foto oben: Eingang zum Weinkeller, es öffnet sich für Sie die historische und moderne Welt des Gallo Nero!
Foto unten: Deckenmalerei in der Kapelle des Castello di Brolio, Gaiole, Toskana